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LICHTENFELS: Rache oder Verschwörung?

LICHTENFELS

Rache oder Verschwörung?

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    Königsmord: Die Ermordung Philipps von Schwaben am 21. Juni 1208 in Bamberg (Miniatur aus der Sächsischen Weltchronik, 14. Jahrhundert).
    Königsmord: Die Ermordung Philipps von Schwaben am 21. Juni 1208 in Bamberg (Miniatur aus der Sächsischen Weltchronik, 14. Jahrhundert).

    Eine Geschichte, wie sie sich ein Drehbuchautor nicht besser ausdenken könnte: Eine mittelalterliche Kulisse, der Streit zweier Könige um die Herrschaft, der verletzte Stolz eines Mannes und am Ende steht ein Mord – ein Königsmord. Kein Drehbuch, sondern Teil deutscher Geschichte, sogar ein Teil oberfränkischer Geschichte, denn jener König verlebte seine letzten Stunden in Bamberg.

    Prof. Dr. Klaus van Eickels von der Universität Bamberg erklärte am vergangenen Donnerstag in der ehemaligen Synagoge die Umstände des Königsmordes an Philipp von Schwaben und zeigte neue Sichtweisen auf.

    Samstag, 21. Juni 1208: Der römisch-deutsche König Philipp von Schwaben besuchte die Hochzeit seiner Nichte Beatrix im bischöflichen Palast zu Bamberg und zog sich am Nachmittag gegen 16 Uhr „in ein kühles Gemach“ zurück. An diesem Tag ließ er einen Aderlass an beiden Armen durchführen. Das bedeute nicht, dass Philipp krank gewesen sei, betont Eickels, denn ein Aderlass sei damals gängige „Standard-Gesundheitsvorsorge“ gewesen.

    Es bedeutete aber etwas anderes: „Er war faktisch wehrlos.“ Der bayerische Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, den Philipp gut kannte, betrat das Gemach und zunächst sah es aus, als wolle er ihn „in der Art des Gauklers mit seinem Schwert unterhalten“, was er wohl schon früher getan hatte. Aus Spiel wurde ernst und Otto durchtrennte Philipps Halsschlagader mit dem Schwert. Es sei eine verhältnismäßig kleine Verletzung gewesen, so Eickels. Aber eine mit einer verheerenden Wirkung.

    Auch für die „gewaltgewohnten Zeitgenossen“ sei dieser Mord schockierend gewesen, bemerkte Eickels. Wichtigste Quelle für den Fall ist ein Brief des Legaten Hugo von Ostia an den Papst. Auch andere Quellen berichten von dem Ereignis und weichen wenig voneinander ab.

    Das heißt: „Der Ereignisverlauf lässt sich relativ zuverlässig konstruieren.“ Philipps Tod hatte politisch weitreichende Folgen. Denn neben Philipp gab es einen weiteren römisch-deutschen König, Otto IV. von Braunschweig, mit dem er um die alleinige Herrschaft stritt. Der Mord bedeutete das Ende des deutschen Thronstreits und markierte einen „wichtigen Wendepunkt im Mittelalter“, so Eickels.

    Ursprünglich gab es drei Kandidaten für die Nachfolge Heinrichs VI. als römisch-deutschen König: Heinrichs Sohn Friedrich II., der aber noch viel zu jung war, um zu regieren. Heinrichs Bruder Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig. Philipp und Otto ließen sich 1198 jeweils zum König wählen und krönen. Der Streit um den Thron begann. Während Papst Innozenz III. eher Otto favorisierte, hatte Philipp die Mehrheit der Fürsten hinter sich.

    „Letztendlich bleibt nur der Ausweg einer militärischen Entscheidung“, erklärt Eickels die mittelalterliche Politik. Aber es kommt nicht dazu. Gerade als Philipp den entscheidenden Feldzug vorbereitete, wurde er getötet. Danach regierte Otto IV. allein als römisch-deutscher König. Die Frage, warum Otto von Wittelsbach Philipp tötete, ist nicht einfach zu beantworten. Die Berichte aus der Zeit nennen nur Rache als Ottos Beweggrund. Philipp hatte ihm erst die Hand seiner Tochter versprochen. Sie ihm dann wieder entzogen, da er ihn für „grausam und unbeherrscht“ hielt. „Eine Verlobung war im Mittelalter hochgradig bindend“, betont Eickels. Viele Historiker zweifeln daran, ob Rache – also ein „rein privates Motiv“ – als einziger Beweggrund infrage komme. Der Historiker Bernd Ulrich Hucker stellte die These auf, es habe eine Verschwörung gegeben, an der auch die Andechs-Meranier mitwirkten.

    Bis heute wird diskutiert, wie viel Gewicht dieser These beizumessen ist. Eickels Vortrag stieß auf große Resonanz und reges Interesse der Zuhörer, von denen einige die Gelegenheit nutzten, Fragen zu stellen und anschließend mit Eickels ins Gespräch zu kommen.

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