Tangomusik lockte vergangenen Sonntag so viele Besucher in die ehemalige Synagoge, dass kein einziger freier Platz mehr übrig blieb. Mit dem Programm „Mi tango querido - Eine Liebeserklärung an den Tango“ ließen Bettina und Wolfram Born ihr Publikum teilhaben an ihrer Liebe zum Tango.
„Mi tango querido“, das heißt auch passenderweise übersetzt „mein geliebter Tango“. Eine Liebeserklärung an den Tango ist eigentlich eine Liebeserklärung an das Leben. Das Leben ist voll, manchmal übervoll, von Emotionen, so wie der Tango auch. Die beiden Musiker auf der Bühne leben den Tango, Bettina Born mit ihrem Akkordeon auf dem Schoß und Wolfram Born am Flügel.
Auch wenn sie sich nicht gerade über kurze oder neckische Blicke austauschten, schien zwischen ihnen eine unsichtbare Verbindung zu bestehen. Sie hätten genauso gut blind spielen können. Oft beendeten sie ihre Stücke, indem sie erst sich und dann das Publikum anlächelten.
Spürbare Leidenschaft
Sie teilten ihre Leidenschaft für den Tango mit ihrem Publikum, das sich bereitwillig darauf einließ. Stürmischer Applaus und Bravorufe folgten nach einigen Nummern. Im Flüsterton konnte man Zuschauer „schön“ und „super“ sagen hören. Der neue Flügel in der Synagoge konnte sich hören lassen. Es war das zweite Konzert für das neue Instrument, und das erste Mal, dass jemand Tango darauf spielte – bravourös spielte.
Mit ihren Instrumenten erzählten die Musiker so manche Geschichte. Eine davon handelte von einem Tanzabend, bei dem ein Mann eine Frau zum Tanz auffordert. Sie aber gibt ihm – was laut Bettina Born beim Tango nicht unüblich ist – zunächst einmal einen Korb.
Es ist das Temperament der argentinischen Frauen, das diesem Stück den Rhythmus vorgibt.
Facettenreich interpretierten sie auch Astor Piazollas Tangoballade über die Zugvögel, die ihre Richtung verloren haben. Dieser große Mann des argentinischen Tangos durfte an diesem Abend nicht fehlen. „Seinem Tango haben wir es zu verdanken, dass der Tango auf die große Bühne gekommen ist“, sagte Bettina Born über den Komponisten. Bei ihm fände man den „Ernst des Tangos“.
Die Musikerin führte durchs Programm, wobei sie nicht nur auf den Inhalt der Stücke einging, sondern auch auf den Tango selbst. „Wir werden uns dem Tango ganz langsam nähern“, erklärte sie am Anfang des Konzerts. Und so bekam das Publikum ein bisschen Tangokunde und erfuhr einiges über die Milonga und den Salontango.
Auch eigene Kompositionen hatten die beiden Musiker mitgebracht, die ihrem Programm eine sehr moderne Note verliehen. „Das erste Herbstblatt weht jetzt durch den Saal“, so kündigte Bettina Born Wolfram Borns Komposition für Klavier solo an. Nicht nur dieses Bild, sondern eine ganze Bilderreihe tat sich auf, so plastisch war seine musikalische Formulierung.
Tango-Chansons begeistern
Das Bild vom einzelnen Blatt, das vom Wind gejagt wird, entwickelte sich zu einem ganzen Herbsttag. Ein Spaziergang im Park, die Blätter leuchten in hellem Orange, milder Sonnenschein, ein kalter Windhauch, bei dem man sich in seinen Mantel kuschelt.
Bettina Born faszinierte mit ihrer Komposition, dem Musette-Walzer „Musette adrette“, bei der ihre Finger dem Akkordeon die schönsten Klanggirlanden entlockten. Begeistert war das Publikum, als sie Tango-Chansons einbrachte. Mit viel Gefühl interpretierte sie die Lieder, die sie auf Spanisch sang. Gerade bei den Balladen wie der von Alfonsina und dem Meer vermittelte sie auch ohne Übersetzung so viel Gefühl, dass kaum jemand ungerührt bleiben konnte. Das erste Konzert des Duos war ein voller Erfolg. Ganz angetan verließ das Publikum den Konzertsaal.