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LICHTENFELS: Weichen für Bahnhofs-WC gestellt

LICHTENFELS

Weichen für Bahnhofs-WC gestellt

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    So könnte sie einmal aussehen: Die barrierefreie neue Toiletten-Anlage am Bahnhof in Lichtenfels mit Kabinen für Männer, Frauen und Behinderte.
    So könnte sie einmal aussehen: Die barrierefreie neue Toiletten-Anlage am Bahnhof in Lichtenfels mit Kabinen für Männer, Frauen und Behinderte. Foto: FotoMontage: Martin/Glöckner,Grafik MP

    Die beinahe schon unendliche Geschichte der verschlossenen Bahnhofs-Toilette in Lichtenfels neigt sich offenbar dem Ende zu. Wie unsere Redaktion am Freitag auf Nachfrage erfahren hat, stehen die Stadt Lichtenfels und die Deutsche Bahn kurz vor einer gemeinsamen Lösung des jahrelang schwelenden und immer wieder diskutierten Problems.

    Behindertengerecht

    Demnach ist geplant, im Bahnhof Lichtenfels in der Nähe der Fahrradständer, wo jetzt eine kleine Grünfläche ist, einen hochmodernen WC-Container mit getrennten Räumen für Männer, Frauen und Behinderte aufzustellen. Dies sagte Erster Bürgermeister Andreas Hügerich.

    Auf diese Lösung habe man sich bei einem Gespräch vor etwa zwei Wochen vor Ort geeinigt, an dem neben der Stadt auch Vertreter der Deutschen Bahn beteiligt gewesen seien. „Wir stellen bei uns eine Anlage hin, die das Modernste ist, was es derzeit auf dem Markt gibt“, sagte Stadtbaumeister Jürgen Graßinger.

    Nach seinen Worten wird der Container etwa sechs mal vier Meter groß sein und in Fertigteilbauweise hergestellt. „Es ist ein hochwertiges Gebäude“, so Graßinger weiter. Die Stadt plane hier für die Zukunft.

    „Was nützen Toiletten, wie an manchen Autobahn-Raststätten, wenn zum Beispiel Frauen sie nicht benutzen wollen“, so der Stadtbaumeister. Eine Lösung in Verbindung mit den geschlossenen und in die Jahre gekommenen Toiletten-Räumen im Bahnhofsgebäude wurde wohl auch deshalb nicht in Betracht gezogen. Es werde ein energetisches Gebäude sein, so der Stadtbaumeister weiter. Die Toiletten verfügen über eine automatische Sitzbrillenreinigung. Ein Reinigungsvorgang dauere zwei Minuten. Die Anlage soll ein Höchstmaß an Hygiene bieten. Weiterhin wird das künftige Container-WC im Lichtenfelser Bahnhof barrierefrei sein und über Notfall-Funktionen verfügen.

    Wer die neue Bahnhofs-Toilette benutzen wolle, müsse einen Unkostenbeitrag entrichten, so die Information aus der Stadtverwaltung. Über die Höhe dieses Beitrags wollte die Stadt am Freitag noch nichts sagen.

    „Wir haben uns seit meinem Amtsantritt sehr viel um eine Lösung in dieser Frage bemüht. Das Thema gehört jetzt abgeschlossen.“

    Andreas Hügerich, Erster Bürgermeister

    Die Toiletten-Anlage soll rund um die Uhr benutzbar sein. Die Stadt plane, für jeden Kunden des WC maximal 20 Minuten zur Verfügung zu stellen. Danach öffne die Türe der Anlage automatisch wieder. Mit diesen Intervallen solle unter anderem vermieden werden, dass die Toiletten-Kabinen für andere Zwecke missbraucht werden.

    „Wir haben uns seit meinem Amtsantritt im vergangenen Jahr sehr viel um eine Lösung in dieser Frage bemüht. Das Thema gehört jetzt abgeschlossen,“ sagte Andreas Hügerich wörtlich. Man sei jetzt wenige Meter vor dem Ziel. Die Stadt hole derzeit Angebote für verschiedene Anlagen ein. Danach komme das Projekt in den Stadtrat. Im jetzigen Haushalt 2015 sind für das Bahnhofs-WC 200 000 Euro eingestellt worden.

