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LICHTENFELS: Für 50 Cent öffnet sich die Toiletten-Tür

LICHTENFELS

Für 50 Cent öffnet sich die Toiletten-Tür

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    Sieben Jahre lang suchten Bahnreisende bei ihrer Ankunft in der Korbstadt vergeblich nach einem stillen Örtchen. Seit Freitagmorgen hat das „Zusammenkneifen“ ein Ende: Im Beisein mehrerer Stadträte und Bahn-Vertreter präsentierte Bürgermeister Andreas Hügerich die neue Kompaktbau-Toilettenanlage neben dem Westflügel des Bahnhofsgebäudes, in der sich nun wieder eilige Geschäfte erledigen lassen.

    An launigen Bemerkungen mangelte es bei der Inbetriebnahme nicht, die mit 24-stündiger Verspätung – am 19. November war Welttoillettentag – erfolgte. Für Lacher sorgten vor allem die Fragen, wer von den drei anwesenden Bürgermeistern für die erste Sitzung zuständig ist. Gelegenheiten gab es genug, schließlich hatten die Anwesenden vorsorglich genügend 50-Cent-Münzen mitgebracht. Eine solche müssen Nutzer nämlich einwerfen, damit sich die Klotür öffnet, wie Stadtbaumeister Jürgen Graßinger demonstrierte. „Der gleiche Preis wie in Berlin“, erklärte er, nachdem das rote Licht über der Tür auf grün gewechselt war.

    Obwohl auch die vielen automatischen Elemente in den Kabinen, darunter sensorgesteuerte Spülung und Seifenspender, für die gut gelaunten Betrachter interessant waren – die meisten Blicke zogen die Klo-Kulissen auf sich: Hinter der Tür auf der Rückseite verbergen sich Auffangbehälter für Insulin-Spritzen und die Vorrichtung, mit denen die Sitzbrillen nach jeder Benutzung gründlich gereinigt werden.

    „Die Technik ist das, was das Geld kostet“, bemerkte Graßinger. Zudem informierte er, dass die maximale Aufenthaltdauer in der Kabine 15 Minuten betrage und auch an eine Wickelmöglichkeit gedacht wurde.

    „Eine sehr gute Einrichtung. Ich zahle gerne 50 Cent, wenn ich dafür eine saubere Toilette habe.“

    Friedrich Gallasch, erster Benutzer

    Bürgermeister Hügerich hatte ein Dauer-Schmunzeln im Gesicht, als er erklären musste, warum „so ein großer Aufriss um eine Toilette“ gemacht wird. Dass das Thema in den vergangenen Jahren zum Politikum geworden war, endlose Debatten ausgelöst und für wenig rühmliche Aufmerksamkeit gesorgt hatte, sparte er aus.

    Es reichte ihm, den Dank an die aktuellen Stadtratsmitglieder zu betonen, die sich mit nur einer Gegenstimme für den Bahnhofsklo-Bau ausgesprochen hatten. „Egal wie es weiter geht, mit oder ohne IC- oder ICE-Halt, wir sind ein Knotenbahnhof“, unterstrich Hügerich. Er verwies auf die vielen Pendler und Schüler, die die Kreisstadt frequentieren, und auf die unmittelbare Nähe zum Busbahnhof auf dem Vorplatz. Nicht zuletzt sei es nur verständlich, wenn Menschen nach einer langen Reise einen Ort für nötige Bedürfnisse vorfinden wollen. Sowohl Bürgermeister als auch Baumeister äußerten die Hoffnung, dass die WC-Anlage vor Vandalismus verschont bleiben möge. Andreas Hügerich: „Ich bitte darum, die Toilette wieder so zu verlassen, wie sie vorgefunden wurde.“

    Noch mehr Grund zum Schmunzeln hatte er, als ihm die nicht ganz ernst gemeinte „Einweihungs“-Aufforderung abgenommen wurde. Nur eine Minute nach der Inbetriebnahme warf der erste Reisegast eine Türöffner-Münze ein. Das Urteil von Friedrich Gallasch, der sich auf der Durchreise nach Dresden befand und die Eröffnungsgäste für eine Wandergruppe hielt: „Eine sehr gute Einrichtung . Ich zahle gerne 50 Cent, wenn ich dafür eine saubere Toilette habe“.

    200 000 Euro Kosten

    Als Herstellungskosten für die neue WC-Anlage am Bahnhof fielen zirka 185 000 Euro an. Hinzu kamen Anschlusskosten für Strom, Wasser und Abwasser in Höhe von rund 15 000 Euro. Ein Zuschuss in Höhe von 37 500 Euro kommt von der Oberfranken-Regierung. Die Deutsche Bahn beteiligt sich ebenso mit einem „nicht unerheblichen Eurobetrag“ und übernimmt die Betriebskosten (Wasser, Strom). Unterhaltungs- und Reinigungsarbeiten leistet die Stadt Lichtenfels.

    Das Gebäude mit sieben auf fünf Metern Grundfläche besteht aus drei Kabinen (barrierefrei, Damen, Herren) und entspricht den DIN-Mindestanforderungen. Die Türen werden via Magnetschließung während der Benutzerzeit verriegelt. An der barrierefreien Kabine schließt und öffnet ein elektromechanischer Antrieb die Tür automatisch.

    Die Ausstattung bietet ein Maximum an Hygiene und Sauberkeit. Alle Sanitärobjekte wie WC-Sitz, Waschtisch, Wickeltisch, Händetrockner, Rollenhalter, Spritzen- und Abfallbehälter sind aus Edelstahl, die Sitzbrillen aus Corian. Nach jeder Benutzung erfolgt eine automatische Sitzbrillenreinigung.

    Hinweisschilder im Umfeld und eine Beschriftung am Gebäude werden in Kürze angebracht.

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