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LICHTENFELS/BAD STAFFELSTEIN: Bestattungskultur ist im Wandel

LICHTENFELS/BAD STAFFELSTEIN

Bestattungskultur ist im Wandel

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    Wie ein kleiner ewiger Garten: Das Gemeinschaftsurnengrab für anonyme Beisetzungen auf dem Lichtenfelser Friedhof.
    Wie ein kleiner ewiger Garten: Das Gemeinschaftsurnengrab für anonyme Beisetzungen auf dem Lichtenfelser Friedhof. Foto: Fotos: Denise Burkhardt

    Jahrhundertelang kam im christlich geprägten Europa für einen Verstorbenen nur die Erdbestattung in Frage. Das hat sich geändert. Die Feuerbestattung hat sich etabliert. In manchen Orten gibt es mittlerweile sogar mehr Feuer- als Erdbestattungen. Im Bereich von Lichtenfels ist der Anteil inzwischen gleich geworden, so die Friedhofsverwaltung.

    Im evangelisch geprägten Michelau machen die Urnenbestattungen dagegen bereits über 80 Prozent aus, so Dekan Johannes Grünwald. Auch der Wunsch nach vollkommen oder teilweise anonymen Bestattungen nimmt zu, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergeben hat.

    Urnengräber

    Urnengräber gibt es mittlerweile in zahlreichen Varianten. Neben der Frage, ob der Verstorbene ein klassisches, ein halbanonymes oder anonymes Grab bekommen soll, spielt auch der Aufwand für die Grabpflege eine große Rolle.

    Die Friedhöfe Lichtenfels und Bad Staffelstein bieten seit Jahren anonyme Gräber. Das heißt, dort gibt es ein Gemeinschaftsurnenfeld, bei dem nur der Friedhofsverwaltung bekannt ist, wo die Urnen liegen. Kein Name verweist auf den Verstorbenen.

    Oft wünschen sich Menschen, anonym bestattet zu werden, heißt es aus der Friedhofsverwaltung Bad Staffelstein. Manche dieser Gräber würden bepflanzt, manchmal belasse man es bei einer Rasenfläche wie beim sogenannten „Armengrab“ in Lichtenfels. Angehörige können dort an einer Wand Blumen und Grablichter ablegen. Kirchen und Geistliche stehen der vollkommen anonymen Bestattung skeptisch gegenüber. Der katholische Lichtenfelser Stadtpfarrer Roland Neher sagt: „Die Kirche sieht die anonyme Bestattung nicht gern.“

    Dekan Grünwald weist auf die wichtige Bedeutung des Satzes „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“ hin. Denn mit der Nennung des Namens werde auch der Respekt vor dem Individuum ausgedrückt, so der Dekan. Bei den sogenannten „halbanonymen Gräbern“ gibt es viele Varianten. Hier wird die Öffentlichkeit des Namens und des Standorts unterschiedlich gehandhabt. Auch der Pflegeaufwand unterscheidet sich. In Michelau wird es zum Beispiel im kommenden Jahr auch die anonyme Baumbestattung geben. Dabei wird eine Tafel mit dem Namen des Verstorbenen am Baum angebracht, die Position der Urne ist aber nicht bekannt.

    „Die Kirche sieht anonyme Bestattungen nicht gerne.“

    Roland Neher, katholischer Stadtpfarrer Lichtenfels

    Nicht jeder Friedhof erfüllt die Voraussetzungen für eine Baumbestattung. Auf dem Bad Staffelsteiner Friedhof stünden die Bäume dafür zum Beispiel zu dicht an den Gräbern, erklärt die Friedhofsverwaltung. Die Grabpflege fällt bei der Baumbestattung weg, genauso wie bei den Rasenurnengräbern in Lichtenfels. Hier ist den Angehörigen die Lage der Urne bekannt. Ob die Angehörigen die kleine Platte auf der Erde mit dem Namen des Verstorbenen beschriften lassen, liegt in ihrem Ermessen. Das Grab befindet sich auf einer Rasenfläche, die vom Friedhofsgärtner gepflegt wird. Die „Gräber ohne zusätzlichen Pflegebedarf“ in Michelau haben einen Grabstein mit Namen und Daten, eine Rasenfläche ersetzt hingegen die Grabplatte oder die Bepflanzung. Urnenwände können Platz für viele Urnen bieten wie die auf dem Bad Staffelsteiner Friedhof mit 120 Nischen. Laut Friedhofsverwaltung der Kurstadt sind Wünsche nach anonymen Gräbern zurückgegangen, seitdem es diese Urnenwand gibt.

    Stelengräber

    Eine weitere Variante der Beerdigung nach einer Verbrennung sind Stelengräber. In Lichtenfels gibt es beispielsweise solche, bei denen die Urnen in einem Kreis um einen Pfeiler beigesetzt werden. Für jeden Verstorbenen wird ein metallener Ring mit Namen und Daten um die Stele gelegt. Dort sei Platz für 20 Urnen, so die Friedhofsverwaltung.

    Auf dem städtischen Friedhof in Lichtenfels sollen noch weitere Stelengräber entstehen. Eine Stele solle dann aber als Grabstein mit Beschriftung das Grab kennzeichnen. Das Besondere: Der Stein wird dabei aus „heimischem Gestein“ sein.

    Eigentlich stammen die Grabsteine auf den Friedhöfen aus aller Welt, von Brasilien über Afrika und Norwegen oder Indien, so Steinmetz Günther Werner. „Die Welt trifft sich auf dem Friedhof“, fügt er hinzu. Auch die Grabkultur ist also im Wandel.

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