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LICHTENFELS: Die „Unterwelt“ hat geschlossen

LICHTENFELS

Die „Unterwelt“ hat geschlossen

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    Eindringendes Wasser und Frost haben auch dem  preußischen Kappengewölbe zugesetzt.
    Eindringendes Wasser und Frost haben auch dem preußischen Kappengewölbe zugesetzt.

    „Wir haben 24 000 Leute in die ,Unterwelt‘ geführt“, erzählt Lothar Seelmann. Seit 1994 bringen Seelmann und ein Team heimatgeschichtlicher Interessierter den Besuchern das weit verzweigte Netz der unterirdischen Gänge der Stadt Lichtenfels nahe.

    Ein Stück erlebbarer Geschichte, die für Groß und Klein interessant ist. Doch damit ist erst einmal Schluss. „Nach Aussage des Bergamts Nordbayern ist die Anlage nicht mehr begehbar“, erklärt Seelmann. Die Internetseite der Stadt nennt baurechtliche Gründe als Ursache, weshalb momentan keine Führungen mehr möglich sind. Augenfälligste Schäden zeigen sich im Außenbereich der Anlage. Hier drückt die Straße das Mauerwerk gefährlich nach innen. Schäden zeigen sich auch im Eingangsbereich des Kellers. Hier haben Frost und eindringende Feuchtigkeit dem Mauerwerk stark zugesetzt. Massive Schäden sind an der Decke, dem preußischen Kappengewölbe zu sehen. Auch im Inneren der Gänge, in der sogenannten Büttnerei und im Eiskeller, gibt es kleinere Schäden.

    Jedes Jahr im Frühjahr trifft sich das „Kellerteam“ zu einem Rückblick und Ausblick auf die neue Saison. Ob in diesem Jahr überhaupt noch Führungen in der Lichtenfelser „Unterwelt“ angeboten werden können, hängt vom Besuch des Bergamts Nordbayern ab. Für Anfang März haben sich die Fachleute angekündigt. „Da werden wir schwarz auf weiß zu sehen bekommen, was zu machen ist“, erklärt Kulturamtsleiter Harald Fischer. Danach geht es an die Ermittlung der Kosten und um die Frage, ob die Stadt diese auch tragen will. Zudem geht es auch um den rechtlichen Aspekt. „Das Bergamt will einen Verantwortlichen für die Führungen“, erklärt Fischer. Ob dies ein Verein, jemand auf Honorarbasis oder ein Angestellter der Stadt übernimmt, müsse noch geklärt werden.

    Bislang haben Seelmann und sein Team die Führungen übernommen. Vor allem Schulen haben das Angebot stark nachgefragt. „Solange wir Überstunden hatten, konnten wir diese für die Führungen hernehmen“, erklärt Seelmann. Die meisten der Ehrenamtlichen stehen noch mitten im Berufsleben, müssen sich also dafür frei nehmen. Der Zeitaufwand liegt bei mindestens zweieinhalb Stunden pro Führung. Dazu sind mindestens drei Personen notwendig – einer, der die Führung übernimmt, und zwei weitere Helfer.

    Bewegte Vergangenheit

    Die Gänge unter der Stadt Lichtenfels haben eine bewegte Vergangenheit. Einige stammen noch aus dem Mittelalter und dienten als Fluchtgänge bei Belagerungen. Später nutzten die Lichtenfelser Brauereinen die Gänge als Lagerraum für ihr Bier. Sogar Champions wurden hier einmal gezüchtet. Während des Zweiten Weltkriegs dienten sie der Lichtenfelser Bevölkerung als Schutz vor Bombenangriffen. Es gibt sogar eine Kapelle. „Dass die Keller so große Ausmaße haben, hat mich überrascht“, erklärt Thomas Tadewaldt. Der gebürtige Sachse lebt seit 2013 in Ebensfeld. Seit seinem ersten Besuch in der Lichtenfelser „Unterwelt“ gehört der studierte Historiker zum Team von Lothar Seelmann.

    Im Oktober 2012 erhielt die Stollenanlage im Rahmen einer sogenannten Stollentaufe den Namen „Podica – zur Weißen Frau von Lichtenfels“. Der Briefmarkensammlerverein Lichtenfels hatte dafür extra einen Erinnerungsumschlag mit einem entsprechenden Sonderstempel herausgegeben. Seit Jahrhunderten geistert das Edelfräulein Podica von Schaumberg unerlöst durch die Felsengänge, noch immer auf der Suche nach ihrem Liebsten Kunimund, der bei Scheßlitz im Gefecht ums Leben kam. Auch bei Führungen ließ sich Podica immer wieder sehen. Eine Rolle, in die Helga Seelmann gerne geschlüpft ist. Dass damit zumindest vorläufig Schluss ist, bedauert sie. Besonders wegen der Kinder, die immer ganz gespannt die Führungen verfolgten. Deshalb könnte sich Lothar Seelmann eine verkleinerte Form der Führung im oberen Bereich der Anlage vorstellen. Um den Kindern die Geschichte der Stadt Lichtenfels näher zu bringen. Wie das geschehen könnte, müsste allerdings noch abgeklärt werden.

    Beim Treffen des „Kellerteams“ gab es auch eine Ehrung für langjährige Verdienste. Siegfried Höppel durfte sich über eine Medaille und Präsent für 556 Führungen freuen, ebenso Helga Seelmann, die es auf 522 Führungen gebracht hat.

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