„Die Gewerkschaft hat uns damals gebraucht und für uns war es eine Selbstverständlichkeit beizutreten“, erzählt Heinz Neuber aus Redwitz. Das war am 1. Juni 1950. Am vergangenen Freitag wurde der rüstige Rentner gemeinsam mit weiteren Mitgliedern für seine jahrzehntelange Mitgliedschaft bei der IG Metall geehrt. Heinz Neuber kam mit seiner Familie 1945 von Oberschlesien an den Obermain.
Im November 1946 fing er eine Lehre als Werkzeugmacher bei Siemens in Hochstadt an, später arbeitete er in Redwitz. Kurz vor seinem 18. Lebensjahr trat Neuber in die Gewerkschaft ein. In den Jahren des Wiederaufbaus war eine 60 Stundenwoche normal, erinnert er sich. „Werkzeugmacher waren damals gesuchte Leute, sie wurden gebraucht.“
Nur einmal hätten sie ihre Arbeit niedergelegt. Das war 1954, da ging es um eine Lohnerhöhung von vier Pfenning, die sie letztlich auch durchgesetzt hätten. Während die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer vor dem Werktor gestreikt hätten, seien einige wenige durch die Hintertür zur Arbeit gegangen. „Die waren aber in keiner Gewerkschaft“, so Heinz Neuber.
Von der Lohnerhöhung, die ihre Arbeitskollegen erkämpft hatten, profitierten sie trotzdem. Ein Austritt kam für den Redwitzer nie in Frage. Er ist bei seiner Gewerkschaft geblieben, auch als er schon in Rente war. „Gott sei Dank, sonst wäre ich heute nicht geehrt worden“. Ein knappes Dutzend altgedienter „Siemensianer“ saß in Rödental zusammen und ließ die alten Zeiten noch einmal Revue passieren. „Im Kopf ist Redwitz immer noch Siemens“, sagt einer.
„Die IG Metall lebt durch ihre Mitglieder“, erklärte der erste Bevollmächtigte der IG Metall Coburg, Jürgen Apfel. „Nur mit ihrem Engagement kann eine Gewerkschaft die Interessen der Beschäftigten vertreten“. Insgesamt 428 Männer und Frauen zeichnete die Industriegewerkschaft am vergangenen Freitag im Stöwer-Casino in Rödental für ihre langjährige Treue aus.
Am längsten dabei ist Manfred Körner aus Redwitz, der vor 70 Jahren seiner Gewerkschaft beitrat. Der Jubilar konnte allerdings nicht persönlich an der Ehrung teilnehmen. Die Geehrten wurden in der Zeit von 1945 bis 1990 Mitglied in ihrer Gewerkschaft. Während dieser Zeit habe die IG Metall vieles erreicht, so Apfel weiter. „Von Entgelterhöhungen über Arbeitszeitverkürzungen und Altersteilzeit bis hin zur unbefristeten Übernahme der Auszubildenden in der Tarifrunde 2012.“
„Ihr habt das deutsche Wirtschaftswunder möglich gemacht.“
Matthias Kirchner, IG-Metall-Vorstand zu den älteren Jubilaren
Hauptredner Matthias Kirchner, IG- Metall-Vorstand in der Abteilung Betriebs- und Branchenpolitik im Bereich Automobilzulieferer und Fahrzeugbau freute es besonders, dass die IG Metall die größte Einzelgewerkschaft der Welt ist. „Wir sind groß geworden und wir wachsen weiter, weil wir als Gewerkschaft niemals Menschen ausgegrenzt haben.“ Innerhalb von Gewerkschaften könne es keine Grenzen geben.
Heute und in der Zukunft werden sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Forschung und Entwicklung und im Produktionsprozess mit dem „Internet der Dinge“ beschäftigen. Eine Herausforderung, der sich vor allen die Jüngeren stellen müssen. An die Jubilare gewandt würdigte Kirchner deren jahrzehntelanges Engagement. „Ihr habt das deutsche Wirtschaftswunder möglich gemacht. Mit eurer Leistung verbindet sich das, was auch heute noch als „Made in Germany“ bewundert wird.“
IG Metall ehrte treue Mitglieder aus dem Landkreis Lichtenfels
Für 25 Jahre: Holger Antonzek, Herbert Büttner, Stefan Eck, Andrea Eske, Peter Giuntoli, Helena Kiriazidou, Albin Leicht, Gudrun Rebhan (alle Lichtenfels), Brigitte Meusel, Oliver Raps, Josef Völk, Timo Wuttke (alle Burgkunstadt), Claudia Grasser, Egon Hagelstein, Hans-Joachim Heublein, Gabriele Konczok, Christa Paukat, Achim Vogt (alle Bad Staffelstein), Stefan Schneider, Thomas Stettner, Ingrid Tischer (alle Michelau), Christine Müller, Martin Partheymüller (beide Marktgraitz), Gabriele Pöhner (Redwitz), Elfriede Bräutigam, Harald Rehe (beide Weismain), Frank Herbst (Altenkunstadt). 40 Jahre: Christa Hofmann, Herbert Hollering, Manfred Meusel (alle Lichtenfels), Rudolf Dorsch, Erich Fiedler, Konrad Hermann (alle Burgkunstadt), Christa Müller, Friedhelm Schramm, Georg Schramm (alle Bad Staffelstein), Alfred Bauer (Ebensfeld), Jürgen Meusel, Horst Schmidt, Rainer Wicklein (alle Redwitz), Bernd Pflugrath (Weismain).
50 Jahre: Paul Böhmer, Adalbert Plechinger, Josef Springer (alle Lichtenfels), Maria Dietzel (Burgkunstadt), Margarete Birkner (Bad Staffelstein), Karl-Heinz Herold, Manfred Hoffmann, Jürgen Storath (Michelau), Wolfgang Bauer (Redwitz), Günter Friedrich (Marktzeuln). 60 Jahre: Hans Rebhan (Michelau), Wolfgang Gewieß (Weismain), Paul Bauer (Altenkunstadt). 65 Jahre: Klara Gutseel, Resi Polster (beide Lichtenfels), Wolfgang Heine (Michelau), Ewald Beyer, Heinz Neuber (beide Redwitz). 70 Jahre: Manfred Körner (Redwitz).