Boogie Woogie vom Feinsten bot das „Jens Wimmers Boogie Trio“ am Samstagabend in der ehemaligen Synagoge. Stadtarchivarin Christine Wittenbauer hatte eine Formation nach Lichtenfels geholt, die ihr Publikum zwei Stunden lang regelrecht begeisterte. Was Wittenbauer am meisten freute, war, „dass unser Flügel wieder voll zur Geltung kommt.“ Seit gut drei Monaten besitzt die Synagoge einen eigenen Flügel, der schon mehrfach zum Einsatz kam. Am Samstagabend präsentierte der Bandleader und Pianist Jens Wimmers eine weitere Facette des Instruments, das unter seinen flinken Fingern mehr als einmal in Hochform zu hören war.
Mit typischem Dampflokmotiv
Schwer beeindruckt zeigten sich auch die Musiker aus Mittelfranken. „Es ist ganz selten, dass ein Publikum gleich bei den ersten Takten mit einsteigt“, stellte Jens Wimmers fest. Im Verlauf des Konzerts nahmen er und seine Mitmusiker Alexander Spengler (Kontrabass) und Flo Fischer (Schlagzeug) ihre Zuhörer mit auf eine musikalische Zeitreise in die 1920-er Jahre. Ihr Repertoire umfasste Musik von Pete Johnson, Mead Lux Lewis, Benny Goodmann, Duke Ellington und Fats Waller. Mit „Honky Tonk Train“ kam ein Blues mit typischen Dampflokmotiv zu Gehör. Das Lied „Walk that boogie“ erwies sich als eine Art Frage- und Antwortlied, bei dem auch das Publikum mit eingebunden wurde. Dagegen endete Wimmers Versuch, am „schönen Flügel“ auch ein klassisches Stück zu spielen, bereits nach wenigen Minuten im swingenden Boogie Woogie. Als ausgesprochen gefühlvolles Stück erwies sich der „Sunday Morning Blues“. Neben viel Applaus kündeten auch die Bravo-Rufe von der Begeisterung der Lichtenfelser für diese Musikrichtung. Mit ihrer Interpretation dieser Musikrichtung spiegelte das Trio genau die Lebensfreude wieder, die den Boogie vor knapp 100 Jahren berühmt gemacht hatte. Ein Rhythmus, der die Zuhörer mitzureißen versteht. Manche wippen mit den Füßen, andere trommeln den Takt auf ihren Oberschenkeln mit oder klatschen einfach mit. Die Musiker auf der Bühne lebten den Boogie. Auch manch ein bekannter Song wurde kurzer Hand in diesem Sound präsentiert, wie das 1932 entstandene Lied „Bei mir bist du schön“.
Auch Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ kam in diesem ungewöhnlichen Gewand daher.
Die drei Musiker hatten schon mehrfach in umfunktionierten Kirchen gespielt, nicht aber in einer ehemaligen Synagoge. Das war auch für sie eine Premiere, und wie es schien, gefiel ihnen auch die besondere Atmosphäre des Raums. Jens Wimmers brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Lichtenfelser die Örtlichkeit auch annehmen, die mit viel Aufwand geschaffen wurde. Das „Jens Wimmers Boogie Trio“ würde gerne wieder einmal in die Korbstadt kommen.
Gegen Ende des Konzerts bewies Flo Fischer, dass er auch ohne Schlagzeug spielen kann, nämlich auf Gläsern, Stuhllehnen und sogar auf dem Fußboden. Sehr zur Freude des erstaunten Publikums. Nach zwei Zugaben hieß es dann „Bye, bye, baby“, da aber waren bereits alle Zuhörer auf den Beinen. Minutenlanger Applaus und begeisterte Bravorufe zeigten auch bei den Musikern ihre Wirkung. Der Auftritt in Lichtenfels hatte auch ihnen gefallen. Laut Christine Wittenbauer sind weitere Auftritte von Künstlern geplant, die die Vielseitigkeit des Flügels präsentieren werden.