Wolfgang Buck blickt dem Franken tief in die Seele, streichelt sein Selbstbewusstsein und zwickt ihn an Stellen, wo er es sich bequem gemacht hat. Sein neues Bühnenprogramm stellte Buck dem Lichtenfelser Publikum vergangenen Samstag im Stadtschloss vor. „Su kammers aushaldn“, verspricht er in seinem Programm und sollte Recht behalten, wenn man die Reaktionen der 160 Leute im Stadtschloss beobachtete.
„Für mein Wohlbefinden ist Jammern total wichtig.“
Wolfgang Buck,
Liedermacher
Buck trat solo auf, aber nicht allein, sondern mit vier Gitarren, die er immer passend zu seinen Liedern auswählte. Buck sang dem Publikum in seinen Liedern von der Komik des Alltags, der Nostalgie der Erinnerung, der Liebe zum guten Essen und von fehlgeleiteten Wegen der Gesellschaft. Er begegnete seinen Zuhörern auf Augenhöhe, wurde nie derb, sondern kommunizierte in einer reichen Sprache, die er spielerisch und mit Verstand zu gebrauchen wusste.
Solo mit vier Gitarren
Wer ihn verstehen will, sollte aber einen fränkischen Dialekt beherrschen. Die meisten hatten aber damit keine Probleme. Im Gegenteil: Viele freuten sich über Dialektwörter wie „Doldi“, „Gschmarri“ oder „Waffl“. Die gemeinsame Sprache rückte Buck von der Bühne quasi in die Mitte des Publikums. Gerade wenn er vom Essen sprach und ein ganzes Lied dem Schweinebraten widmete, dann drang er direkt zur Kruste der fränkischen Seele vor. Diese fühlt sich bei gutem Essen wohl, so dass Buck dem Publikum weitere, gut gediehene Lieder über kulinarischen Genuss und Verdruss servierte. Buck erzählte in seinen Liedern auch von seiner Familie und seiner Kindheit in Puschendorf im Landkreis Fürth. „So wird des nichts!“, habe der intellektuell veranlagte, in praktischen Dingen oft weniger begabte Buck zu hören bekommen.
Eine Situation, die wohl so mancher im Publikum nachvollziehen konnte. Überhaupt thematisierte Buck Situationen, die viele aus dem Alltag kennen, und zeigte dem Publikum die Komik daran auf. „Wenn?s weh tut, sagen Sie?s“, sang er, während er so tat, als habe er noch Sauger und Watteröllchen von seinem letzten Zahnarztbesuch im Mund, die ihn an der sauberen Artikulation seines Hilferufs hinderten. Dem Publikum gefiel es so sehr, dass es gerne mitsang. Um dem Publikum den Alltag etwas leichter zu machen, gab Buck gerne seine Lebensweisheiten weiter. „Je mehr man jammert, desto älter wird man.“ Bestes Beispiel sei seine Oma Kunni und auch er selbst hat schon an sich bemerkt: „Für mein Wohlbefinden ist Jammern total wichtig.“
Doch es gibt Themen, da wird der Sänger und Kabarettist ernster. Der Krieg in Syrien, die vielen Flüchtlinge, die Reaktion der deutschen Bevölkerung – das beschäftigt ihn und während des Programms kommt er immer wieder darauf zurück. Für Menschen mit intoleranter Weltsicht fand er kluge Worte: „Du hast Mitleid mit dir selber bis zur Unerträglichkeit.“ Das Publikum applaudierte ihm zustimmend.
Gleich darauf wird es auch schon wieder lustig im Saal. Nachdenkliche Lieder und lockere Schmunzel-Songs wechseln sich bei Buck ab, genauso der musikalische Stil der Lieder, mal lässt er mehr Blues, mal mehr Elemente moderner Chansons einfließen oder er bleibt in der Tradition deutscher Liedermacher. Dass er sich stilistisch nicht festlegt, bietet Abwechslung im Programm, genauso wie bei seinen Texten. In manchen malt er mit Sprache zauberhafte, lyrische Bilder, in anderen baut er seine Texte auf satirischen Doppelböden oder aus dynamischen Wortspielen. Dieses Gesamtpaket macht sein Programm aus, es ist viel mehr als der Titel „Su kammers aushaldn“ verspricht. Mit Buck und seinem Humor und seinen Liedern lässt es sich lange mehr als nur gut „aushalten“.