Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Ewigkeitssonntag. Nicht von ungefähr wurden die Gedenktage in eine Zeit gelegt, in der draußen die Mutter Natur überall Vergänglichkeit vor Augen führt. Lichter auf den Gräbern und an den Kriegerdenkmälern trotzen der Dunkelheit im Äußeren wie im Inneren.
Einen November-Heiligen, der durch sein gelebtes Beispiel auch im übertragenen Sinne Licht in die dunkle Welt gebracht hat, kennen alle Kinder: St. Martin. In früheren Zeiten stand sein Namenstag am 11. November an der Schwelle zur beginnenden sechswöchigen Adventszeit. Vor dieser Bußzeit gönnte man sich nochmals einen deftigen Braten, die „Martinsgans“. Martinskirchen wie in Döringstadt und in Weismain zählen neben den Kilianskirchen zu den ältesten Gotteshäusern in Franken.
Im Jahr 1985 wurde am Martinstag eine neue Tradition eingeführt: die Verleihung der „Frankenwürfel“. Jeweils eine Persönlichkeit aus Ober-, Mittel- und Unterfranken, welche die drei Kriterien „wendig, witzig, widersprüchlich“ erfüllt, erhält seither am 11. November den begehrten Porzellanwürfel. In diesem Jahr hat die Regierung von Oberfranken am Martinstag zum Festakt in das Schloss Thurnau (Landkreis Kulmbach) eingeladen.
Der Buß- und Bettag (18.) wurde – sehr zum Unwillen der evangelischen Christen – zugunsten der neu eingeführten Pflegeversicherung als staatlicher Feiertag 1995 gestrichen. Lediglich im Freistaat Sachsen ist er heute noch ein gesetzlicher Feiertag. Die Tage um St. Katharina (25.), eine Heilige aus dem Kreis der vierzehn Nothelfer, bildeten später den Einschnitt zur verkürzten Adventszeit: „Sankt Kathrein stellt den Tanz ein.“
Neues Kirchenjahr beginnt
St. Andreas (30.), einer der zwölf Apostel, wird schon mit dem Schneefall in Verbindung gebracht, allerdings mit kritischem Unterton: „Andreas-Schnee währt oft 100 Tage und wird für?s Korn dann eine Plage.“ Am 29. November beginnt in diesem Jahr der Advent und damit ein neues Kirchenjahr.
Der November gilt als Wetterzeiger für den kommenden Winter. Regt sich in den Bäumen Leben, kann mit einem relativ milden, dafür aber langen und regnerischen Winter gerechnet werden, denn: „Baumblüte im November gar, noch nie ein gutes Zeichen war.“ Erste Schneefälle wurden dagegen von unseren Vorfahren positiv eingeschätzt: „Je mehr Schnee im November fällt, umso fruchtbarer das Feld.“ Noch viele Blätter am Baum nach Allerheiligen verwiesen in die gleiche Richtung: „Sitzt das Laub noch an den Ästen, kommt der Winter mit strengen Frösten.“
Welche Prognosen für den November 2015 ergeben sich aus den Aufzeichnungen des „Hundertjährigen Kalenders“? Die ersten sechs Tage sollen wie eine „Verlängerung des goldenen Oktobers“ daher kommen mit „eitel Sonnenschein“ und relativ warmen Temperaturen. Ab dem 7. November wird bis Monatsende „eher feucht-kaltes“ Wetter vorhergesagt „mit viel Trübnis und gar vielen Regentropfen, die gelegentlich in Schneeflocken ausarten“.
Der letzte November-Tag, der Andreas-Tag, soll mit „arg viel Windgetöse“ schon darauf hinweisen, dass vier Wochen später das „wilde Heer über den Staffelberg während der Raunächte hinwegfegen“ wird.