„Da wird geredt, geredt, geredt, geredt“, beklagte sich Kabarettist Michl Müller über seine Frau, die im Gartencenter eine Freundin getroffen hatte. „Des könnt ich net!“ Eine Welle schallendes Gelächter rollte zur Bühne. Über 2000 Leute waren am vergangenen Freitag in die Stadthalle gekommen, um Michl Müller, den „Dreggsagg“ mit seinem Programm „Ausfahrt freihalten!“ live zu erleben.
Mit einem dreieinhalb Stunden dauernden Programm bewies er das Gegenteil: Michl Müller kann reden – und wie! Nämlich so, dass sich das Publikum vor Lachen kaum mehr auf den Stühlen halten konnte. Alltägliche Nöte und sexuelle Anspielungen erheiterte das Publikum am meisten. Etwa wenn Müller davon erzählte, wie so ein „dreggstiefergelegter BMW“ die eigene Ausfahrt blockierte (obwohl die doch freigehalten werden sollte), wie Kröten durch Tunnel unter der Straße geleitet werden sollten, wie man im Stau steht und die Natur ruft oder wie im Romantikhotel im entscheidenden Augenblick ein verhaltensgestörtes Eichhörnchen auftauchte. Allein der Beginn eines Satzes mit „eine Liebesnacht ungeplant unter der Woche“ löste größere Lachtiraden aus. Müller konnte den Lachpegel immer noch erhöhen, wenn er rief: „Gell, so is?!“
Müller wusste auch das Publikum für sich einzunehmen, indem er auf Lichtenfels und die Umgebung Bezug nahm. „Ich wüsst jetzt gar net, wo in Lichtenfels das Tropeninstitut ist. – Müss mer doch nach Trieb!“ Anspielungen auf die aktuelle Flüchtlingspolitik wurden zwar durch Lachen honoriert, doch waren die Reaktionen – vor allem im direkten Vergleich zu anderen Pointen – verhaltener. Zu schwer wog das Thema inmitten der eher leichteren Unterhaltung.
„„Du brauchst mittlerweile an gscheitn Schuss, sonst hältst du?s auf derer Welt nimmer aus!“
Michl Müller, Kabarettist
Das Publikum applaudierte anerkennend bei treffenden politischen Seitenhieben. Denn für die Griechenland-Krise fand Müller einen spitzfindigen Vergleich: Griechenland Geld zu geben sei etwa so, als ob ein Supermarkt jemandem 100 Euro gäbe, um im Supermarkt einzukaufen. Am Ende lande es ja sowieso wieder in der Supermarktkasse. Außerdem stellte Müller grundlegende philosophische Überlegungen an: „Du brauchst mittlerweile an gscheitn Schuss, sonst hältst du?s auf derer Welt nimmer aus!“ Applaus, großer Applaus!
Unbeschwertes Gelächter hingegen bei Müllers Kult-Parodien von Politikern. Mühelos ahmte er Ursula von der Leyen nach, seiner Meinung nach die „erste biologische Waffe der Bundeswehr“, die erst mal Muffins backt, damit sich alle wohlfühlen. Ob Merkel, Söder oder Gabriel – er konnte sie alle. Schon nach einer kleinen Bewegung wusste man sofort, um wen es ging: treffende Mimik und ein leichtes Wippen kündigten zum Beispiel eine Episode über Seehofer an, den er mit einem „alten, zuckelnden VW-Käfer“ verglich. „Der ist das größte Windrad, das wir in Bayern haben. Den richtig angeschlossen und wir haben Strom für den ganzen Freistaat!“ Müller schlüpfte problemlos in alle Rollen, übernahm Stimme und Bewegungen.
Mit seiner unverwechselbaren Körpersprache und der stimmlichen Begabung schaffte er eine Lebendigkeit, der man sich schwer entziehen konnte. Sogar ein unbedarftes Wort wie „Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr“ machte er zur Zwischenpointe. Es mussten aber nicht Politikerinnen sein, die er vortrefflich parodierte. Köstlich, wenn er mit großen Augen eine Fahranfängerin gab, und aus dem „Huiuiuiuiui“ nicht mehr herauskam. Ja, es gab viele, die Müller aufregten. „Dabei wollt ich mich nicht mehr so aufregen“, sagte er selbst. Aber: „Das haut net hin.“ Bestimmte Personen trafen bei Müller einen Nerv: die Angler, die Latte-Macchiato-Mütter, die militanten Rentner, die Golfer, die Brieftaubenzüchter, die „Hey-Alter“-Typen, die Wohnmobilisten und noch unzählige andere.