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LICHTENFELS: „Meine Kinder sind besonders“

LICHTENFELS

„Meine Kinder sind besonders“

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    Sabine Zinkernagel las aus ihrem Buch, in dem sie aus dem Leben mit ihrer Familie erzählt.
    Sabine Zinkernagel las aus ihrem Buch, in dem sie aus dem Leben mit ihrer Familie erzählt. Foto: Denise Burkhardt

    „Meine Kinder sind besonders“, begann Sabine Zinkernagel ihre Lesung. Über das Leben in ihrer Familie hat sie mehrere Bücher verfasst, aus denen sie am vergangenen Donnerstag in der Stadtbücherei vorlas. In einer überschaubaren Runde mit acht Frauen, erklärte sie, warum sie selbst eine Zeit lang brauchte, um mit zwei Kindern mit Behinderung in einen normalen Alltag zu finden und wie sie als Pfarrersfrau mit Gott haderte.

    Sie und ihr Mann Martin haben zwei Söhne, die beide geistig und körperlich behindert sind. Die Kinder waren in ihrer Entwicklung verzögert und erst langsam lernte auch sie, mehr auf das zu achten, was sie können, als auf das, was ihnen fehlt. Es ist im übertragenen Sinne die Kunst, bei einem Käse mit Löchern auf das zu schauen was da ist: den Käse. Deshalb trägt ihr Buch den Titel „Wer nur auf die Löcher starrt, verpasst den Käse“. 2012 erschien es im Neufeld Verlag, da war ihr ältester Sohn Jacob 17, der jüngere Sohn Cornelius 15 Jahre alt.

    Vor allem die Zeit, in der die Kinder im Förderkindergarten waren, habe ihr geholfen. Andere Familien mit behinderten Kindern zu sehen und Erzieherinnen kennenzulernen, die ihren Fokus darauf richteten, was die Kinder können. „Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Das ist ein Punkt, den wir von Menschen mit Behinderung lernen können“, so die Autorin.

    Sie war nun froh, dass ihre Kinder deutlich kommunizieren konnten, was sie wollten und wie es ihnen ging. Jacob sei ein „Sprechgenie“. Das sei nämlich der Fall, „wenn ein Kind das Kunststück fertig bringt, 30 Stunden am Tag zu reden“. Er könne außerdem gut klettern und liebt Knöpfe und Schalter. Im Supermarkt drückte er mal auf der Kasse herum. „Für Jacob ein Erfolgserlebnis, für die Kassiererin eine Vertastung“, so Zinkernagel über die amüsante Episode.

    Und der Käse? Durch seine Begeisterung für Knöpfe hatte er den Radiowecker schneller eingestellt als seine Mutter die Gebrauchsanweisung lesen konnte. Und Cornelius brachte seinen Eltern einiges über den Umgang mit Handys bei.

    Natürlich gebe es auch „schwierige Situationen“, so Zinkernagel. „Man kann aber auch Dinge erleben, über die man hinterher wunderbar lachen kann.“ Die vielen Termine seien anstrengend gewesen. Die Kinder zum Arzt bringen, zur Krankengymnastik, zur Logopädie und so weiter. Aber man könne sich auch Hilfe holen – wie zum Beispiel den Familienentlastenden Dienst. Das sollte man jungen Eltern unbedingt besser vermitteln, sagte sie.

    „Behinderung ist eine Definitionssache. Wenn es keinen Menschen auf der Welt gibt, der laufen kann. Wer ist dann behindert?“ Diese Frage stellte sie in den Raum. Ein Vorbild seien ihre Eltern gewesen, die vorgelebt haben: „Die Würde eines Menschen ist unabhängig von seinen Leistungen.“ Ihr drei Jahre jüngerer Bruder Manfred hatte eine geistige und körperliche Behinderung. „Unsere Gesellschaft braucht Menschen wie Manfred, Cornelius und Jacob“, sagte sie abschließend und fügte hinzu: „Danke Mama, danke Manfred.“

    Mit ihren Büchern gibt sie Einblick in ihren Alltag, beschönigt nichts, schreibt mal ernst, mal heiter, mal ironisch und vor allem authentisch. Nur einige Straffungen hier und da wären nicht verkehrt, um Längen und Banalitäten zu vermeiden. Was halten ihre Söhne von den Büchern? „Sie finden das toll.“ 2014 erschien ihr zweites Buch „Von Dolomiten im Vorgarten“, 2015 „24 Rast-Plätzchen auf dem Weg zur Krippe“, alles Geschichten um ihre Familie.

    Die Veranstaltung in der Stadtbücherei fand in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung und dem Erzbistum Bamberg statt.

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