Die anhaltenden Regenfälle haben am vergangenen Wochenende einen Hang unterhalb von Kloster Banz ins Rutschen gebracht. Die dort verlaufende Kreisstraße LIF 7 zwischen Hausen (Bad Staffelstein) und Weingarten hatte sich bis gestern um zwei Meter abgesenkt. Große Bäume sind in den Main darunter gestürzt und drohen, das nahegelegene Wasserkraftwerk zu blockieren. Die noch stehenden Bäume können wegen des hohen Risikos für die Einsatzkräfte nicht kontrolliert gefällt werden. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks haben einen nahegelegenen Zeltplatz evakuiert.
Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und ein hinzugezogener Geologe waren vor Ort im Einsatz. Die Bruchstelle wurde mit Folien abgedeckt, um zu verhindern, dass weiter Wasser in die Felsspalten dringt. Die Einsatzkräfte deuteten an, dass sie in den kommenden Tagen in Absprache mit dem Geologen versuchen wollen, einen kontrollierten Felssturz einzuleiten. Im schlimmsten Fall könnten die Straße und Felsen in den Main stürzen, den an dieser Stelle ohnehin schmalen Flusslauf komplett stauen und das Wasserkraftwerk blockieren.
Die Polizei erfuhr am Samstag gegen17.50 Uhr vom Erdrutsch. Eine Überprüfung vor Ort bestätigte diese Angaben. Der Unterbau der Kreisstraße war auf der Mainseite auf einer Länge von rund 30 Metern bereits um etwa einen Meter abgesenkt. Inzwischen sind es etwa zwei Meter. Die zuständigen Spezialisten vom Landratsamt, Wasserwirtschaftsamt, Feuerwehr und THW wurden verständigt. Wegen der möglichen Gefahren durch ein weiteres Abrutschen in den Main wurde der gegenüber liegende Wohnwagenstellplatz geräumt.
„Ein Riss von 120 Metern“
Laut Kreisbrandmeister Lutz Schneider habe ein Autofahrer gesehen, dass bereits ein Stück der Leitplanke weggeknickt und ein breiten Riss an der Fahrbahnkante auf mehr als 120 Metern Länge entstanden war. Nachdem die Situation anfangs als nicht so dramatisch gewertet worden war, zogen sich die Helfer vom THW wieder zurück. Doch bereits kurz nach 20 Uhr am Samstag kam die große Alarmierung. Große Bäume waren durch den rutschenden Hang in Schieflage geraten und drohten in den Main zu stürzen und das nahegelegene Wasserkraftwerk zu blockieren.
Von der anfangs in Erwägung gezogenen Möglichkeit, dass die THWler die schiefen Bäume fällen, um den Hang zu entlasten, nahm die Einsatzleitung Abstand, da eine Gefahr für Leib und Leben der Helfer nicht auszuschließen war. „Die Sicherheit der Einsatzkräfte geht vor“, sagte Daniel Schell, Gruppenführer des THW.
Das Wasserkraftwerk bei Hausen ist, wie immer bei Hochwasser, abgeschaltet. Mitarbeiter sind vor Ort, um sofort eingreifen zu können, wenn Treibgut den Wasserabfluss zu verstopfen droht oder doch Bäume vom Banzer Hang in den Main stürzen. „Das kann ja noch passieren, und an dieser Stelle ist wegen des Hochwassers die Strömung zurzeit sehr stark“, so Daniel Schell. Und dann seien die Männer vom THW gefordert, die Bäume möglicherweise mit einem Kran herauszuziehen oder Unterstützung vom THW Bamberg anzufordern, die ein für solche Situationen geeignetes Spezialboot besitzen.
Oberleiterbacher bauen Sperrdamm
Zweiter Starkregen, zweite Alarmierung – und das an nur einem Tag: Nach dem Einsatz am Freitagmorgen (das Obermain-Tagblatt berichtete) musste die Feuerwehr Oberleiterbach (Markt Zapfendorf) am Freitagabend erneut ausrücken, um dem Hochwasser Herr zu werden. Binnen Minuten schwoll der Leiterbach am Ortsende Richtung Peusenhof bedrohlich an. Am 90-Grad-Knick packte das Rohr unter der Brücke die Wassermassen zu diesem Zeitpunkt kaum mehr. Außerdem schossen Wassermassen vom Reuthloser Hang hinunter in den Talkessel und damit gefährlich nahe an die Wohnbebauung.
Die Wehrleute bauten, mit Unterstützung der Einwohner, flugs aus Schaltafeln einen riesigen Sperrdamm, den sie mit Eisenstangen sicherten. Weit über 100 Sandsäcke sowie Planen verstärkten diesen. So verhinderten sie gekonnt, dass an diesem Abend ein weiteres Mal Keller vollliefen.
Vier Meter Flusshöhe bei Schwürbitz
Das Hochwasser sorgte auch im Bereich Schwürbitz und Lettenreuth für Alarmstimmung. Während der Main im Bereich Michelau und Schwürbitz gewaltig übers Ufer trat – der Mainpegel an der Schwürbitzer Mainbrücke erreichte am Sonntag um 13 Uhr vier Meter – floss auch Oberflurwasser von Wald und Äckern, insbesondere am Ortsanfang von Lettenreuth, die Griesfuhre hinunter und ging über die Straße in Wiesen und teilweise in Grundstücksanwesen. Die Gemeinde Michelau war in Alarmbereitschaft. Der amtierende Bürgermeister Klaus Krügl machte sich ein Bild von den Gefahrenstellen.
Der Banzer Erdrutsch von 1911
Vor rund 100 Jahren – 1911 – geschah bei Hausen eine große Katastrophe: Am 25. Februar 1911 löste sich am Südosthang des Banzer Schlossberges ein großes Stück Erdreich mit alten Eichen, Buchen und Buschwerk. Es schob sich nach Hausen, drückte Schuppen der Porzellanfabrik ein und verschüttete die Straße Hausen-Unnersdorf. Das Ereignis löste damals den reinsten Katastrophentourismus aus. Sogar eine Postkarte mit vier Ansichten des Erdrutsches wurde vertrieben. Der verstorbene einheimische Historiker Dr. Karl Ludwig Ostertag-Henning aus Neubanz befasste sich mit dem Thema in einem Aufsatz. Er schloss mit der Bemerkung: „Nach dem Bergrutsch von 1911 wurde der Hang entwässert. Heute sind die Entwässerungsgräben teils verfüllt, teils ungepflegt. Ob sie ihre Funktion, mögliche weitere Hangrutsche zu verhindern, noch erfüllen, bleibt tätig zu beobachten.“