„Wir errichten im Gewerbegebiet Seubelsdorf Gebäude im Campus-Charakter, wie Sie sie vielleicht von Firmen wie Google kennen. Dafür investieren GE Additive und wir 100 Millionen Euro.“ – Das, was Frank Herzog, Vorsitzender Geschäftsführer der Concept Laser GmbH, im Rahmen einer Pressekonferenz in der ehemaligen Synagoge vorstellt, kommt einem Ritterschlag für Lichtenfels gleich. Die Pioniere des 3D-Metalldrucks mit Sitz in Schney bekennen sich klar zum Standort Lichtenfels – und machen die Kreisstadt ganz nebenbei zu einem weltweit beachteten Zentrum der Spitzentechnologie.
„Unser innovationsreiches Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren außerordentlich entwickelt“, erklärt Herzog seinen Gästen und spricht von einem Umsatz von 91 Millionen Euro im vergangenen Jahr. „Immer mehr Großkonzerne entdecken die Vorzüge unserer Technologie des 3D-Metalldrucks. Und die Prognosen sind weiter hervorragend.“ Mit der Folge, dass Concept Laser Ende 2015/Anfang 2016 am Scheideweg stand: Man suchte und fand mit General Electric (GE) mit Hauptsitz in Boston/USA einen Partner, „um das Erreichte auf einem breiten Level weiterzuführen.“ GE übernahm 75 Prozent der Firmenanteile – und legte ein klares Bekenntnis zu Geschäftsleitung, Mitarbeitern und Standorttreue ab. „Das war uns äußerst wichtig“, so Herzog.
Die Auftragsbücher von Concept Laser sind voll. Übervoll. „Uns fehlt am Firmensitz An der Zeil der Platz“, erklärt er. „Natürlich hätten wir auch dort erweitern können, wäre wohl in zwei oder drei Jahren wieder alles aus allen Nähten geplatzt.“ So entschied sich die Firmenleitung von Concept Laser, nach einem anderen Standort Ausschau zu halten. Die Idee Gewerbegebiet Seubelsdorf war geboren.
Spatenstich im September
Bereits im September soll der Spatenstich für den 3D-Campus in unmittelbarer Nähe zur Autobahn erfolgen. Seit Gründonnerstag ist die Tinte unter den Kaufverträgen der Grundstücke trocken. „Auf einer Fläche von rund 35 000 Quadratmetern werden künftig Forschung und Entwicklung sowie Produktion, Service und Logistik unter einem Dach vereinigt sein“, so der Vorsitzende Geschäftsführer. Bereits Anfang 2019 sollen die neuen Räume bezugsfertig sein.
„Ich hoffe, dass jeder im Landkreis erkennt, was für eine Chance das für uns ist. Wir sind Teil der Generation 3D!“
Christian Meißner, Landrat
Sehr zur Freude der gespannt zuhörenden Chefs von Kreisstadt und Landkreis, Bürgermeister Andreas Hügerich und Landrat Christian Meißner, zeigt Frank Herzog auf, wie sich der Mitarbeiterstand von Concept Laser in den vergangenen Monaten entwickelt hat – und in den kommenden Jahren entwickeln soll: „Ende des Jahres 2016 hatten wir 202 Mitarbeiter, seitdem wurden weitere 80 eingestellt. Bis Jahresende wollen wir bei 400 sein, im Jahr 2018 dann bei rund 500, konservativ gerechnet.“ Wenn die neuen Gebäude in Seubelsdorf dann stehen, wolle man bereits knapp 700 Arbeitsplätze bieten. Und im Jahr 2022, so Herzog, sollen es 800 bis 900 sein. „Wir erwarten weiter überdurchschnittliches Wachstum, deshalb brauchen wir mehr Ingenieure, mehr Fachkräfte.“ Und dafür reiche der Standort An der Zeil eben nicht mehr aus, an dem mittlerweile alles sehr fragmentiert sei, an dem die einzelnen Abteilungen über das gesamte Gelände verteilt seien, teils in Interimsbüros, was zu langen Laufwegen führe. Der neue Standort bietet für die Bereiche Forschung und Entwicklung, Produktion und Verwaltung auch potenzielle Erweiterungsflächen über das Jahr 2022 hinaus.
