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LICHTENFELS: Bei Hautärzten droht Engpass: Einzige Praxis in Lichtenfels schließt

LICHTENFELS

Bei Hautärzten droht Engpass: Einzige Praxis in Lichtenfels schließt

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    Nach der Praxisschließung von Dr. Helmut Carl steht der Landkreis langfristig vor einer „drohenden Unterversorgung“ bei Dermatologen, befürchtet die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB).
    Nach der Praxisschließung von Dr. Helmut Carl steht der Landkreis langfristig vor einer „drohenden Unterversorgung“ bei Dermatologen, befürchtet die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB). Foto: Symbolfoto: DPA/Karl-Josef Hildenbrand

    Wenn ein Leberfleck seine Farbe verändert oder ein Ausschlag zu jucken anfängt, gibt es seit drei Jahrzehnten für die Bürger der Korbstadt eine verlässliche Anlaufstelle: Hautarzt Dr. Helmut Carl in der Bamberger Straße. Doch damit ist jetzt Schluss. Wie der alteingesessene Dermatologe per Aushang in seinen Räumen bekannt gibt, schließt die Praxis zum Monatsende „aus Altersgründen und leider ohne Nachfolger“.

    Dr. Carl, dessen „Markenzeichen“ der Verzicht auf Terminvereinbarung war, geht zwar noch nicht in Ruhestand. Weil er aber ab April „in reduziertem Umfang“ in der Hautarztpraxis von Dr. Jacqueline Franke in Coburg arbeitet, entsteht eine Lücke im Lichtenfelser Bereich, was Hautärzte anbelangt: Es gibt künftig nur noch eine Dermatologin im gesamten Landkreis, Dr. Bernadette Nuß in Bad Staffelstein.

    Dr. Peter Schmied ist von der Entwicklung nicht überrascht. Der regionale Vorstandsbeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) für den fachärztlichen Bereich war darüber informiert, dass sein Kollege aus der Kreisstadt einen Nachfolger suchte. Und dass die Suche trotz intensiver Bemühungen erfolglos war.

    Die Folge für den Landkreis: Er stehe laut Dr. Schmied bei den Hautärzten vor einem Versorgungsengpass und langfristig sogar vor einer „drohenden Unterversorgung“. Eine „drohende Unterversorgung“ würde bedeuten, dass der Versorgungsgrad (Verhältnis der benötigten Ärzte zur Einwohnerzahl) auf einen Wert zwischen 50 und 75 Prozent sinkt. „In Ballungsräumen gleicht sich eine Praxisschließung in der Regel wieder aus. Bei uns nicht“, beschreibt der Internist in Burgkunstadt die Situation.

    „Auch bei Augenärzten und Internisten werden wir in ländlichen Versorgungsbereichen bald Probleme bekommen.“

    Dr. Peter Schmied, KVB-Vorstandsbeauftragter

    Im Lichtenfelser Landkreis bestehe aktuell bereits in einer Fachgruppe eine drohende Unterversorgung, und zwar bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten. Von denen gibt es nur noch zwei, was einem Versorgungsgrad von 71,4 Prozent entspricht. Mit dem Wegfall von Dr. Carl setzt sich der Trend fort. Während bei Hausärzten bei einer Versorgung unter 75 Prozent bereits eine Unterversorgung anzunehmen ist, trifft dies gemäß GBA bei Fachärzten erst bei einer Unterschreitung von 50 Prozent der Normversorgung zu. „Auch bei Augenärzten und Internisten werden wir in ländlichen Versorgungsbereichen bald Probleme bekommen“, so die Einschätzung von Dr. Schmied.

    „Wir können uns aber keinen Doktor backen“, fügt er an. Ärzte ließen sich eben verstärkt dort nieder, wo die Bevölkerung wachse. Außer Bamberg gebe es aber keinen wachsenden oberfränkischen Landkreis.

    „Können uns keinen Doktor backen“

    Die Gründe dafür, wieso die Facharztbesetzung im ländlichen Bereich immer schwieriger werde, seien vielfältig und hochkomplex. Sie reichten von gestiegenem Kostenrisiko bis zu Fehlern in System, so der KVB-Vorstandsbeauftragte. So prangert die KVB gemeinsam mit der Bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml unter anderem die Verteilung der Mittel aus dem Gesundheitsfonds nach dem „Gießkannenprinzip“ an, die zu fehlenden finanziellen Mitteln für die medizinische Versorgung in Bayern führe. Dadurch würden die in Bayern tätigen Ärzte und auch die Patienten benachteiligt.

    Dr. Peter Schmied weist auf die erst kürzlich vorgestellten Fördermaßnahmen hin, mit denen die KVB dem Fachärztemangel begegnen will. Dazu gehören neben Zuschüssen für Niederlassung in einem betroffenen Gebiet oder für die Eröffnung einer Zweigpraxis unter anderem auch eine neu eingeführte Praxisaufbauförderung. Derzeit können sich Mediziner aus der Gruppe der HNO-Ärzte, die in den Lichtenfelser Landkreis kommen möchten, für dieses Förderprogramm bewerben.

    Für den Bereich der Dermatologie gilt unterdessen: Sobald die Praxisschließung in Kraft tritt, werde der Hautarzt-Standort ausgeschrieben. „Wenn sich jemand bewirbt, hat er eine sehr gute Chance, dass er den Sitz vom KVB-Zulassungsausschuss bekommt“, merkt Dr. Schmied an.

    Darüber würde sich auch Dr. Bernadette Nuß freuen. Die Bad Staffelsteiner Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten bedauert die Praxisschließung in Lichtenfels, obwohl sie es Dr. Carl gönnt, kürzer treten zu wollen.

    „Für den einzelnen Patienten heißt das dann natürlich: längere Wartezeiten.“

    Dr. Bernadette Nuß, bald einzige Hautärztin im Landkreis

    Da sich Landkreisbewohner mit Hautproblemen in Kürze ausschließlich an sie wenden können – es sei denn, sie fahren in die Nachbarkreise Coburg, Bamberg oder Kulmbach –, fürchtet sie eine Mehrbelastung. „Es ist ja nicht so, dass bisher zu wenig Arbeit da war. Im Gegenteil.“

    Außerdem müssten Praxisbesucher mehr Geduld mitbringen. „Wenn es mehr werden, lässt sich das nicht so einfach kompensieren. Für den einzelnen Patienten heißt das dann natürlich: längere Wartezeiten.“ Zwar will Dr. Nuß erst einmal abwarten, wohin sich die bisherigen Lichtenfelser Patienten verteilen. Schon jetzt ist sie aber sicher, dass sie im Gegensatz zu ihrem Kollegen Dr. Carl auf vorherige Terminvereinbarung besteht. „Da bleibt bei uns alles so, wie es bisher war.“

    Dr. Carls kommentarloser Abschied

    Dr. Helmut Carl wollte sich auf Nachfrage dieser Redaktion nicht zu den Gründen und Auswirkungen der Praxisschließung äußern. Er habe entschieden, sich „sang- und klanglos zu verabschieden“, teilte der Hautarzt und Allergologe mit.

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