Der international renommierte Künstler und Ex-Kirchenmaler Manfred Scharpf ist dafür bekannt, dass er sich permanent an der Geschmackslinie von Gut und Böse bewegt. Besucher des Bamberger Diözesanmuseums können sich derzeit davon überzeugen. Scharpf zeigt darin 34 monumentale Werke, in denen er auf boshaft-ironische Weise die Absurditäten dieser Zeit anprangert (das Obermain-Tagblatt hat berichtet).
Und genau diese aktuelle Ausstellung „Relevatio – Das Heben des Schleiers“ ruft Papst Franziskus höchstpersönlich auf den Plan. Manfred Scharpf bekam in diesen Tagen Post aus dem Vatikan: „Ein Wunder!“, sagt der Künstler. Und das in doppelter Hinsicht. Denn das Oberhaupt der katholischen Kirche rügt ihn nicht etwa wegen blasphemischer Pinselstriche, sondern drückt seine päpstliche Zustimmung aus. „Bestimmt bin ich kein Vorzeigekatholik“, freut sich Scharpf umso mehr über den Brief. Immerhin glaube er „an die Kraft eines universellen göttlichen Feldes“, die er durch christliche Metaphern vermitteln wolle.
Selbstbewusst und mutig hatte der Allgäuer Scharpf mit einem Schreiben an Papst Franziskus auf seine Ausstellung in Bamberg aufmerksam gemacht. Zur Illustration legte er den Katalog zum Hauptwerk „Beatrice – Wege aus dem Dunkel“ bei, in dem die möglicherweise brisanten Details veranschaulicht werden. „Papst Franziskus geißelt dieselben Absurditäten in der Gesellschaft, wie ich dies seit Jahrzehnten tue“, begründet Scharpf seinen Wagemut. Der Papst habe zum Beispiel in seiner Ansprache zum Neuen Jahr den „zerstörerischen Narzissmus“ angeführt und auch die Überwindung des Egos gefordert sowie auf die schöpferische Kraft der Mütter hingewiesen. Scharpf sieht darin eine Parallele zu seinem Bilderzyklus „Die große Göttin – Monolith im Strom der Zeit“.
Manfred Scharpf räumt ein, dass er eine Antwort aus dem Vatikan „weder erhofft noch erwartet“ habe. Allerdings sollte der Papst Kenntnis bekommen über „meine neuzeitlichen altarhaften Werke“.
„Papst Franziskus geißelt dieselben Absurditäten in der Gesellschaft, wie ich dies seit Jahrzehnten tue.“
Manfred Scharpf, Künstler
Seine teils grotesken Motive müssen Papst Franziskus gefallen haben. Denn überaus freundlich heißt es in der Vatikan-Post an den Künstler: „Der Heilige Vater dankt Ihnen für Ihre Gabe, mit der Sie Ihre Wertschätzung und Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri zum Ausdruck bringen. Der Heilige Vater bittet Sie um Ihr Gebet für seinen universalen Hirtendienst und schließt auch gerne Ihr Anliegen in sein Beten ein. Im gläubigen Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes erbittet Papst Franziskus Ihnen und allen, die Ihnen verbunden sind, Gottes reichen Segen…“.
Für Scharpf ist dieser päpstliche Segen „eine Ehre“ und „beachtenswert“, zumal dieser Segen alle, „die mit mir verbunden sind, einschließt“: „Das gibt doch Hoffnung, oder?“ lächelt der Künstler.
Öffnungszeiten und Führungen Die Sonderausstellung „Revelatio – Das Heben des Schleiers“ ist bis 14. Mai 2017 im Bamberger Diözesanmuseum, Domplatz 5, Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr zu sehen; montags geschlossen. Kontakt für Führungen durch die Ausstellung: Tel. (0951) 5022512. Künstler Manfred Scharpf bietet selbst Rundgänge an: Palmsonntag, 9. April, 14 Uhr; Donnerstag, 27. April, 16.30 Uhr; Sonntag, 14. Mai, 14 Uhr.