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Jonglieren und Vertrauen in Aktien haben

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Jonglieren und Vertrauen in Aktien haben

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    15 bis 16 Millionen Euro gibt die Oberfrankenstiftung im Jahr aus. Um soziale und kulturelle Projekte im Bezirk zu fördern, um die Denkmalpflege zu unterstützen, um Wissenschaft und Forschung voranzubringen. Diese 15 bis 16 Millionen Euro muss die Stiftung jährlich aus ihrem Vermögensstock von 500 Millionen Euro erwirtschaften – in Zeiten von null Prozent Zinsen und so genannten Verwahrungsentgelten auf größere Vermögen keine leichte Aufgabe.

    Verantwortlich dafür, dass die vor genau 90 Jahren mit einem Grundkapital von damals sechs Millionen Reichsmark gegründete Stiftung diese 15 bis 16 Millionen Euro einnimmt, ist Stefan Sewald, Leiter des Vermögensmanagements. „Wir haben als Stiftung, die seit 1927 existiert, einen unendlich großen Erfahrungshorizont im Bereich Geldanlage“, sagt er selbstbewusst.

    Nur kurz auf dem Konto

    Natürlich sei auch seine Institution, die im Landkreis unter anderem die Sanierung der Lichtenfelser Synagoge gefördert hat und Regens Wagner in Burgkunstadt unterstützt, von den kaum noch gezahlten Zinsen auf Anlagen betroffen; ebenso seit einem halben Jahr von Negativzinsen, die fällig werden, wenn aus einem Fonds bei einer Depotbank ausgeschüttete Gelder auf ein Konto fließen. Diese Euro liegen aber immer nur wenige Tage auf diesem Konto, so dass laut Seewald nur sehr geringe Verwahrungsentgelte zu zahlen sind. Ansonsten sucht die Oberfrankenstiftung ständig nach Banken, die noch keine Minuszinsen fordern und jongliert mit den zur Auszahlung bereiten Geldern von Konto zu Konto, damit keine Entgelte fällig werden.

    Durch den hohen Kapitalstock und die 90-jährige Erfahrung steht die in Bayreuth beheimatete Stiftung aber wesentlich besser da als kleinere derartige Institutionen. „Wir profitieren davon, dass unser Vermögen breiter gestreut ist“, erläutert Seewald. Viel Geld ist in Aktien oder Immobilien angelegt, und wird es auch weiterhin, wenn festverzinsliche Anlagen auslaufen.

    „Wir haben als Stiftung, die seit 1927 existiert, einen unendlich großen Erfahrungshorizont im Bereich Geldanlage.“

    Stefan Seewald, Oberfrankenstiftung

    Dass die Anlage in Aktien ein Risiko berge, will der Vermögensmanager so nicht stehen lassen. „Wir haben das Grundvertrauen, dass die Tendenz bei Aktien weltweit und langfristig nach oben zeigt. Natürlich gibt es Schwankungen, doch diese muss man tolerieren können“, sagt Seewald, der daran erinnert, dass das Startkapital der Oberfrankenstiftung im Jahr 1927 komplett in Aktien angelegt war. Übrigens: Seiner Aussage nach bringen die Aktien 3,5 bis vier Prozent Dividende, also eine Summe, die mit Zinsen nicht mehr zu erreichen ist.

    Stefan Seewald rät darum kleineren Stiftungen, ihr Kapital in Immobilien und Aktion anzulegen, bei Letzteren für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren. „Wer sein Geld ausschließlich in Sparanlagen und Termingeldern liegen hat, wird ein Problem bekommen.“

    Ihren Kapitalstock anderweitig angelegt hat die Friedrich-Baur-Stiftung aus Burgkunstadt. Geschäftsführer Dr. Otmar Fugmann: „Wir sind mit 51 Prozent am Baur Versand beteiligt, bei dem das Geschäft gut läuft. Weitere Gelder stecken in Immobilien, und auch hier läuft es derzeit gut.“ Schwierig sei es mittlerweile bei verzinsten Anlagen, die vor zehn Jahren neben einigen Prozenten Rendite auch noch Sicherheit geboten haben, so der Geschäftsführer gegenüber dieser Redaktion.

    Auf Erträge angewiesen

    Dabei ist die Friedrich-Baur-Stiftung laut Dr. Fugmann auf Erträge zwingend angewiesen. Der Grund: Neben der Unterstützung der Bayerischen Akademie der schönen Künste wird auch die medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München gefördert, und dabei besonders Nachwuchswissenschaftler.

    Die Gefahr von Negativzinsen ist für den Geschäftsführer ziemlich real. Er befürchtet, dass Banken demnächst deswegen auf die Baur-Stiftung zukommen könnten. Bislang konnten Verwahrungsentgelte vermieden werden, was laut Dr. Fugmann auch am guten Verhältnis zu den Hausbanken liegt. „Im Übrigen hoffe ich, dass das Zinstief bald vorbei ist und sich das Thema Negativzinsen dann erledigt hat“, sagt der Geschäftsführer dieser Redaktion.

    Der Lichtenfelser Stadtkämmerer Johann Pantel ist auch für die Wohltätigkeitsstiftung zuständig. Deren Stiftungskapital betrage etwa 240 000 Euro, die Zinserträge lägen „quasi bei null“, so Pantel. Trotzdem würden für soziale Zwecke geringe Beträge ausgeschüttet. „Das geht zu Lasten des Bestandes und ist natürlich bedenklich. Aber wir wollen dem Zweck der Stiftung nachkommen.“ Die Alternative wäre, kein Geld mehr auszuzahlen.

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