Biologica, TNF-Alpha-Blocker, gentechnologisch hergestelle Eiweißpräparate – für Dr. Volker Waltz sind das Schlüsselworte, besser Mutmacher für einen Rheumatologen und seine Patienten. „In den vergangenen 15 bis 20 Jahren gab es da unglaubliche Fortschritte in der Medizin“, sagt der 54-Jährige.
Einen Patienten heilen zu können, seine Lebensqualität wieder zurückzubringen, für einen Arzt das wohl Schönste an seinem Beruf. „Bei entzündlichen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen geben neue Medikamente viele Chancen, die es vor zwei Jahrzehnten, manchmal vor wenigen Jahren noch nicht gab“, sagt der Mediziner. Aber eines ist wichtig: „Schnelles Handeln erhält Lebensqualität. Zeit darf bei einer Behandlung nicht vergeudet werden, sie ist kostbar.“
Dessen ist man sich auch im Bezirksklinikum Obermain bewusst. Ein Grund, warum Dr. Waltz mit einem Blumenstrauß vor sich im Ambulanten Behandlungszentrum Obermain Bad Staffelstein sitzt. Wie bei vielen Fachärzten gab es auch dort Fälle von mehrmonatigen Wartzeiten. Seit 1. Oktober hilft Waltz, diese deutlich zu verkürzen. Die Blumen gab es zum Einstand von der Klinikleitung.
„Schnelles Handeln erhält Lebensqualität. Zeit darf bei einer Behandlung nicht vergeudet werden, sie ist kostbar.“
Dr. Volker Waltz, Rheumatologe
Monatelanges Warten soll in Bad Staffelstein der Vergangenheit angehören. 20 Stunden in der Woche arbeitet Walz in der Ambulanz. Zusammen mit dem stellvertretenden Chefarzt der Rheumatologie des Bezirksklinikums Obermain, Kutzenberg, Dr. Dirk Günthel, der zehn Stunden in der Woche im Ambulanten Behandlungszentrum in Bad Staffelstein tätig ist. Beide Fachärzte für Rheumatologie sind zudem im Bezirksklinikum in Kutzenberg tätig.
„Mich hat der ganzheitliche Aspekt des Bezirksklinikums und der angeschlossenen Ambulanz überzeugt“, erklärt Dr. Waltz. Der sich auch darüber freut, dass in der Ambulanz zwei Orthopäden zum Team gehören. Im Juli 2010 hatte die „GeBo“, die Gesundheitseinrichtung des Bezirks Oberfranken, die bestehende Facharztpraxis übernommen und als Ambulantes Behandlungszentrum Obermain fortgeführt.
„Die Spezialisierung liegt dabei auf Diagnostik und Therapie entzündlich rheumatologischer Erkrankungen“, betont Dr. Günthel. Dazu zählen insbesondere die rheumatoide Arthritis, Kollagenosen, autoimmune Muskelentzündungen oder Gefäßentzündungen. Die beiden Fachärzte können dabei auf die Dienste eines Labors und Sonografie-Untersuchungen bauen. Dem Patienten werden in der Ambulanz Beratung und Schulung geboten. Gelenkpunktionen und Gelenkinjektionen gehören zur Dienstleistung der Ambulanz bis hin zur Betreuung von Rheumapatientinnen und -patienten mit Kinderwunsch oder bei einer bestehenden Schwangerschaft.
Dass sich in Bad Staffelstein die Wartezeiten verkürzt haben, hat sich mittlerweile bis nach Südthüringen herumgesprochen. „Gerade auf dem Land sind die Wartezeiten für einen Facharzttermin mitunter lang. Ein Rheumatologe ist da alles andere als eine Ausnahme. Daher nehmen Patienten durchaus auch weitere Anfahrtswege in Kauf“, erklärt Bernhardt Gehringer von der Klinikverwaltung. Er freute sich, dass nun Dr. Waltz das Team verstärkt und aus Hessen den Weg an den Obermain fand.
Heilung und Linderung
Dr. Waltz erinnerte daran, dass auch viele junge Menschen an Rheumaerkrankungen leiden. Insbesondere, wenn Entzündungen die Ursache sind. Heilung und Linderung versprechen Biologica, gentechnologisch hergestellte Eiweißpräparate. Sie blockieren zum Beispiel das sogenannte TNF-Alpha (Tumor-Nekrose-Faktor), ein wesentlicher Entzündungsmediator bei der Entstehung von Rheuma in den betroffenen Gelenken. Befürchtete Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Krebserkrankungen, seien ausgeblieben, wie das Biologica-Register im Deutschen Rheumaforschungszentrum belege, erklärte der Facharzt.
„Gute Nachrichten also. Wir können vielen unserer Patienten wieder helfen, ihre gewohnte Lebensqualität zu gewinnen“, so Dr. Waltz. Und das schneller als zuvor. Ihren Preis haben die Behandlungen: Die Jahrestherapiekosten betragen rund 15 000 bis 25 000 Euro. Und das über mehrere Jahre, in vielen Fällen sogar lebenslang. „Aber dadurch wird es Betroffenen möglich, weiterzuarbeiten. Ohne oder mit viel weniger Schmerzen zu leben. Da ist unbezahlbar“, so der 54-Jährige.
Hintergrund zum Thema „Rheuma“ „Rheuma“, die Krankheit trifft nicht nur alte Menschen, sondern auch junge. Selbst Kinder können an ihr erkranken. Am häufigsten tritt die sogenannte „rheumatoide Arthritis“ auf. Sie ist mit Schmerzen in den Gelenken verbunden. Hier ist zum Beispiel erstes Ziel einer Therapie, die Pein zu lindern. Anzeichen für Rheuma können zum Beispiel Schmerzen an den Fingergelenken sein. Insgesamt fallen 100 Krankheiten unter den Begriff „Rheuma". Oder, um es medizinisch korrekt auszudrücken: „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“. Alle haben sie gemein, dass sie die Lebensqualität eines Erkrankten erheblich einschränken. Der Begriff „Rheuma“ stammt aus dem Griechischen. Übersetzt bedeutet er einen ziehenden, reißenden Schmerz. Leider ein passender Name, der eine Vielzahl von Erkrankungen umschreibt: zum Beispiel Erkrankungen wie Fibromyalgie als eine häufige Form des sogenannten „Weichteilrheumas“. Nicht nur „harte“ Strukturen wie Knochen, Gelenke oder Knorpel, sondern auch „weiche“ Gewebe wie Muskeln, Bänder oder Sehnen können durch eine rheumatische Erkrankung beeinträchtigt werden. Arthrose, Gicht und Lupus erythematodes sind ebenfalls Teil des rheumatischen Formenkreises. Leider beschränken sich rheumatische Erkrankungen nicht alleine auf den Bewegungsapparat. Betroffen können fast alle Organe sein. Ärzte und Wissenschaftler zählen die Herzmuskelentzündungen, Rippenfellentzündungen, rheumatische Augenentzündungen und sogar Entzündungen des Darms, der Nieren, der Nerven oder der Gefäße dazu.