„Mensch – sach halt auch amal was!“ - Zwei von drei Frauen wünschen sich sprachlustigere Männer. Sind Frauen miteinander unterwegs, so summt das Gespräch oft wie ein Bienenkorb. Reden Männer am Stammtisch nach ein paar Bierchen, so kann kaum einer noch sein eigenes Wort verstehen. Unter ihresgleichen stehen sich Frau und Mann nicht viel in Sachen Redelust nach. Aber zuhause? Bringt also die Partnerschaft, Beziehung, Ehe gleichzeitig Sprachlähmung über den Mann? Ein Jammer wäre das.
Denn Ehe und intensive Freundschaft sind doch dazu gemacht, dass die beiden miteinander reden, sprechen, diskutieren, sich lieben und auch streiten gerade auch mit Worten. Sie wollen sich einmischen in das Leben des anderen. Sie wollen mit dem andern auf dem Laufenden sein. Sie wollen einander austauschen. Sie sind doch zusammengezogen, haben gerade vielleicht sogar deshalb geheiratet, um nicht allein zu sein in den eigenen Wänden, mit sich selbst, der je eigenen Wahrheit: Jeder sehnt sich danach: Einer muss mich doch mögen, gerade in Kenntnis von (fast) all meinen Seiten.
Weit über die bloße Informations- und Nachrichtenübermittlung hinaus reicht der Grund des Redens. Die beiden spinnen und weben einen Sprachraum, sie sind sprachlich ständig in Berührung. Sie stimmen sich gegenseitig wie ein Musikinstrument, gar nicht zuerst durch Sachmitteilungen, sondern die Stimme sagt die Stimmung und Verstimmung an. Missmut, Zweifel, Freude, Traurigkeit kommt durch Sprache und Worte.
Ich glaube, Reden miteinander ist der Sauerstoff der Liebe. Und es kann Körperverletzung – ja ich meine das wirklich so - sein, wenn einer stumm bleibt. Ja, freilich, manchmal kann ich den anderen einfach nicht hören. Es wird mir zu viel, wenn ich zugeschüttet werde von Worten, Sätzen, Gefühlen. Zueinander Gehörende müssen sich und ihre Sprachbedürfnisse auch abstimmen. Und gerade auf diesem Feld ist es klug, nicht alles von dem Einen zu erwarten. Man sagt, dass Männer mehr an Sachverhalten interessiert seien und Frauen an Beziehungen. Männer diskutieren eher: War das jetzt eine Rote Karte oder nicht. Frauen reden lieber über den Eindruck von Menschen. Das Foul ist per Wiederholung und Slow Mo leicht geklärt.
Aber ob der Politiker, die Politikerin vertrauensvoll scheint, das hat hundert Facetten. Deswegen brauchen Frauen einfach länger. Sie differenzieren mehr, sie erläutern gern ihre Stellung im Geschehen.
Sie haben eine bessere Witterung für faule Sachen, während Männer oft so dumpf von sich überzeugt sind. Und darum müsste man viel reden. Aber der Mann drückt sich gern vorm Klären, begräbt lieber Ungereimtheiten, schweigt sich lieber aus, während Frauen an ihnen ihre Sinne schärfen. Übrigens - ich weiß von mir selbst: Auch der Schweiger redet. Ganze Hörspiele laufen in seinem Kopf, Dialoge übt er vor sich hin in seinem Kopfradio. Liebe Frau: Sei ihm Hebamme für sein Reden. Zart und vor allem geduldig führe ihn von Wort zu Wort. Bau ihm Brücken aus klugen Fragen. Hilf ihm, sich zu äußern, dass er nicht erstickt. Lade ihn ein, auch über sich selbst zu reden, offen, ehrlich und frei. Die Geduld lohnt sich.
Und, liebe Männer: Ein gutes Wort aus der Bibel noch für uns zum Anreiz und Appetit anregen: “Ein Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen.“ (Sprüche 25, 11).
Pfarrer Matthias Hagen, Bad Staffelstein