Ein Bau mit viel Glas
Weiter im Landkreis Lichtenfels zu bleiben, ist für den Vorsitzenden Geschäftsführers Frank Herzog eine Selbstverständlichkeit. „In Lichtenfels gibt es viele kluge Köpfe, viele Leute mit Erfahrung im Metalldruck“, begründet er. Doch nicht nur die Mitarbeiter liegen dem visionären Firmengründer am Herzen: Der leidenschaftliche Wanderer möchte die Landschaft im Maintal nicht mit einem hässlichen Gebäude verschandeln, sondern hat stattdessen einen lichtdurchfluteten, filigranen Bau mit viel Glas entwerfen lassen. „Wir verknüpfen hier Tradition und Moderne“, erläutert er. „Das Verwaltungsgebäude wird pfeilförmig sein und bis zu vier Stockwerke haben.“ Aufgrund der besonderen Bauform dürfte es aber alles andere als störend in der Landschaft wirken. Zumal Frank Herzog die Architekten mit einer ansprechenden Grünflächengestaltung beauftragt hat.
Concept Laser am Standort Seubelsdorf soll Campus-Charakter haben, „die Leute sollen sich treffen, austauschen, neue Ideen kreieren, ausprobieren, optimieren.“ So, wie es manch Weltkonzern bereits erfolgreich betreibt. „100 Millionen Euro zu investieren, ist eine große Wertschätzung des Konzerns General Electric unserem mittelständischen Unternehmen gegenüber.“ Wertschätzung für eine unglaubliche Erfolgsgeschichte: Die Pioniere von Concept Laser mit Sitz in Schney im Landkreis Lichtenfels haben in den beiden vergangenen Jahrzehnten nicht weniger als die weltweite Industrie revolutioniert.
„Wir bekommen eine Chance, die nur wenigen Kommunen vorbehalten ist“, freut sich Erster Bürgermeister Andreas Hügerich über das Millionenprojekt und die ehrgeizigen Ziele von Concept Laser. „Das bedeutet einen enormen Schub für Stadt und Landkreis Lichtenfels.“ Begeistert fügt er hinzu: „Es ist eine historische Entscheidung, die die Stadt über viele Jahre hinaus prägen wird. Wir sind stolz, dass die Pioniere des 3D-Metalldrucks Lichtenfelser sind. Und ganz bewusst Impulse für die Region setzen.“
Auch Landrat Christian Meißner spricht von einer einzigartigen Chance für Kommune und Landkreis. Im offenen Dialog habe man den „sportlichen Zeitplan“ Frank Herzogs mitgetragen. Die geplante Vervierfachung der Arbeitsplätze (von Ende 2016 bis ins Jahr 2022) bringe dem Landkreis viele Neubürger und stelle diesen natürlich auch vor Herausforderungen, entsprechende Infrastrukturen zu schaffen. „Ich hoffe, dass jeder im Landkreis erkennt, was für eine Chance das für uns ist. Wir sind Teil der Generation 3D!“
Die Konzernsparte GE Additive, zu der neben Concept Laser auch noch das schwedische 3D-Druck-Unternehmen Arcam gehört, will im Jahr 2020 einen Jahresumsatz von einer Milliarde US-Dollar generieren. „Ab 2026 sollen dann jährlich 10 000 Maschinen gebaut werden, 6500 bis 7000 auf der Technik von Concept Laser basierend“, nennt Herzog wahrlich beeindruckende Zahlen. „Unsere Technik hat ein unglaubliches Potenzial. Gießen hat seine Limitation, Fräsen hat seine Limitation, doch die additive Produktionsweise bietet viele Vorteile, lässt sie doch dem Konstrukteur alle geometrischen Freiheiten.“
Leichter und robuster
Durch 3D-Metalldruck sei es möglich, Bauteile für Luft-, Raumfahrt, Medizin, Werkzeug- und Formenbau oder auch die Automobilindustrie in weniger Einzelteilen zu produzieren, die dann auch noch günstiger, leichter, robuster, haltbarer und nicht selten umweltfreundlicher sind. „Individualität ist in der Masse möglich. Wir haben es bewiesen.“ Herzog dankt dem Stadtrat, dem Bürgermeister und dem Landrat bei der Unterstützung des ehrgeizigen Zeitplans.
Zahlen und Fakten Grundstücksgröße: 117 000 m³ Gebäudefläche: 34 000 m³ Investitionssumme: 100 Millionen Euro Ist-Stand Mitarbeiter 2017: 282 Soll-Stand Mitarbeiter 2022: mind. 800