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LICHTENFELS: „Ich erinnere mich genau“

LICHTENFELS

„Ich erinnere mich genau“

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    Beindruckend: Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Zwei-Personen-Stück „Ich erinnere mich genau“ mit Christine Reitmeier und Liza Riemann (rechts).
    Beindruckend: Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Zwei-Personen-Stück „Ich erinnere mich genau“ mit Christine Reitmeier und Liza Riemann (rechts). Foto: Andreas Welz

    Der Hospizverein Lichtenfels präsentierte am Mittwoch im Stadtschloss das Zwei-Personen-Stück von Brian Lausund unter der Regie von Sebastian Goller „Ich erinnere mich genau“. Christine Reitmeier und Liza Riemann erzählten eindrucksvoll die Geschichte einer demenzkranken Mutter, die bis zum Tod von der Tochter gepflegt wird. Im Verlauf der Krankheit geht Hannah, die Tochter, durch ein Wechselbad von Gefühlen. Schmerz und Mitleid gehören ebenso dazu wie Hilflosigkeit, Ärger, Wut, Trauer und Verzweiflung. Daneben muss sie ganz praktische Herausforderungen bewältigen. Sie verwendet einen großen Teil ihrer Zeit und Kraft darauf, sich um die Mutter (Christine Reitmeier), zu kümmern.

    Freiräume schaffen

    Deutlich wurde aber auch: Es ist gut und richtig, für einander da zu sein. Doch niemand verlangt von Pflegenden, dass sie sich selbst aufgeben. Um selbst gesund zu bleiben, sollten sie von Verwandten, Freunden, Nachbarn und professionellen Pflegekräften Hilfe einfordern. Das schafft Freiräume, schützt vor Überlastung und verhindert, dass die Demenz eines Familienmitglieds das eigene Leben vollständig bestimmt.

    Die Schauspielerinnen bespielen realistisch ein großes Thema unserer Zeit. Eine Mutter-Tochter-Geschichte, die sich heute und morgen überall ereignen kann. Fünf Millionen Menschen in Deutschland haben ein Familienmitglied, das an Alzheimer erkrankt ist. 720 000 der 1,3 Millionen Patienten leben zu Hause. Die Sorge für die Erkrankten und ihre Angehörigen wird unsere alternde Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten intensiver beschäftigen.

    Der Anfang des Stückes ist Staunen und Lachen. Bislang unbekannte Details aus dem Leben von Martha, der Mutter, werden bekannt. Unter Einfluss von Drogen sei sie über eine Waldlichtung mit dem Räuber „Hotzenplotz“ getanzt. „Die Mutter war ein Junkie“ stellt Hannah amüsiert und ungläubig fest. Den Karton mit den Postkarten des Verehrers kann sie nicht finden, obwohl sie ihn eben noch in der Hand hatte.

    Der hilflose Arzt mit seinem professionellen Handdruck und den vielen lateinischen Begriffen verärgert Mutter und Tochter. Sein Vorschlag, die Kranke in ein Pflegeheim zu geben, lehnt die Tochter entschieden ab. Sie will für die Mutter da sein, auch dann, wenn schwere Zeiten bevorstehen. Immer schneller dreht sich die Spirale der Krankheit.

    Der Tochter bleibt neben der Pflege kaum noch Zeit für die Freundin, der sie in der Küche bei einem Glas Rotwein in Briefen ihre Not beschreibt. „Die Demenz verändert nicht nur den Kranken, sondern auch mich“, schreibt sie.

    Situation eskaliert

    Die Situation eskaliert als die Mutter in der Küche ihre Notdurft verrichtet. Der Stress der Tochter mündet in Handgreiflichkeiten. Doch schließlich nimmt die Geschichte ein harmonisches Ende. Die Tochter findet einen Weg, von ihrer Mutter einen versöhnlichen Abschied zu nehmen. Sie erinnert sich an einen Satz, den ihre Mutter ganz zu Beginn einmal beiläufig gesagt hat: „Man muss sehen, was schön ist“. Nach den letzten Worten setzte lang anhaltender Beifall ein.

    Die Veranstaltung wurde durch die Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis Lichtenfels unterstützt. Die musikalische Umrahmung übernahm das Blockflötenensemble des Evangelischen Bildungswerkes Kronach-Ludwigstadt-Michelau unter der Leitung von Dorothea Lintzmeyer. Die Vorsitzende des Hospizvereins Lichtenfels, Evelyn Kondruss, wies auf Filmabende an den vier Freitagen im November mit der Ökumenischen Kur- und Urlaubsseelsorge Bad Staffelstein hin mit dem Titel „Der Weg hinaus“.

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