Jetzt ist es wieder da – das Weihnachtsfest! Eine lange Adventszeit liegt hinter uns, in der wir uns auf die festlichen Tage innerlich und äußerlich vorbereiten konnten. Sonntag für Sonntag haben viele von uns immer eine Kerze mehr am Adventskranz entzündet und sich an diesem wunderbaren Licht erfreut. Immer heller sollte es so in unseren Häusern und Herzen werden, je näher das Fest der Geburt Christi heranrückt. Doch haben wir wirklich das Empfinden, dass es in uns heller geworden ist? Die dramatische Situation in Aleppo und in so vielen anderen Krisengebieten der Erde macht uns deutlich, wie viele Menschen „in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“ (vgl. Lk 1, 79). Am vergangenen Dienstagabend traf der Todesschatten auch unser eigenes Land aufs Neue. Die Wahnsinnstat vor der Berliner Gedächtniskirche hat viel Licht ausgelöscht, sie macht viele Menschen zutiefst betroffen und versetzt sie in Trauerstimmung. Wie werden die Verletzten und ihre Angehörigen, die Augenzeugen des Anschlags sowie die Helferinnen und Helfer, und besonders jene, die jetzt um einen lieben Menschen trauern, die nun beginnende Weihnachtszeit erleben. Unter welchen körperlichen und seelischen Schmerzen werden sie in diesen an sich festlichen Tagen leiden? Mit welchen Empfinden werden sie, aber auch wir Außenstehende, diesmal die christliche Weihnachtsbotschaft aufnehmen?
Trotz so viel Unheils kam niemand auf die Idee, Weihnachten abzusagen oder in der Hoffnung auf bessere Zeiten zu verschieben. Das Kind in der Krippe bekommt auch heuer seinen Platz zu Weihnachten, wenn wir die frohe Botschaft von der Menschwerdung Gottes hören, die Gottesdienste feiern, unsere Lieder singen und die Festzeit vielleicht etwas verhaltener, aber nicht weniger herzlich miteinander feiern.
Die Botschaft, dass uns allen in Jesus der Retter geboren ist, ist und bleibt aktuell. Deshalb schauen wir bewusst hin auf das Kind in der Krippe, das uns seine geöffneten Arme entgegenstreckt, damit wir erkennen können wie sehr Gott uns Menschen liebt und wie menschlich er uns in Jesus Christus entgegengekommen ist. Haben wir daher den Mut, diesem Kind nahezukommen und mit ihm in Berührung zu kommen, lassen wir uns von seiner Liebe und Freude, von seiner Wehrlosigkeit und Hilfsbedürftigkeit gleichermaßen anstecken.
Liegt der Schlüssel für eine friedlichere Zukunft, nicht gerade in diesem Jesus, der uns als Erwachsener die wahre Gottesliebe und die echte Nächstenliebe wie kein Zweiter vorgelebt hat? Wieviel Licht hat er seinerzeit in die Finsternis seiner Mitmenschen gebracht. Die Evangelien erzählen sehr viel darüber. Wir dürfen seinem guten Beispiel folgen und ebenfalls Licht, Liebe und Wärme jenen zuteilwerden lassen, die mit uns und um uns leben: Durch ein gutes und tröstendes Wort, eine liebende und helfende Tat, die Bereitschaft zur Versöhnung, wo es möglich ist, ein Gebet für jemanden, den wir Gott in besonderer Weise anempfehlen möchten. Wir alle haben täglich viele Möglichkeiten Licht in die Dunkelheiten unserer Mitmenschen zu bringen. Auch wir freuen uns schließlich darüber und sind dankbar, wenn es andere für uns tun und Licht in unsere eigene Finsternis bringen.
Der evangelische Theologe, Journalist und Schriftsteller Jochen Klepper, der mit seiner Familie 1942 den Freitod wählte, um der anstehenden Deportation ins Konzentrationslager zu entgehen, dichtete 1938 in zunehmend dunkler werdender Zeit seine mit bekanntesten Verse: „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr; von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“ (GL 220, 4. EG 16, 4) Das Licht der Heiligen Nacht erhellt die Finsternis des Lebens und den Schatten des Todes. Dieses Vertrauen in den Gott des Lebens und der Liebe feiern wir Christen an Weihnachten, weil es immer noch viele von drängt, hoffnungsvolle und lichtbringende Menschen zu sein – so wie einst Jesus, dessen Geburtstag wir nun wieder feiern. Ich wünsche Ihnen allen in Ihre gegenwärtige Lebenssituation hinein ein friedliches, frohmachendes und lichtbringendes Weihnachtsfest.