Das Polstermöbelunternehmen Machalke in Hochstadt hat einen neuen Eigentümer: Es ist die Neofacture Furniture GmbH. Das Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen Wolfsburg hat die Machalke-Geschäftsanteile vom bisherigen Schweizer Eigentümer, Desema Holding AG, in Olten gekauft. Dies teilten die beiden Unternehmen am Dienstag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Machalke in Hochstadt beschäftigt derzeit 150 Mitarbeiter und ist eines der führenden Polstermöbelunternehmen in Oberfranken.
„Ein Stück weit ein Befreiungsschlag“
Thomas Schlosser, derzeitiger und zukünftiger Geschäftsführer der Machalke Polsterwerkstätten GmbH, sieht sein Unternehmen durch die Übernahme gestärkt: „Unser Standort in Hochstadt ist durch diese Übernahme gefestigt worden“, sagte er am Dienstag auf Nachfrage gegenüber dieser Redaktion. Der bisherige Schweizer Eigentümer Desema habe sich auf seine eigenen Projekte in der Schweiz konzentrieren wollen, so Schlosser auf Fragen zu Beweggründen der Schweizer Voreigentümer. Die Belegschaft in Hochstadt sei sofort informiert worden und habe den Verkauf an die Wolfsburger „gut aufgenommen“, so der Geschäftsführer weiter. „Für die Mitarbeiter ist das sogar ein Stück weit ein Befreiungsschlag“, meinte Schlosser wörtlich. Der neue Eigentümer sei „ein Stratege, der sich mit Produktion beschäftigt“ und dem Hochstadter Unternehmen so eine sehr gute Perspektive biete. Nun könnten hoffentlich jene Investitionen in den Standort Hochstadt getätigt werden, die in der jüngsten Zeit aus verschiedenen Gründen ausgeblieben seien.
„Jetzt ist die Planungssicherheit wieder hergestellt und wir können Projekte in Angriff nehmen, die wir bisher zurückstellen mussten. Man darf jetzt schon auf die Themen gespannt sein, die wir zur Hausmesse im September präsentieren werden. Wichtig ist, dass wir uns jetzt wieder auf das Tagesgeschäft konzentrieren können, auf die Entwicklung und Vermarktung marktgerechter Polstermöbelkollektionen,“ sagt Schlosser. Machalke will auch sein Internetgeschäft ausbauen. Schlosser sah in diesem Segment bereits anlässlich eines Firmenbesuchs dieser Redaktion im September vergangenen Jahres mittelfristig einen Anteil von bis zu 15 Prozent am Gesamtumsatz, der damals bei 30 Millionen Euro jährlich lag.
„Jetzt ist die Planungssicherheit wieder hergestellt und wir können Projekte in Angriff nehmen, die wir bisher zurückstellen mussten. “
Thomas Schlosser, Geschäftsführer Machalke
Für die Neofacture Furniture GmbH wird Hubertus Kläs das neue Investment betreuen und führen. „Die Übernahme des renommierten Hochwert-Polsterunternehmens Machalke ist ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zu einem leistungsfähigen und vertikal integrierten Teilnehmer des Möbelmarktes“, betont Kläs in der gemeinsamen Pressemitteilung. Nun gehe es daran, „das Unternehmen Machalke durch neue Produkt-, Vermarktungs- und Logistikkonzepte wieder zu der angestammten Marktposition zurückzuführen.“ Machalke feiert im Übrigen kommendes Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Das Unternehmen ist bekannt für seine Ledermöbel: Der Anteil im Machalke-Portfolio lag vor kurzem bei 85 Prozent. Zwei bis drei Rinderhäute seien notwendig, um ein 2,50 Meter breites Sofa zu beziehen, hatte der Geschäftsführer bei einem Rundgang anlässlich der Polstermöbel-Hausmessen 2014 erläutert. Zum überwiegenden Teil verwendet die Firma im Hochstadter Ortsteil Wolfsloch Material aus Europa, aber auch Leder aus Brasilien oder vom thailändischen Wasserbüffel hängt auf Hunderten von Ständern. Die teuersten von ihnen wurden nach einem neuartigen Verfahren gegerbt, mit Extrakten von Olivenblättern anstelle der verbreiteten chromhaltigen Substanzen, was vor allem Allergiker zu schätzen wissen.
Geschäftsführer Schlosser informierte im September 2014, dass die Mitarbeiter von Machalke durchschnittlich 350 „Sitzeinheiten“ am Tag produzieren. „Mittelmäßig zufrieden“ war er damals mit dem Geschäftsverlauf 2014.
„Weg von wuchtigen Möbeln“
Das durchschnittliche Umsatzplus der oberfränkischen Branche für das erste Halbjahr 2014 von zwei Prozent war im September 2014 für Machalke nach eigenen Angaben nicht mehr erreichbar. Die Firma hatte anlässlich der Hausmessen im September vergangenen Jahres auch angekündigt, mit „feinerer Linienführung“ bei ihren Produkten punkten zu wollen. Schlosser: „Der Trend geht weg von wuchtigen Möbeln, das acht Meter breite Sofa bauen wir nur noch selten“.
Dezente Variationen bei den Farben seien in, wobei Naturtöne nach wie vor gefragt sind. Funktionselemente wie Dreharmlehne, Sitzauszug oder Kopfteilverstellung spielten bei Machalke eine „mittlere Rolle“. Sie würden nur dann einsetzt, wenn sie dem Komfort dienen.
Neofacture Furniture
Die Neofacture Furniture GmbH gehört zur Wolfsburger Prevent Group und soll deren Möbelaktivitäten bündeln und koordinieren. Prevent ist ein international agierendes Industrieunternehmen mit Schwerpunkt in der Automobilzulieferindustrie. Weltweit beschäftigt Prevent mehr als 10 000 Mitarbeiter an etwa 30 Standorten. Das Produktportfolio reicht dabei von Autositzbezügen über Metall-Bauteile, Textilien und Leder bis hin zu Aktivitäten in der Möbel- und Bekleidungsindustrie. Gerade die logistischen Erfahrungen aus der Automobilindustrie will Neofacture Machalke zugänglich machen, denn man gehe davon aus, dass das Thema„Lieferzeit“ in der Möbelindustrie zukünftig eine wesentlich wichtigere Rolle spielen werde als bislang.