In keinem anderen europäischen Land wurde ein so tiefes Waldbewusstsein ausgeprägt wie bei uns. Menschen, für die der Wald Broterwerb und Inspirationsquelle ist, identifizieren sich mit diesem Schutz- und Freiheitsraum und wollen ihn erhalten. Sie haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Wald für die nachfolgenden Generationen zu gestalten.
Einer dieser Menschen ist der Forststudent Fabian Tegge aus Buch am Forst. „Ich habe eine gewisse Demut vor der Natur, und ich fühle mich auch als Teil der Natur“, ist seine Lebenseinstellung. Wir haben den Forststudenten im 6. Semester im Wald vor Ort interviewt.
Schon als Kind hat sich der Wald als wildromantische Kulisse in sein Bewusstsein gegraben. Nach der Grundschule in Untersiemau und dem Abitur am Ernestinum in Coburg begann er seine Ausbildung mit dem Studiengang Forstingenieurwesen an der Hochschule in Freising, worauf der Vorbereitungsdienst an der Forstschule Lohr folgt. Nach erfolgreichem Abschluss kann Fabian Tegge bei den Bayerischen Staatsforsten die Leitung eines Reviers übernehmen, was sein größter Wunsch ist. Dort ist er zum Beispiel zuständig für die Begründung stabiler Wälder, die Leitung von Waldarbeitern oder auch den Verkauf von Brennholz.
„Ich habe eine gewisse Demut vor der Natur, und ich fühle mich auch als Teil der Natur.“
Fabian Tegge, Forststudent aus Buch
Seine romantischen Vorstellungen vom Wald haben sich geändert: Damals hausten Schillers Räuber dort, Hänsel und Gretel verliefen sich darin, Rübezahl schützte ihn. Der Topos des Jägers wurde nicht nur im lange als deutsche Nationaloper apostrophierten Freischütz, der romantischen Oper von Carl Maria von Weber, gepflegt.
Im Wirtshaus im Spessart hocken die Wildschützen wohl heute nicht mehr. Nein, der 21-Jährige ist in der Realität angekommen. Er will in der Waldwirtschaft das moderne Prinzip der Nachhaltigkeit anwenden. So wie es seit 500 Jahren angewendet wird. „Hier geht es schon immer darum, etwas zu bewahren und weiterzugeben“, sagt er.
20 Wochen war er im Staatsforst von Klosterlangheim. Revierleiter Gerd Barnickel hat dem jungen Studenten erklärt, wie ein strukturreicher Waldbau entsteht: Weg von der Fichte, hin zu Buche, Eiche und Tanne. „Eines der Hauptanliegen naturnahen Waldbaus ist es, dass sich die natürlichen Waldgesellschaften in den Wirtschaftswäldern widerspiegeln“, hat Tegge gelernt.
Mehr Laubbäume und Tannen
Erstmals sei mit dem Primat der – mit Ausnahme der Tanne – nicht standortsheimischen Nadelbäume gebrochen und den natürlichen Hauptbaumarten eine tragende Bedeutung zugemessen worden. Entsprechend der Zielsetzungen sollte der Anteil von Laubbäumen und Tanne langfristig angehoben werden. Das praxisbezogene Studium war so recht nach dem Geschmack des jungen Studenten. „Ich habe dort viel gelernt und Erfahrungen gesammelt“, sagt er unserer Zeitung.
Ein wichtiger Bereich für den angehenden Förster ist die Holzerntetechnik. Während in der Landwirtschaft die Hochmechanisierung längst Einzug gehalten hat, sind Holzerntemaschinen im Wald für viele Bürger noch ein besonderer oder ungewohnter Anblick.
„Gerade im Bereich der körperlich anstrengenden und gefahrenträchtigen Waldarbeit ist der Einsatz solcher Maschinen zu begrüßen und im Hinblick auf die Kosten des Holzeinschlags von Hand, nicht aufzuhalten“, erläutert der Forststudent. Unter normalen Umständen verlaufe der Einsatz von Holzerntemaschinen problemlos und sehr Boden schonend, da ausschließlich Rückegassen befahren werden.
Auch die Jagd gehört dazu
Auch die Jagd ist Bestandteil des Studiums. Der Jagdschein ist Voraussetzung für den Förster, der zur Jagdausübung verpflichtet ist. Den Jagdschein hat der Student bereits in der Tasche und besitzt einen Begehungsschein im Jagdrevier Buch 2 im Lichtenfelser Forst. Dort sitzt er regelmäßig an und zeigt sich als sicherer Schütze, wie einer der Pächter, Werner Pietschmann aus Buch am Forst, bestätigt. Ziel der Jagd sei, den Wildbestand zu schaffen, der die Naturverjüngung im Wald zulasse, machte Tegge deutlich.
Dabei zeigt er eine kleine Tanne, von der wahrscheinlich ein Reh die Spitze abgebissen hatte. „Dieser Baum wird nicht gerade aufwachsen“, meint Fabian Tegge. Wünschenswert sei, dass der junge Wald ohne Schutzzäune aufwachse. Früher sei die Verjüngung durch gezielte Maßnahmen der Forstwirtschaft eingeleitet worden. Heute solle die Naturverjüngung automatisch ohne besondere fördernde Maßnahmen anlaufen und gedeihen.
Sein Ziel, Revierleiter in Bayerischen Staatsforsten zu werden, ist noch weit entfernt. Zunächst muss Fabian Tegge den Bachelorabschluss schaffen. Das ist die Voraussetzung für den Vorbereitungsdienst an der Forstschule in Lohr am Main. „Rund 2700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ganz Bayern bilden ein starkes Team in einem der größten mitteleuropäischen Forstbetriebe“, heißt es in einer Broschüre der Bayerischen Staatsforsten.
„Als Bewerberin oder Bewerber wünschen wir uns flexible, leistungsbereite Menschen mit Teamgeist und den entsprechenden Qualifikationen für die jeweilige Stelle“. Fabian Tegge ist auf dem Weg dahin.