Die Deutsche Bahn plant nach wie vor, Lichtenfels und weiten Teilen Westoberfrankens ab 2017 bis 2023 eine sechsjährige Zwangspause beim Schienenfernverkehr zu verordnen. Dies geht indirekt aus einer Mitteilung des DB-Konzernbevollmächtigten Klaus-Dieter Josel an die heimische Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner hervor. Danach sei „auf der ab Ende 2023 geplanten IC-Linie Karlsruhe-Stuttgart-Nürnberg-Jena neben dem Halt in Lichtenfels auch einer in Kronach vorgesehen.“ Zeulner und ihr Bundestagskollege Hans Michelbach werten diese Mitteilung für Kronach als „großartigen Erfolg unserer gemeinsamen Bemühungen, den Raum Lichtenfels und Kronach auch in Zukunft optimal an den Schienenfernverkehr anzubinden,“ so die Mitteilung an das OT. Bei der bisherigen ICE-Verbindung München-Lichtenfels-Berlin habe es einen solchen Halt in Kronach nicht gegeben.
Die Deutsche Bahn teilte auf Nachfrage mit, dass das Jahr 2023 im momentanen Bahn-Konzept für eine neue IC-Verbindung über Lichtenfels fest verankert sei. Andererseits gebe es seit Längerem Verhandlungen über mögliche ICE-Halte in Coburg ab 2017/18. Dass dies Auswirkungen auf die übrige Region haben könnte, sei nicht auszuschließen. Demnächst sei ein Bahn-Gipfel in Coburg geplant. Aus dem heimischen Landratsamt ist indessen zu hören, dass Landrat Christian Meißner in Sachen IC-Anbindung bereits einige Gesprächstermine festgezurrt hat. Das Ziel sei ganz klar: Lichtenfels muss unmittelbar nach dem Wegfall seines ICE-Halts mit einer IC-Anbindung versorgt werden und nicht erst sechs Jahre später, so Pressesprecher Andreas Grosch.
Von Infrastruktur abgekoppelt
Forderungen nach einem nahtlosen Übergang beim Anschluss an das Fernverkehrsnetz für den Raum Lichtenfels, Coburg und Kronach sind in den vergangenen Jahren von verschiedenen Seiten immer wieder gestellt worden. Die Industrie- und Handelskammer von Oberfranken (IHK) hatte erst kürzlich betont, dass die für 2023 ankündigte IC-Verbindung Bamberg-Lichtenfels-Kronach-Thüringen zwar wichtig sei, aber „sechs Jahre zu spät“ komme.
Mit der Fertigstellung der Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt würden ab 2017 die ICE-Halte Lichtenfels und Saalfeld ohne adäquaten Ersatz entfallen. „Dann wird der Wirtschaftsraum Lichtenfels-Südthüringen vom Fernverkehr abgehängt. Das muss nicht sein, denn die durch den Neubau der ICE-Strecke frei werdenden Kapazitäten der Saalebahn könnten bereits ab 2017 für eine IC-Verbindung mit Halten in Lichtenfels und Kronach genutzt werden“, so die IHK. Für den südthüringischen Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann (CDU) ist es ebenfalls nicht hinnehmbar, dass der Süden des Freistaates Thüringen den Anschluss an den Schienenfernverkehr verlieren soll: „Wir können doch nicht rund zehn Milliarden Euro öffentliche Mittel über Jahrzehnte hinweg investieren, um mit der Fertigstellung der Strecke Erfurt-Nürnberg 2017 ganze Regionen von der verbesserten Infrastruktur abzukoppeln“, sagte er kürzlich wörtlich.
Erfreulich sei, dass der Lückenschluss der Werrabahn zwischen Eisfeld und Dörfles-Esbach sowie die Alternativverbindung Hildburghausen - Bad Rodach aktuell vom Bundesverkehrsministerium im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans geprüft werde.