Eine Herkulesaufgabe ist geschafft. Die Anspannung bei den Verantwortlichen wich während einer Pressekonferenz am Freitag in Bamberg zufriedenen Gesichtszügen. Der seit dem 11. Januar dieses Jahres praktizierte Sonderfahrplan „Schienenersatzverkehr“ zwischen Lichtenfels und Bamberg ist bald Makulatur.
In der Nacht von diesem Samstag zum Sonntag 4. September – nach Bahnangaben etwa 5 Uhr – endet die Vollsperrung zwischen Lichtenfels (Bad Staffelstein) und Bamberg (Hallstadt) für Personen- und Güterverkehr. Dann sind die ICE-Stationen in der Korbstadt und in Saalfeld wieder mit ICE-Triebwagen an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn in Richtung Süden (Nürnberg-München) und Richtung Norden (Leipzig-Berlin) angebunden. Gleichzeitig endet der 34-wöchige Schienenersatzverkehr auf diesen Strecken.
Eigentlich, so DB-Pressesprecher Frank Kniestedt, seien die knapp 30 ertüchtigten Streckenkilometer nur ein „Klacks im Vergleich zum 10-Milliarden Gesamtprojekt mit 500 Kilometern der neuen ICE-Strecke zwischen Nürnberg und Berlin. Aber es sei ein „Herzstück, für das von Anfang an akribische Vorbereitung, Terminplanung, Koordination und Überwachung erforderlich gewesen seien. 24 Kilometer Gleise einschließlich dazugehöriger Weichenverbindungen, Schotterbett, Signaleinrichtungen, Oberleitung und Bahnübergänge wurden in den 34 Wochen abgebaut. Mit dem Neubau der Gleise sind neu gestaltete Bahnhöfe in Ebensfeld, Zapfendorf, Ebing und Breitengüßbach einschließlich vorgegebener Schall- und Naturschutzmaßnahmen gekommen. Barrierefreie Bahnsteigzugänge und Ein-/Ausstiege werden mit Aufzügen bis Dezember 2016 vollendet sein. „Nicht zuletzt mit der Mainverlegung bei Ebing (OT berichtete) war und sei das Projekt eine große Herausforderung gewesen. Projektleiter DB Netz, Dieter Thormann: „Zeitweise waren bis zu 500 Arbeiter gleichzeitig im Einsatz, um das zu koordinieren und zu ermöglichen“. Robert Ohler (DB Fernverkehr) sagte am Freitag, seit dem 12. Januar seien ICE-Züge der Verbindung München-Leipzig-Berlin im Zweistundentakt großräumig über Würzburg-Bebra-Erfurt umgeleitet worden. Nur schwach besetzt sei ein IC-Bus zwischen Bamberg und Erfurt hin- und hergependelt. Ab Sonntag stehe unseren Fahrgästen wieder die schnellere Direktverbindung von München/Nürnberg über Bamberg-Lichtenfels und Saalfeld nach Leipzig und Berlin zur Verfügung. In Lichtenfels soll der erste ICE planmäßig um 9.29 Uhr am Sonntag Fahrgäste aufnehmen.
Täglich 150 Busfahrten
Auf das „berechtigte Herzklopfen der Macher“ verwies Uwe Domke, Regio Nordbayern mit Blick auf den „Schienenersatzverkehr“. Rund 150 Busfahrten seien seit Beginn der Baumaßnahme im Januar täglich erforderlich gewesen, um die Züge des Franken-Thüringen-Expresses im Abschnitt Lichtenfels-Bamberg zu ersetzen. „Der Ersatzverkehr ist gut gelaufen“ meinte Domke. Er sprach den Fahrgästen ein Kompliment aus.
Zehn-Milliarden-Projekt Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit (VDE) Nr. 8 umfasst die 500 Kilometer lange Aus- und Neubaustrecke zwischen Nürnberg–Erfurt–Leipzig/Halle und Berlin. Finanziert wird es vom Bund, der Europäischen Union und der Deutschen Bahn. Die Investition beträgt etwa zehn Milliarden Euro. Die neue Bahn-Verbindung wird ab Ende 2017 eine Reisezeit von München nach Berlin in etwa vier Stunden ermöglichen, so die DB. Sie biete zudem eine umweltfreundliche Trasse für den Güterverkehr.