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BAIERSDORF: Vaters Werkzeugkiste war nicht sicher

BAIERSDORF

Vaters Werkzeugkiste war nicht sicher

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    Um Prüfungssituationen zu simulieren hat der angehende Dachdeckermeister Robert Domschke ein Dach im Maßstab 1:1 nachgebaut. Im Kehlbereich, dem Übergang zwischen zwei geneigten Dachflächen befestigt er mit Hammer, Nagel und einem Edelstahldraht einen Ziegel.
    Um Prüfungssituationen zu simulieren hat der angehende Dachdeckermeister Robert Domschke ein Dach im Maßstab 1:1 nachgebaut. Im Kehlbereich, dem Übergang zwischen zwei geneigten Dachflächen befestigt er mit Hammer, Nagel und einem Edelstahldraht einen Ziegel. Foto: Fotos: Stephan Stöckel

    Papas Werkzeugkiste war vor seinen Händen nicht sicher. Der Filius schnappte sich Hammer und Nägel und baute sich eine kleine Hütte zum Spielen. Das Ende vom Lied: „Ich durfte das Werkzeug anschließend wieder einräumen“, erzählt Steffen Domschke. Böse war er seinem Sohn dafür nie. „So sind die Kleinen eben nun mal.“

    Heute ist er seinem Sohn Robert sogar dankbar dafür, wurde doch spielerisch sein Interesse für das Handwerk geweckt. Stolz sein kann er auch auf ihn: Der 21-jährige ist Oberfrankens bester Dachdecker-Junggeselle. Kürzlich wurde er von der Handwerkskammer für Oberfranken mit Sitz in Bayreuth als Kammersieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2016 mit einer Urkunde geehrt.

    Eine Nummer größer

    Inzwischen baut der junge Mann eine Nummer größer. In der Werkstatt des elterlichen Betriebes schwingt er sich auf ein Dach, das er selbst errichtet hat. „Es handelt sich um ein Modell im Maßstab 1:1. Damit kann ich Prüfungssituationen simulieren.“ Spricht?s und lässt seinen Worten Taten folgen: Im Kehlbereich, dem Übergang zwischen zwei geneigten Dachflächen befestigt er mit Hammer, Nagel und einem Edelstahldraht einen Ziegel.

    Während andere nach ihrer Gesellenprüfung erst einmal ein paar Jahre ins Land gehen lassen, bis sie den Meister machen, hat sich der junge Mann aus dem Altenkunstadter Ortsteil Baiersdorf dazu entschlossen, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter gleich zu gehen. Im thüringischen Lehesten besucht er derzeit die Dachdeckerschule. „Das Lernen fällt mir derzeit leicht, weil ich noch immer im Lernprozess drin bin. Würde ich die nächsten Jahre erst einmal auf Baustellen verbringen, dann sähe das sicherlich anders aus.“ Der 21-Jährige spielt sogar mit dem Gedanken, noch einen weiteren Meister zu machen, nämlich den des Zimmerers. „Zwischen den beiden Berufen gibt es jede Menge Überschneidungen“, erklärt Domschke junior.

    Angst in luftiger Höhe?

    Während seiner Ausbildung ist er schon so manchem Hausbesitzer aufs Dach gestiegen. Wer oben steht, kann auch tief fallen. Darauf angesprochen, ob in luftiger Höhe nicht auch ein bisschen Angst mitschwinge, räumt der frischgebackene Geselle ein: „Offen gesagt ja“.

    Während der Arbeit vergisst man die Bedenken aber schnell wieder.“ Domschkes Gedanken schweifen zurück in die Jugend: „Schon als Kind bin ich mit meinem Papa auf einem Gerüst herumgelaufen.“ Dachdecker müssen zudem höhentauglich und schwindelfrei sein. Voraussetzungen, die Robert Domschke mitbringt. Was war das Höchste der Gefühle für den jungen Dachdecker? „Ein zehngeschossiger Wohnblock, der rund 40 Meter hoch war.“ Der Beruf des Dachdeckers ist körperlich anstrengend und zählt zu den gefährlichsten Berufen. Abgeschreckt hat das Robert Domschke nicht. „Ich bin körperlich fit und liebe meinen Beruf.“ Auf die Sonnenseiten seines Jobs angesprochen, kommt es wie aus der Pistole geschossen: „Was gibt es Schöneres, als sich den ganzen Tag an der frischen Luft zu bewegen. Eine tolle Aussicht hat man mitunter auch noch.“ Seinen Beruf beschreibt er als abwechslungsreiche Tätigkeit. Bei der Verlegung einer Bitumenbahn auf einem Flachdach zum Beispiel komme ein Bunsenbrenner zum Einsatz, Dachziegel hingegen müssten mechanisch mit Sturmklammern befestigt werden.

    Wie man zum Superstar wird, kann man am Fernsehen bewundern. Aber wie wird man zu einem Super-Azubi? „Im Betrieb muss alles stimmen“, sagt Domschke, der seine Ausbildung im Betrieb seines Vaters absolviert hatte. Zu ihm habe er schon immer einen guten Draht gehabt. Ihn habe der Ehrgeiz gepackt, sich keine Blöße zu geben und den Vater im Regen stehen zu lassen. Domschke räumt ein, dass ihm die Praxis mehr liege als die Theorie. „Aber neugierig war ich schon, welche theoretischen Grundlagen sich hinter dem Dachdecker-Handwerk verbergen.“ Und so fügte sich eins zum anderen.

    Die Digitalisierung hat Einzug gehalten. Auch bei der Dachdeckerei Domschke in Baiersdorf. Robert Domschke muss nicht immer aufs Dach steigen. In bestimmten Situationen lässt er die moderne Technik für sich arbeiten. Am Baiersdorfer Kirchturm hatte es reingeregnet. Mit Hilfe einer Drohne, die mit ihrer eingebauten Kamera gestochen scharfe Bilder macht, lokalisierte er den Schaden. Die treibende Kraft hinter der Anschaffung war der Sohnemann, der über sich sagt: „Ich bin offen für Neues.“

    „Dieses Handwerk wird auch in Zukunft goldenen Boden haben, weil Dächer immer gedeckt werden müssen.“

    Robert Domschke, Oberfrankens bester Junggeselle

    Sein Vater Steffen kann sich freuen: Mit seinem Sohn Robert steht der Betriebsnachfolger bereits in den Startlöchern. Dieser sieht trotz der Automatisierung und Digitalisierung die Zukunft seines Berufes rosig: „Dieses Handwerk wird auch in Zukunft goldenen Boden haben, weil Dächer immer gedeckt werden müssen.“ Dass der Kollege Roboter ihn eines Tages bei der Arbeit in luftiger Höhe ersetzen könnte, glaubt Domschke nicht: „Das Verlegen der Ziegel wird auch weiterhin Handarbeit bleiben.“

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