Viele Jahre „träumte“ der legendäre Aussichtswagen mit der mittig angeordneten, charakteristischen Aussichtskuppel mehr oder weniger unbeachtet vor sich hin. Auf einem Gleisabschnitt im Bereich des DB Museumsdepots an der Wörthstrasse. Als Eigentum der bahneigenen Stiftung. Ohne Dach über dem Kopf war er dem Zahn der Zeit völlig ausgeliefert. Er weckte nicht nur bei Bahnfans Erinnerungen an „bessere Zeiten des Schienenverkehrs“.
In den 1960er und 1970er Jahren verkörperte er mit weiteren, klassisch creme-rot lackierten Erste-Klasse-Wagen den Luxus auf Schienen als „Trans Europa Express (TEE) Rheingold“. Hinter einer gleichfarbig lackierten Schnellzuglok der Baureihe E 03 bis zu 200 Stundenkilometer schnell. Mit Zulassungen für nahezu alle europäischen Schienennetze.
Luxus auf Schienen
Noch vor der Jahrtausendwende verabschiedete sich die damalige Deutsche Bundesbahn vom in nur fünf Exemplaren mit Aussichtskuppel gebauten Luxus auf Schienen. Die über 50 Tonnen schweren Vierachser fanden bei ausländischen Bahnverwaltungen wie Schweiz und Schweden eine neue Heimat und wurden später zurückgekauft. Davon zeugen heute noch Anschriften wie Reisebüro Mittelthurgau und Heimatbahnhof Zürich am Schienenfahrzeug.
Fingerspitzengefühl und Harmonie waren am Donnerstag von den Bedienern zweier Schwerlastkranfahrzeuge im Bereich des ehemaligen Coburger Güterbahnhofs gefragt. Nach langwierigen Vorbereitungen nahmen sie den 27 Meter langen TEE-Panoramawagen wie Spielzeug an ihre Haken. Hievten ihn im Gleichklang schrittweise mehrere Meter hoch und sorgten für millimetergenaue Abstellung auf zwei extra für den Schienensonderling vorbereitete Gleisstücke.
Aufmerksam verfolgten zahlreiche Zuschauer den schwebenden Koloss. Darunter Norbert Tessmer, Oberbürgermeister der Vestestadt. Das 1963 auf die Gleise gestellte historische Fahrzeug wird der Stadt Coburg vom Nürnberger DB Museum als Leihgabe auf zunächst 20 Jahre überlassen. Sie wird mit einem niedrigen fünfstelligen Betrag die erforderliche und bis zu den anstehenden Coburger Design-Tagen abzuschließende äußere Aufarbeitung erledigen.
Im Rahmen des innenstadtnah entstehenden Zentrums für Kreativität soll der Vierachser zum Anlaufpunkt werden. Nicht nur als Informationsstelle, sondern auch Büro und Veranstaltungsort für das Stadtentwicklungsareal im bis zur Einstellung des Güterverkehrs gut frequentierten Bahnhofsbereich.
Spektakuläre Aktion
Vorangegangen war der spektakulären Aktion Bereitstellung und Überführung des Panoramawagens vom Korbstadtbahnhof Lichtenfels nach Coburg. Dafür hatte die Bahnstiftung extra eine Oldtimer-Elok der Baureihe E 40 (die früher planmäßig vor Personenzügen in Lichtenfels zu sehen war) sowie eine ozeanblau lackierte historische Diesellok einschließlich Personal vom Museumsstandort Koblenz an den Obermain geschickt. Sie nahmen den Aussichtswagen in ihre Mitte und stellten so nicht nur für Bahnfans einen (der selten gewordenen) fotografischen Leckerbissen dar.