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LICHTENFELS: Ruf der Mega-Party kräftig aufpoliert

LICHTENFELS

Ruf der Mega-Party kräftig aufpoliert

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    Las Vegas, wir kommen: Die Schüler des Abiturjahrgangs des Meranier-Gymnasiums freuen sich auf die „Q 12 Session“, die am Freitag in der Stadthalle steigt.
    Las Vegas, wir kommen: Die Schüler des Abiturjahrgangs des Meranier-Gymnasiums freuen sich auf die „Q 12 Session“, die am Freitag in der Stadthalle steigt. Foto: Roger Martin

    Wo steigt alljährlich die größte Abiturfeier Bayerns ? In Lichtenfels. Organisiert und finanziert wird sie ausschließlich von Abiturienten des hiesigen Meranier-Gymnasiums (MGL). Die große Gala zum Abschluss der Schulzeit, bei der die Absolventen mit Eltern, Großeltern und Lehrern so richtig feiern können, gibt es nicht umsonst. Satte 26 000 Euro kostet derzeit das jährliche Event, das seit einigen Jahren in der Stadthalle stattfindet.

    26 000 Euro: Das ist kein Pappenstiel. Das Geld muss erwirtschaftet werden. Dazu werden die Abiturienten Jungunternehmer. Sie veranstalten in ihrem letzten Schuljahr drei so genannte „Q 12 Sessions“. Die nächste „Session“ steigt an diesem Freitag, die beiden anderen am 9. Dezember und am 10. März 2017. Die Gewinne aus diesen Partys sind jenes Kapital, das später in den glänzenden Abiball investiert wird.

    Die Schülerpartys finden seit etlichen Jahren ebenfalls in der Stadthalle statt und dauern bis in die frühen Morgenstunden. Sie sind angesagt und ziehen weit über unseren Landkreis hinaus junge Besucher an. Über 2000 Besucher werden in der Regel gezählt.

    „Wir sind ein tolles Beispiel dafür, wie Jugendliche es schaffen, etwas auf die Beine zu stellen, um ihr Ziel zu erreichen.“

    Annabell Stretz, Mitorganisatorin der „Q 12 Session“

    Bis vor wenigen Jahren waren die „Sessions“ immer wieder Streitthema. Polizeieinsätze, Alkoholprobleme und entsprechende Presseberichte führten zu Diskussionen und vermittelten ein schlechtes Image. Auch unsere Redaktion erhielt nach den Partys auf dem Anger ab und zu wenig freundliche Leserbriefe. Schüler mussten sich öffentlich rechtfertigen. Das hat sich inzwischen sehr geändert. Die Mega-Schülerparty am Obermain hat ihren Ruf kräftig aufpoliert. Der Sinn der Veranstaltung kommt mehr und mehr zum Tragen. Im vergangenen Jahr gab es im Zusammenhang mit den „Sessions“ kaum noch nennenswerte Vorfälle.

    Dass die „Sessions“ ein Erfolg bleiben und friedlich verlaufen, ist größter Wunsch der knapp 150 Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des MGL, die die nächsten drei Schüler-Partys organisieren und auch finanzieren. „Wir haben eine Super-Truppe“, sagt Benedikt Freiburg im Kreis seiner Mitschüler beim Gespräch mit dieser Redaktion. Die Organisation einer solchen Feier dauere bis zu drei Monate. Das Ganze sei ein „Riesenbrett“, eine zusätzliche Herausforderung für Schüler, neben Abi-stress und Teilzeitjobs, die einige der Schüler haben. „Aber wir trauen uns das zu“, so der Gymnasiast.

    Die Schüler gehen mit der „Session“ ein finanzielles Risiko ein. Jeder von ihnen ist am Erfolg, aber auch am Misserfolg beteiligt. Jeder zahlt einen finanziellen Anteil in die Rücklage der Firma ein, die eigens für die Sessions gegründet wurde.

    Ein Jugendkoordinator hilft

    Die Schüler-Firma muss Gewinne erwirtschaften, damit das Unternehmen gelingen kann. 12 000 Euro kostet eine „Q 12 Session“, sagt Benedikt Freiburg. Die Ausgaben verteilen sich unter anderem auf die Stadt für die Hallenmiete, auf die DJ und auf den privaten Sicherheitsdienst. Die Einnahmen kommen vor allem aus den Eintrittsgeldern und aus dem Verkauf der Getränke.

    Neben dem Spaß und dem wirtschaftlichen Erfolg ist die Sicherheit alljährlich das beherrschende Thema, wenn es um die „Sessions“ geht. Um mögliche Auswüchse der Mega-Partys noch besser in den Griff zu bekommen, haben sich die MGL-Schüler bereits im vergangenen Jahr prominente Unterstützung geholt. Der Veranstaltungsmanager und Geschäftsführer Dominik von Falkenhausen aus Nürnberg, der schon über 2000 Veranstaltungen in ganz Bayern betreut hat, steht den Lichtenfelsern als Jugendkoordinator zur Seite. Falkenhausen beurteilt unter anderem Veranstaltungsorte und Sicherheitsfirmen. Er ist Ansprechpartner der Schüler für Stadt und Polizei.

    30 Security-Kräfte

    „Wir tun alles Menschenmögliche, um Sicherheit zu gewährleisten“, sagt MGL-Schüler Felix-Bornschlegel. Schließlich wünschen sich alle Organisatoren einen möglichst reibungslosen und friedlichen Verlauf der „Session“. 30 Mitarbeiter einer Security-Firma werden am Freitagabend in der Stadthalle im Einsatz sein. Die Männer in Schwarz sind gleich zu Beginn gefragt: Es gibt Alkohol-, Fahrzeug- und Taschenkontrollen. Darauf weisen die Organisatoren auf ihrer Facebook-Seite hin (www.facebook.com/q12sessions/). Beim Thema Alkohol gibt es kaum Spielraum. Vorglühen sei zwar nicht zu verbieten, aber „zu stark angetrunkene Personen dürfen nicht teilnehmen“, heißt es auf der Facebook-Seite weiter. Zugang zur Session haben im Übrigen Jugendliche ab 16 Jahren. Die 16- bis 18-Jährigen können nach 24 Uhr nur bleiben, wenn sie einen so genannten „Muttizettel“ vorweisen können, mit dem Eltern die Aufsicht über ihre Sprösslinge auf eine mindestens 18-jährige Person übertragen.

    „Das schweißt uns zusammen“

    „Es ist ein Riesenakt unserer Gemeinschaft“, sagt Jakob Stromer über die aufwändigen Vorbereitungen. Die Organisation dieser Veranstaltung schweiße alle Beteiligten zusammen, meint auch Annabell Stretz. Es werde immer behauptet, die Jugend sei faul, sagt sie weiter. „Wir sind ein tolles Beispiel dafür, wie Jugendliche es schaffen, etwas auf die Beine zu stellen, um ihr Ziel zu erreichen: Einen schönen Abiball, der durch eigene Arbeit finanziert wird,“ sagt die Gymnasiastin.

    Mitschülerin Anna Ultsch hat einen großen Wunsch: „Es sollen viele Besucher zu unserer Session kommen, sich bei uns gut fühlen und beim nächsten Mal wiederkommen.“ Anwohner und Ältere, die den „Sessions“ skeptisch gegenüberstehen, sollten nicht nur kritisieren. „Sie sollen auch einmal sagen, dass sie es gut finden, was die Schüler hier auf die Beine stellen“.

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