Die Hegeschau des Bayerischen Jagdschutz- und Jägervereins von Lichtenfels, in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt von Lichtenfels und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Coburg) vermittelte einen guten Überblick des jagdlichen Geschehens im Landkreis Lichtenfels. Kreisvorsitzender Michael Ament stellte den bedenklichen Rückgang des Niederwildes in den Fokus.
Mit einem Willkommensgruß leitete Ament die Hege- und Naturschau, zugleich verbunden mit der Jahreshauptversammlung des BJJV-Kreisverbandes von Lichtenfels, im Landgasthof „Karolinenhöhe“ ein. „Was ist aus dem Feldhasen, dem Kaninchen, Fasan und Rebhuhn nur geworden?“, fragte der Kreisvorsitzende. Gründe für den Rückgang mögen vielleicht die intensive Landwirtschaft, die Zunahme der Beutegreifer und ein signifikanten Verlust von Lebensräumen sein. Es sei wichtig, der Betrachtung des Niederwildes eine besondere Beachtung zu geben.
Zumal die Landwirtschaft in Europa durch die EU-Agrarreform ökologischer und nachhaltiger werden soll. Eckpfeiler dessen seien staatliche Maßnahmen, die unter den Begriffen wie „Kulap“ und „Greening“ zusammengefasst werden.
Diese müssen wir in Anspruch nehmen, sagte BJV-Kreisvorsitzender Michael Ament. Er erklärte, dass dabei auch die Dienste der neuen Wildlebensraumberater wichtig sein werden. Denn im Landkreis Lichtenfels gibt es viele naturliebende Bürger, Förster, Landwirte, Naturschutzverbände und einen Landschaftspflegeverband – alles beste Voraussetzung für eine Verbesserung der heimischen Natur. Davon könne das Niederwild profitieren.
Grundsätzlich sei die Jägerschaft immer offen für alle neuen Projekte, so der BJJV-Funktionär. Nur sollte sie, wenn es beispielsweise um die Beweidung von Flächen mit Rindern geht, ebenfalls mit ins Boot genommen werden.
Ament informierte danach über einige Veränderungen im Verein. So seien zu neuen Hegeringleitern Karl Hafermann (Maintal-Süd), Gisbert Sattler (Hochjura), Matthias Fischer (Maintal Nord) und Peter Richter, sein Stellvertreter Dr. Friedrich-Wilhelm Müller (Oberes Maintal) sowie als Hornmeister Andreas Winkler gewählt worden.
Ein Grußwort der Stadt Lichtenfels sprach Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner. Sandra Groß von der Unteren Jagdbehörde im Landkreis Lichtenfels ging auf die Abschussplanung ein, die in dem vorgegebenen Zeitraum zu 95,87 Prozent erfüllt wurde. Im Landkreis Lichtenfels wurden dabei im Jagdjahr 2014/2015 2416 Stück Rehwild zur Strecke gebracht, wovon 499 Böcke, 579 weibliche Tiere und 568 Kitze waren.
Die Bilanz des Niederwildes ergab 36 Fasanen, 860 Feldhasen, 158 Kaninchen und zwei Rebhühner. Anhand interessanter Statistiken zeigte Sandra Groß dabei auch die Entwicklung der Wildbestände in den vergangenen Jahren auf. Kreisjagdberater Wolfgang Jakob ging auf die Bejagung des Schwarzwildes ein, wobei im zu Ende gegangenen Jagdjahr 666 Stück Schwarzwild (18 Keiler, 29 Bachen, 347 Überläufer und 272 Frischlinge) von der Jägerschaft und den Mitgliedern der staatlichen Forstverwaltung erlegt wurden.
