Ein milder Winter und heiße Sommermonate haben im heimischen Landkreis, wie in ganz Nordbayern, zu einer Mäuseplage auf Wiesen und Äckern geführt, die immer noch akut ist. „In vielen Flächen sind außergewöhnlich große Schäden durch eine ungewöhnlich starke Feldmauspopulation festzustellen“, teilt das Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Coburg jetzt mit. Betroffen seien vor allem Grünlandflächen, aber auch neu bestellte Flächen mit Winterraps und Wintergetreide.
Betroffene Bauern und Grundstücksbesitzer können seit Kurzem noch konsequenter gegen die Nager angehen: Für „kritische Fälle“ hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erstmals seit 2007 wieder den Einsatz sogenannter Ratron Feldmaus-Köder (Wirkstoff Chorphacinon) genehmigt. Die Regelung gilt bis 29. Dezember dieses Jahres. Normalerweise dürfen die Nager auf Feldern und Wiesen bei Überzahl nur mauslochweise angegangen werden. Kritische Fälle seien genau geregelt, sagt der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in Lichtenfels, Hans-Jürgen Rebelein, dieser Redaktion auf Nachfrage. Betroffene müssten die Überbevölkerung der Nager auf ihren Flächen nachweisen: In einem Umkreis von 225 Quadratmetern müssten sie alle auffindbaren Mäuselöcher verschließen, indem sie beispielsweise mit dem Schuhabsatz Erde darauf schieben. Seien nach 24 Stunden mehr als zwanzig Löcher wieder freigebuddelt worden, gelte die Anzahl der Mäuse als hoch genug, um der Landwirtschaft Schaden zuzufügen. Ist der Nachweis erbracht, müssen Landwirte für jede einzelne Flurnummer Anträge auf zusätzliche Mausbekämpfung beim Fachzentrum für Pflanzenbau in Bayreuth stellen. Die chemischen Köder dürften nur auf Ackerbaukulturen (auch in Beständen zur Futter- und Saatguterzeugung) ausgestreut werden sowie in Obstkulturen, bei Möhren sowie auf Wiesen, Weiden. In Schutzgebieten gelte die jetzt erlassene Sonderregelung nicht.
„Wir schätzen heuer drei bis vier Mal so viele Mäuse wie in einem normalen Jahr“, heißt es vom Amt für Landwirtschaft. Durch die Mäuseplage würden viele Kulturen kaputt gehen. Auf Wiesen seien braune Flecken jetzt schon zu sehen, mögliche Schäden auf Äckern erst später. Bei Grünland seien im Einzelfall in diesem Jahr bis zu 70 Prozent Einkommensverlust möglich, sagt Rebelein. Ein Hektar Grünland hat laut Landwirtschaftsamt einen Futterwert von 800 bis 1000 Euro. Bei 20 bis 30 Hektar könne der Verlust in die tausende Euro gehen.
Rebelein verteidigt den von Naturschützern abgelehnten Einsatz der chemischen Köder, die die Nager innerlich verbluten und verenden lassen. „Kein Bauer wartet gerne ab, bis sein Weizen aufgefressen wird“, sagt er. Abgesehen davon bevorzuge er die natürliche Mäusebekämpfung: „Frost im Boden oder so viel Regen, dass das Wasser in den Löchern stehen bleibt.“