Wort zur Besinnung
Für Kinder ist diese Frage Gott sei Dank noch recht klar: Wir warten auf Weihnachten, das bedeutet Vorfreude, Aufregung, Adventskalender, Wünsche, Geschenke. Je älter die Kinder werden, desto mehr schrumpft die Begeisterung, so hab ich manchmal das Gefühl.
Eine Vielzahl von Schulaufgaben zeichnet diese Zeit allzu häufig für Schülerinnen und Schüleraus und die Erwachsenen stöhnen über die Hektik und den Stress dieser Zeit. Daneben freut sich mancher in Lichtenfels mehr auf den 23ten Dezember, als auf den 24ten, denn da geht auf dem Marktplatz so richtig die Post ab.
Jeder der mich kennt weiß, dass auch ich gerne feiere und ich staune jedes Jahr, welch event der 23te bei uns ist, aber mit der christlichen Idee von Advent und Weihnachten hat das genauso wenig zu tun, wie verlängerte Landenöffnungszeiten und die Jahresabschlüsse in den Betrieben.
Also, was bedeutet der Advent für uns noch?
Als ich kürzlich auf der Suche nach einer Gottesdienstidee meine Adventsbücher durchstöberte stieß ich auf einen Satz aus dem Buch Hesekiel, der auf tolle Art und Weise auf den Punkt brachte, worum es eigentlich bei Advent und Weihnachten geht: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen…. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ Das klingt so ganz anders, als das, was man erleben kann in dieser Zeit und auch ganz anders als das, was wir uns vielleicht wünschen, wenn wir von der staaden Zeit reden.
Ich denke in der Tat, dass Gott nichts gegen unsere menschlichen events hat, nichts gegen Weihnachtsmärkte und lustiges Beisammen sein. Aber es ist schade, dass wir uns von der guten Stimmung nicht für den Alltag anstecken lassen, die gute Stimmung nicht in unserem Inneren mitnehmen. Statt reinem Kommerz, statt nur rum zu blödeln und sich mit Alkohol benebeln, könnten wir die Gemeinschaft genießen und offen werden füreinander. Sich nicht die Birne zu dröhnen und am nächsten Morgen stöhnen über die Qualität des Glühweins, sondern im Feiern offen werden, sich freuen, dass man gemeinsam unterwegs ist. Es wäre schön, wenn wir die Zeit nützen würden, einander wert zu schätzen und nicht für selbstverständlich zu halten. Leute mit ins Boot holen, denen es vielleicht sogar schlechter geht als uns, statt neidisch auf jene zu schielen, denen es besser geht. Advent könnte es dann auch im christlichen Sinn sein, wenn wir uns nur von unseren events, den Advents- und Weihnachtsfeiern, beflügeln lassen würden, statt zu stöhnen, dass es zu viele gibt. Die Augen auf machen und das Schöne genießen, um davon weiter zu geben, weil wir uns gut fühlen, einen neuen eist spüren und leben. Die Kinder arbeiten noch mit Feuereifer an den kleinen Geschenken, die sie basteln. Sie freuen sich in der Regel noch, anderen eine Freude zu machen und sie freuen sich, dass ihnen auch Freude gemacht wird in dem einen oder anderen Geschenk.
Ein neues Herz, einen neuen Geist, das heißt nicht mehr und nicht weniger, wieder lernen sich zu freuen, an dem was mir geschenkt ist. Dann wäre es ein Leichtes in Gottes Geboten zu wandeln und das Rechte tun. Wer den Blick frei macht für das, was gut ist, was schön ist, wer sich freut über die liebevolle Idee, die hinter dem Geschenk steht, wer sich auf macht, das Leben als Geschenk zu erkennen, der schürt keine Falschheit und keinen Hass, der weiß, dass genug Platz am Tisch ist und wir alle satt werden, wenn wir nur zusammen rücken. Das wäre eine wirklich tolle Vorbereitung auf Weihnachten!
Anne Salzbrenner,
evangelische Pfarrerin Lichtenfels