Die „Songs an einem Sommerabend“ auf der Wiese vor Kloster Banz, bei Liedermachern, Nachwuchsmusikern und natürlich bei den Fans in ganz Deutschland bekannt und beliebt, stehen vor dem Aus. Bei einer Pressekonferenz aus Anlass der 30. Auflage des Musikereignisses in diesem Jahr vom 1. bis zum 3. Juli verkündete Ado Schlier, Vater der Songs und langjähriger Moderator, dass die von ihm mit seiner Frau betriebene Konzertagentur die „Songs“ 2016 zum letzten Mal organisiere.
Maßgeblich für seinen Ausstieg sei die inzwischen auf rund 200 000 Euro angestiegene finanzielle „Risikobelastung“, die er mit seiner Frau Monika von vorneherein für die „Songs“ tragen müsse, so der bekannte BR-Moderator. Trotz verschiedener Gespräche, die seit Monaten geführt werden, habe sich noch keine Nachfolgelösung für eine Songs-Veranstaltung in der bisherigen Form ergeben. „In dieser Form wird es zum jetzigen Stand nicht mehr weitergehen“ so der 81-Jährige.
„Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“
Michael Möslein, Leiter Bildungszentrum Kloster Banz
Die Situation habe sich verschlechtert, nachdem auch der Bayerische Rundfunk sein weiteres Engagement von einer sicheren Nachfolgelösung für die „Songs“ abhängig macht. Der BR berichtet seit vielen Jahren im Hörfunk und im Fernsehen über das Liederfestival.
Besser als mit den Songs sieht es mit der Zukunft des Preisträgerwettbewerbs für Nachwuchstalente am Donnerstag vor den Songs aus. Der Leiter des Bildungszentrums Kloster Banz, Michael Möslein, betonte bei dem Medientreffen im historischen Rathaussaal in Bad Staffelstein, dass die Stiftung den Nachwuchswettbewerb auf jeden Fall weiterführen und veranstalten will. „Das ist für uns ein ganz wichtiger Bildungsauftrag“ so Möslein wörtlich.
Im Verlauf der Pressekonferenz ging es fast nur um die Frage, wie eine Lösung für die Fortsetzung der „Songs“ in der bekannten Art und Weise bewältig werden kann. Ob Sponsoren verfügbar sind, ob und wie sich die Stadt Bad Staffelstein und der Landkreis für das kulturelle Zugpferd Nummer eins im Landkreis einsetzen könnten, ob es unter Umständen eine abgespeckte Form der Songs geben könnte. Ado Schlier sagte, er habe das Gespräch mit der Stadt Bad Staffelstein, mit der Oberfrankenstiftung und mit der Führung der Hanns-Seidel-Stiftung gesucht. Dabei sei bislang nichts Verwertbares herausgekommen. Er habe auch mit verschiedenen kommerziellen Interessenten gesprochen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei eine „Interessentin“ verblieben. Schliers Frau schränkte diese Zuversicht bei der Pressekonferenz mit einem „Na ja“ hörbar ein. Für die Stadt Bad Staffelstein verwies deren 2. Bürgermeister Hans-Josef Stich auf ein im April anstehendes, mitentscheidendes Gespräch zwischen Bayerischem Rundfunk und der Spitze der Hanns-Seidel-Stiftung über Modalitäten für eine Fortführung. Stich betonte, dass die Songs an einem Sommerabend eine „ungeheure Strahlkraft“ weit über die Grenzen von Bad Staffelstein und den Landkreis hinaus haben. Deshalb werde die Stadt an einer Nachfolgelösung gerne mitarbeiten. „Dabei gibt es keine Denkverbote“, so der 2. Bürgermeister, der den im Urlaub weilenden Rathauschef Jürgen Kohmann vertrat. Der stellvertretende Landrat, Helmut Fischer, sagte auf Nachfrage, dass sich der Landkreis immer glücklich geschätzt habe, dass die „Songs“ am Obermain stattfinden. Diese Veranstaltung sei nicht nur kulturell wertvoll. Sie sorge auch jedes Jahr für zusätzlichen Umsatz in der Gastronomie und für Vollbelegungen in den heimischen Hotels und Pensionen. Er könne zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht sagen, ob und wie sich der Landkreis eventuell für eine Fortführung der Songs einbringen könne. Wie immer in solchen Fällen, seien offizielle Förderanträge sinnvoll.
Großes Abschluss-Fest
„Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“ meinte Michael Möslein gegen Ende einer denkwürdigen Pressekonferenz, bei er es eigentlich um die Vorstellung des großen Abschluss-Festes der „Songs“ am Sonntag, 3. Juli, gehen sollte. An diesem Tag treten die Künstler der „Songs“ 2016 teilweise mit einem anderen Konzept auf. Hinzu kommen Preisträger, die durch die „Songs“ bekannt wurden. Lediglich Reinhard Mey fehle. Er habe sich – wie Ado Schlier sagte – aus privaten Gründen etwas zurückgezogen und trete nur noch solo auf.
Ab 16 Uhr am 3. Juli spielen folgende Künstler: Konstantin Wecker, Klaus Hoffmann&Band, Solo zu Viert, Bodo Wartke & The Capital Dance Orchestra, Viva Voce, Dominik Plangger, Andi Weiss und Carolin No. Moderiert wird die Veranstaltung von Sonderpreisträger Matthias Brodowy. Ado Schlier hat ein letzes Mal die künstlerische Leitung. Monika Schlier sagte, dass die Veranstaltung der „Songs“ am Freitag, 1. Juli, fast ausverkauft, und die am Samstag, 2. Juli, bereits völlig ausverkauft sei. Für 3. Juli gibt es noch Karten.
Frankenschau: Unter dem Titel „Songs vor dem Aus“ beschäftigt sich die Frankenschau des BR am Sonntag um 18 Uhr mit dem Thema.