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LICHTENFELS: Körbe und Hüte aus Bananenblättern und Gras

LICHTENFELS

Körbe und Hüte aus Bananenblättern und Gras

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    Flechtwerk aus Uganda: Jan Johanson mit einer „Winnowa“, die zum Teil mit Kuhdung abgedichtet wurde.
    Flechtwerk aus Uganda: Jan Johanson mit einer „Winnowa“, die zum Teil mit Kuhdung abgedichtet wurde. Foto: Gerda Völk

    Der Raum in der ehemaligen Synagoge konnte die vielen Menschen kaum fassen. Gut 200 Besucher waren am Freitagabend nach Eröffnung des Korbmarktes zur Vernissage der Ausstellung „Flechtkunst aus Uganda“ gekommen. Auch Bürgermeister Andreas Hügerich zeigte sich überwältigt von der Resonanz der Besucher. „Lichtenfels hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Korbmarkt internationaler aufzustellen“, sagte der Bürgermeister. Sein Dank galt Manfred Rauh, Geschäftsführer des Vereins „Zentrum Europäischer Flechtkultur“ (ZEF), der die Ausstellung nach Lichtenfels geholt hat.

    Konzipiert wurde sie von den Korbflechtern Jette Mellgren und Jan Johanson aus Dänemark. Beide sind seit Jahren an einem Entwicklungsprojekt in Uganda beteiligt, das von der dänischen Regierung finanziert wird. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Stärkung des Flechthandwerks in dem afrikanischen Land. „Auch Uganda wird von Korbwaren aus China überflutet“, erläuterte Jan Johanson in seinem einführenden Vortrag zur Ausstellung.

    Uganda ist ein Land voller Kontraste mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Gut 90 Prozent der Bevölkerung lebt in den traditionellen runden Hütten, die mit Stroh gedeckt sind. Geflochten wird mit den Materialien, die in der Natur vorhanden sind: Bananenblätter, Papyrus, Stroh, Gräser, Palmen und Tannennadeln. Als Verzierung findet unter anderen auch Bonbonpapier Verwendung.

    Die ausgestellten Gegenstände spiegeln die Geschichte und das Leben ihrer Urheber wider. Die Körbe, Matten, Hüte und Taschen zeugen aber auch von den fundierten Kenntnissen ihrer Urheber über Formen, Techniken und Materialien. Zugleich faszinieren sie durch Authentizität und Ästhetik.

    In der Ausstellung dominieren die Gebrauchsgegenstände und geben einen Einblick in das alltägliche Leben der Menschen. Statt den bei uns üblichen Betten gibt es aus Palmenblättern geflochtene Schlafmatten. Die sogenannte Mukeka findet auch als Türvorleger oder Gebetsteppich Verwendung und als Unterlage bei der Trocknung von Mais und Bohnen. Zu den wichtigsten Gegenständen eines ugandischen Haushalts zählt ein „Winnowa“, der für die Zubereitung der täglichen Nahrung unentbehrlich ist. Die flache Korbwanne wird für die Sortierung und Reinigung von Reis, Sesam, Hirse und Bohnen verwendet. Ihr Aussehen hängt von den Traditionen des jeweiligen Stammes ab und von den in der Natur vorhandenen Materialien. Damit die Reiskörner nicht herausfallen können, wird die „Winnowa“ manchmal mit Kuhdung abgedichtet.

    In Uganda ist es üblich, dass die Frauen ihre Babys in den ersten zwei Lebensjahren auf dem Rücken tragen. Ein geflochtener Olulu dient als Schutz des Säuglings vor Sonne und Regen. Dieses an ein Kopftuch erinnernde Kleidungsstück gibt es nur im nordwestlichen Teil Ugandas. Kuhdung macht es für Wind und Wetter undurchlässig. Die gezeigten Gebrauchsgegenstände bestechen auch durch ihr Design und die kunstvolle Verarbeitung. Zu den viel bewunderten Arbeiten zählen auch eine Jacke und eine Auswahl an Hüten. Wie Jan Johanson erläuterte, geht in Uganda ein 75-jähriger Mann mit einem selbst geflochtenen Anzug auf den Markt und verkauft dort seine Flechtwaren.

    Mit dem Erlös aus dem Verkauf ihrer Flechtwaren zahlen die Frauen oft das Schulgeld ihrer Kinder. Die während des Korbmarktwochenendes geöffnete Schau zeigte auch ein 100 Jahre altes Gefäß, das bislang noch nie auf einer Ausstellung in Deutschland zu sehen war.

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