Das ETA Hoffmann Theater Bamberg und das Landestheater Coburg läuten das neue Jahr mit Stücken ein, die das Publikum geistig auf Trab bringen werden. Sie laden ein zu Gedankenspielen, zur Erforschung der Gesellschaft, der Suche nach Antworten. Hochpolitisch wird es, intellektuell herausfordernd und vor allem ganz nah am Puls der Zeit.
„Antigone“, Tragödie von Sophokles
Der Konflikt scheint klar: Kreon, Herrscher von Theben, verbietet Antigone, ihren Bruder Polyneikes zu begraben, nachdem dieser beim Versuch, Theben zu erobern, getötet worden war. Tatsächlich birgt der Konflikt komplexe Fragestellungen, mit deren Auseinandersetzung man immer auch aktuelle Themen tangiert. Es geht um Familie, Macht, Emanzipation, Loyalität, das Verhältnis zwischen Individuum und Staat, den Willen des Volkes. Nach welchen Werten und Motiven handeln diese Figuren tatsächlich? Kreon und Antigone beharren beide auf ihrer Meinung. Antigone begräbt ihren Bruder, Kreon lässt sie daraufhin in ein Felsengrab einsperren. Die Figuren sind alle miteinander verbunden. Kreon ist Antigones Onkel, Antigone mit Kreons Sohn Haimon verlobt. Mit ihrer unnachgiebigen, starren Haltung zerstören letztendlich beide das Band, das zwischen allen Figuren geknüpft ist. Am Ende gibt es nur Verlierer. Konstanze Lauterbach wird „Antigone“ in Coburg inszenieren.
Premiere: Samstag, 14. Januar, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Landestheaters Coburg.
„Unterwerfung“ von Houellebecq
Dramaturg Remsi Al Khalisi hat für die Inszenierung von Intendantin Sibylle Broll-Pape in Bamberg den Roman von Houellebecq bearbeitet. Houellebecq entwirft darin eine Zukunftsvision und stellt die Frage voran: Was wäre, wenn in Frankreich 2022 eine muslimische Partei regieren würde? Nach einem Wahlkampf, der mit erheblichen Unruhen einhergegangen ist, wird Mohammed Ben Abbes der neue französische Präsident. Anschließend gestaltet die neue Regierung das Land nach ihrer Auslegung des Islam um. Die Veränderung der Gesellschaft erlebt man als Rezipient mit dem Protagonisten François, einem Literaturprofessor. Unter anderem geht die Kriminalität zurück und die Arbeitslosenquote sinkt, weil Frauen nicht mehr arbeiten gehen. Am Ende sieht François die Vorteile für sich und konvertiert. Er bekommt nicht nur ein viel höheres Gehalt, sondern begeistert sich vor allem für das Konzept der Polygamie. Der Roman wird kontrovers diskutiert. Es gibt viele Lesarten, die durch aktuelle Ereignisse immer wieder erweitert werden. So wie an dem Tag, als der Roman in Frankreich erschien: Es war der 7. Januar, als auf die Redaktion von Charlie Hebdo ein Anschlag verübt wurde.
Premiere: Freitag, 27. Januar, um 20 Uhr auf der Großen Bühne des ETA Hoffmann Theaters.
„La Révolution 1“ von Pommerat
Ein Land im Umbruch. Fragen über Fragen: Wie soll die Gesellschaft aussehen? Wie die Herrschaft des Volkes funktionieren? Welche Werte sind wichtig? Es sind Fragen, welche die Menschen heute wie auch in Zeiten der Französischen Revolution beschäftigen. Autor Pommerat konzentriert sich auf die Ebene der geistigen Auseinandersetzung, setzt das Stück zeitlich an, bevor Köpfe rollen. Das Publikum befindet sich mittendrin in diesem Strom aus Gedanken und Ideen. Einem Strom, der bis in unsere Zeit reicht und das moderne Europa bis heute prägt. Pommerats Stück, das im Original den Titel „Ça ira (1) Fin de Louis“ trägt, wurde dieses Jahr drei Mal mit dem französischen Theaterpreis „Moliere“ ausgezeichnet. Niklas Ritter wird das Stück im Studio des ETA Hoffmann Theaters in einer Fassung für neun Schauspieler und Objekttheater inszenieren.
Premiere: Freitag, den 20. Januar, um 19 Uhr im Studio des ETA Hoffmann Theaters.