    Wie sich die Bahn an den Kosten für die neue Anlage beteiligen will, steht noch nicht fest. Ein Sprecher der Bahn wollte dazu am Freitag keine Auskünfte machen.

    Andreas Hügerich sagte, die Bahn habe eine finanzielle Beteiligung „in Aussicht gestellt.“ Bisher hatte die Bahn immer wieder signalisiert, sich an einer Lösung in Lichtenfels mit anteiliger Übernahme an Unterhaltskosten zu beteiligen.

    Seit Oktober 2008 geschlossen

    Im Oktober 2008 war die Bahnhofs-Toilette in Lichtenfels von der Bahn geschlossen worden. Die Räume waren alt und stanken, eine Renovierung lehnte die Bahn aus Kostengründen ab. In den folgenden Jahren wurde immer wieder versucht, diesen Zustand zu ändern. Bahn und Stadt beziehungsweise heimische Kommunalpolitiker schoben sich anfangs gegenseitig die Schuld zu, dass in dieser Sache nichts voranging.

    Die Schließung wirkte sich bald auch auf das Bahnhofs-Bistro aus. Dessen Pächterin schloss schließlich ihr WC ab und gab den Schlüssel dafür nur noch an zahlende Bistro-Kunden weiter, weil etliche Bahnkunden das Bistro-WC im Durchgang benutzten.

    Beschwerden über Notdurfte im Bereich des Bahnhofs gab es auch immer wieder. Die nächst gelegene öffentliche Toilette befindet sich im etwas 5 Minuten entfernt liegenden Rathaus. Auch in Kommunalwahlkämpfen, zuletzt 2014, spielte das fehlende Bahnhofs-WC eine Rolle. Kritiker sagten, ein ICE-Bahnhof ohne Toilette sei unmöglich und eine ganz schlechte Visitenkarte für die Stadt.

    2010 schaffte es die fehlende Lichtenfelser Bahnhofstoilette sogar bis in das Magazin „Stern“. Der damalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer empörte sich, dass der Bahnhof in Freilassing, das zum Wahlkreis des Ministers gehörte, kein modernes WC hatte. Das Problem wurde schnell gelöst. Dank des Einsatzes von Ramsauer gab es bald eine schöne WC-Anlage für den bayerischen Grenzort. Der „Stern“ spöttelte, der damalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg müsse auf jeden Fall Ähnliches für das in seinem Wahlkreis liegende Lichtenfels hinbekommen wie Parteikollege Ramsauer in Freilassing. Schließlich könne der Baron doch wohl nie Bundeskanzlerkandidat werden, wenn er in seinem Heimatwahlkreis nicht mal eine Klo-Frage lösen könne.

    Ebenfalls im Jahr 2010 hatten die Kulmbacher den Lichtenfelsern vorgemacht, wie man schnell eine in der Öffentlichkeit geforderte Bahnhofstoilette auf die Beine stellen kann. Die Bierstadt ließ sich die öffentliche Einrichtung in Fertigteilbauweise damals 105 000 Euro kosten. Davon übernahm die Regierung von Oberfranken 45 000 Euro.

    Bezuschussung angestrebt

    Im Stadtrat von Lichtenfels sind seit 2008 etliche Anläufe gemacht worden, die WC-Kuh vom Eis zu bringen. Alle Versuche schlugen fehl. Es gab nie übereinstimmende Meinungen und folglich auch keine Mehrheiten für eine Lösung. In den jüngsten Jahren wurde immer wieder die Forderung aufgestellt, die neue Toilette am Bahnhof in Lichtenfels müsse unbedingt behindertengerecht sein.

    Die neue Toiletten-Anlage am Bahnhof in Lichtenfels soll ebenfalls bezuschusst werden. Ein entsprechender Antrag werde vorbereitet, so der Stadtbaumeister. Im Übrigen, so betonte Jürgen Graßinger weiter, werde die neue Lichtenfelser WC-Anlage deutlich „besser“ sein als die im Kulmbachern Bahnhof.

    Rathauschef Hügerich und der Stadtbaumeister rechnen damit, dass das Bahnhofs-WC noch in diesem Jahr am vorgesehenen Platz stehen und benutzbar sein wird. „Ende August soll die Anlage stehen“, so Graßinger.

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