(dpa/mdr) Mit gut einstündiger Verspätung hat am Vormittag am Landgericht Bamberg der Prozess gegen einen ehemaligen Chefarzt des Klinikums Bamberg begonnen. Der Verteidiger aus Bochum war erst am Prozesstag angereist und stand im Stau, ließ deswegen die Prozessbeteiligten und Medienvertreter warten.
Vor dem Landgericht Bamberg muss sich ein ehemaliger Chefarzt wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Spezialisten für Gefäßchirurgie vor, sich unter dem Vorwand einer medizinischen Studie an jungen Frauen vergangen zu haben. Der Mediziner hatte erklärt, nur medizinisch plausible Untersuchungen ohne sexuelle Motivation durchgeführt zu haben.
Im vergangenen Sommer waren die Vorwürfe ans Licht gekommen, das Klinikum Bamberg kündigte dem ehemals angesehenen Mediziner daraufhin. Eine Medizinstudentin brachte die Ermittlungen ins Rollen. Wie sie dem Nachrichtenmagazin „Stern“ sagte, hatte sie nach der Teilnahme an der angeblichen Studie gravierende Erinnerungslücken gehabt. Eine Blutprobe habe gezeigt, dass ihr ein starkes Medikament zur Betäubung gegeben worden war. Bei ihren Ermittlungen findet die Polizei unzählige Fotos und Videoaufnahmen, die die Geschehnisse dokumentieren sollen. Zwölf mutmaßliche Opfer treten in dem Prozess als Nebenklägerinnen auf. Es handelt sich dabei um Patienten und Mitarbeiterinnen der Klinik.
Um den Fall aufzuklären, hat die Strafkammer 50 Zeugen geladen. Dazu kommen sechs Sachverständige, die unter anderem medizinische Fachfragen klären sollen. Der Angeklagte bestreitet laut seinem Anwalt die Vorwürfe: Es habe keine sexuell motivierten Handlungen gegeben, alles sei medizinisch plausibel. Zwölf Verhandlungstage sind zunächst angesetzt, ein Urteil dürfte erst gegen Ende Mai fallen.