Beeindruckende Trophäen
Der Kreisjagdberater gab zugleich auch den Bericht der Bewertungskommission der Hegeschau, die 459 vorgelegte Trophäen und 18 Keiler-Waffen in Augenschein genommen hat. Davon waren acht Prozent der Rehböcke der Klasse I, 27 Prozent der Klasse II und 65 Prozent der Klasse III zuzuordnen. Seinen „Lebensbock“, so Kreisjagdberater Wolfgang Jakob, konnte dabei sicherlich Dieter Schmidt, Lettenreuth, mit einem Gehörgewicht von 440 Gramm erlegen; sehenswert zugleich die Rehbockgehöre von Karlheinz Erras, Stetten-Tiefenroth (390) und Jürgen Vollmer, Weiden (370). Die drei Trophäen wurden mit einer Gold-Medaille ausgezeichnet.
Vollstes Verständnis für die Leidenschaft und Passion der Waidkameraden hatte Landrat Christian Meißner. Er sah Gemeinsamkeiten beim Thema „Wald und Wild“ im Bereich des anstehenden neuen Vegetationsgutachten. Er und seine Behörde hätten sich immer bemüht, mit allen Betroffenen im Gespräch zu bleiben und in einem gemeinsamen Dialog die anstehenden Punkte zu klären. Lob gab es hier für den Jagdbeirat für die sachliche Zusammenarbeit.
Der Bereichsleiter Forsten, Oliver Kröner, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Coburg sah auf dem Gebiet des Naturschutzes, des Waldbaus und der Forstwirtschaft ebenfalls vielfältige Berührungspunkte. Er ging insbesondere auf das forstliche Gutachten zur Waldverjüngung (auch Vegetations- oder Verbissgutachten genannt) ein, deren Aufnahmen im Sommer ausgewertet sind. Wenn Ergebnisse (Waldbilder) vorliegen, so Forstdirektor Kröner, können mit Mitarbeitern seines Amtes gerne nochmals Waldbegehungen in den jeweiligen Revieren vorgenommen werden. Rückblickend sprach Kröner noch die letzten Sturmschäden an, die hierzulande keine gravierenden Auswirkungen ergaben. Frau Greiner-Fischer vom Veterinäramt im Landkreis Lichtenfels informierte über die Tätigkeit ihrer Behörde und zeigte sich erfreut darüber, dass es von der Jägerschaft eine erfreuliche Unterstützung gibt.
Weitere Referate erfolgten durch den Naturschutzbeauftragten der Jägerschaft von Bad Staffelstein, Dr. Peter Neu, der auch förderfähige Umweltkonzepte ansprach, während Matej Mezovsky vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Coburg, Außenstelle Bad Staffelstein, auf den „Wildlebensraum in der Feldflur“ einging.
Der Leiter der Polizeiinspektion von Lichtenfels, Willibert Lankes, sprach von einem guten Miteinander mit der heimischen Jägerschaft. Dies sei auch vonnöten, denn alljährlich gebe es eine große Zahl von 250 bis 300 Wildunfällen.
Im weiteren Verlauf informierte Andreas Körner vom Bayerischen Jagdverband über das digitale Schwarzwildmonitoring, das anschließend reichlichen Gesprächsstoff bot. Friedrich Stehl ging auf Naturschutzmaßnahmen ein, während Werner Pietschmann über das Hundewesen informiert.
Schatzmeister Dieter Domes verwies auf eine solide Kassenlage. Für das neue Jagdjahr wünschte BJV-Kreisvorsitzender Michael Ament allen viele gute Anblicke in den Revieren, eine unfallfreie Zeit und ein kräftiges Waidmannsheil.
Ehrungen
Der festliche Rahmen der Hauptversammlung bot eine gute Gelegenheit, um langjährige Waidkameraden für ihre Treue zur BJV-Kreisgruppe Lichtenfels zu ehren. Es waren dies: 25-jährige Mitgliedschaft – Hans Widenmayer, Stefan Tenzler; 40-jährige Mitgliedschaft – Werner Fischer, Dr. Friedrich-Wilhelm Müller; 50.-jährige Mitgliedschaft – Lothar Weich; 65.-jährige Mitgliedschaft Johann Sebastian Wasikowski.