Urlaub in Griechenland oder Spanien: Das haben sich in diesem Jahr viele heimische Familien, Paare und Singles für die schönsten Wochen des Jahres vorgenommen. Die politischen Auseinandersetzungen mit der Türkei, aber auch das Thema Sicherheit haben allerdings dazu geführt, dass in diesem Jahr in Side, Antalya oder Belek heuer deutlich weniger Touristen vom Obermain anzutreffen sind als in den Jahren davor. Die Kunden orientieren sich nach Westen, heißt es aus heimischen Reisebüros. Mallorca, oft als „17 Bundesland“ zitiert, hat es Urlaubern von hier besonders angetan. Der Boom bei den Kreuzfahrten geht zudem unaufhaltsam weiter. Alles in allem: Die Reiselust ist ungebrochen, das Geschäft mit dem Urlaub lohnt sich.
Von einem deutlichen Rückgang bei den Türkei-Buchungen bei einem insgesamt guten Umsatz im Reisegeschäft 2017 spricht Michaela May-Büttner vom Reisecenter Gutseel in Michelau. Viele Kunden seien von einem ursprünglich geplanten Türkei-Urlaub auf Urlaubsorte auf den Kanaren oder Balearen umgestiegen. Das Thema Sicherheit habe dabei eine wichtige Rolle gespielt. „Mallorca ist der absolute Gewinner“, so heißt es aus Michelau. „Das ist eine wunderschöne Insel“, so Büttner weiter. Vorteile seien die kurze Reisezeit, die Tatsache, dass dort viel Deutsch gesprochen werde und, dass für jeden Geschmack auf dieser Reise etwas dabei sei.„Langsam zieht auch das Ägypten-Geschäft wieder an“, so die Reisefachfrau. Das Potenzial bei den Kreuzfahrten sieht Büttner lange noch nicht ausgereizt. Es gebe viele Interessierte, die eine Kreuzfahrt einfach einmal ausprobieren wollten, sagt sie. Trend hin oder her: Die Reiselust ihrer Kunden ist ungebrochen, sagt Büttner.
Kultur und Baden
Familienurlaube, die im Thüringisch-Fränkischen Reisebüro (TFR) in Lichtenfels gebucht wurden und werden, gehen heuer ebenfalls hauptsächlich nach Spanien oder nach Griechenland. „Eltern mit Kindern halten von östlichen Reisezielen Abstand“: Dies hat Büroleiter Mario Kragler festgestellt. Ausnahme sei Ägypten. Wer weniger große Bedenken wegen der poltischen Großwetterlage habe, buche gerne Ziele am Roten Meer. Gewachsen sei zudem die Nachfrage bei Fernreisen und Kreuzfahrten.
Insgesamt habe das Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres stark angezogen, so der TFR-Sprecher weiter. Wer über das Reisebüro einen Urlaubsort innerhalb Deutschlands ansteuern wolle, frage in seinem Reisebüro Nord- und Ostsee nach. Hier könne das Preis-Leistungsverhältnis allerdings nicht mit all-inklusiv Angeboten im Süden mithalten, obgleich die Preise in Spanien und Griechenland ebenfalls angezogen hätten. Bei den Fernreisen stehen Ziele auf Kuba, Mauritius, Malediven oder Seychellen hoch im Kurs. Die Nachfrage sei stark, auch die Kombination von Kultur- und Badeurlaub. „Die Kunden werden experimentierfreudiger“, sagt Mario Kragler.
Deutliche Rückgänge im Türkei-Geschäft habe es von Dezember bis März gegeben. Einige Urlaubsziele in der Türkei würden beim Urlaubsgeschäft inzwischen aber wieder anziehen. Dies stellt Jennifer Wilfing, Inhaberin der „Reise-Insel“ in Lichtenfels fest. Aus Side, Antalya oder Belek habe es noch keine schlechten Nachrichten gegeben. „Die Menschen vergessen doch schnell“, so Wilfing.
Etliche Stammkunden aber, die auf Türkei programmiert gewesen waren, seien umgestiegen. Viele würden mit dem Auto anreisen und hätten sich für Ziele in Italien, Deutschland oder Österreich entschieden. Bayerischer Wald und Nordsee: Dorthin zieht es jene, die in Deutschland Urlaub machen wollen. Den „Luxus“ des Verreisens ließen sich die Menschen grundsätzlich nicht nehmen, meint Wilfing weiter.
„Mittlerweile gibt es für jeden Kunden das passende Kreuzfahrtschiff.“
Sybille Lieb, ABC-Reisebüro Lichtenfels
Sie stelle auch fest, dass manche Kunden mehrmals im Jahr für einige Tage verreisen, statt einen großen Urlaub zu unternehmen. „Wellness, Städtereisen oder Wochenendaufenthalte sind bei uns nachgefragt“, so die Reisefachfrau.
Dass die Kreuzfahrtschiffe immer größer und attraktiver werden ist für Wilfing ein Grund für den ungebrochenen Aufschwung beim Geschäft mit den Ozeanriesen. „Mit dem Schiff viele weltberühmte Ziele ansteuern und besuchen, ohne immer Koffer packen zu müssen: das ist reizvoll,“ so Wilfing.
Kreuzfahrten sind auch im Reisebüro „Schaffranek“ in Burgkunstadt ein Renner dieser Saison. Mittelmeer-Touren ab Hamburg, bei denen die Kosten für den Flug wegfallen, seien besonders gerne gefragt, sagt Büroleiterin Stefanie Raps. Mallorca ist ein weiterer Anziehungspunkt für die Kunden in Burgkunstadt. „Die Urlauber wollen Sandstrand“, sagt Raps.
Probleme hätten allerdings die Turbulenzen um die Fluggesellschaft Air Berlin gebracht. Bei dem finanziell schwer angeschlagenen Unternehmen kommt es laut Medienberichten immer häufiger zu langen Verspätungen oder Flugausfällen. Urlauber, die über Air Berlin gebucht hätten, seien verunsichert, berichtet Stefanie Raps. Ihre Reisen würden vom Reisebüro umgebucht, falls nötig. Als Ersatzlinie dient derzeit „Air Lauda“. Die Umbuchungen hätten allerdings mitunter Nachteile bei den Flugzeiten: Was ursprünglich als 5-Uhr-Hinflug und 22-Uhr-Rückflug gespeichert gewesen sei, werde plötzlich zum 18-Uhr-Start und zum 8-Uhr-Rückflug.
„Verreist wird so viel wie nie zuvor“, sagt eine Mitarbeiterin des Reisebüros Schmidt in Bad Staffelstein. Egal, auf welche Art und Weise: Mit dem Auto, mit dem Flugzeug oder mit dem Schiff. Dies gelte vor allem für Kreuzfahrten. Dass für Kinder bei dieser Art des Urlaubs die Preise günstig und das Unterhaltungs- und Sportangebot in den schwimmenden Hotels inzwischen immer vielfältiger geworden ist, sei eines der wichtigsten Argumente. Ziele in der Türkei seien in diesem Sommer „auf der Strecke geblieben“, so heißt es auch aus der Kurstadt. Die Buchungen seien um ein Drittel zurück gegangen. Griechische Inseln und Mallorca bei Flugreisen, Österreich, Kroatien und Italien bei eigenen Anfahrten: Dorthin zieht es die Kunden des Reisebüros.
„Verreist wird so viel wie nie zuvor.“
Eine Mitarbeiterin, Reisebüro Schmidt, Bad Staffelstein
Schwach sind bislang auch im ABC-Reisebüro in Lichtenfels die Urlaubsbuchungen für die Türkei. „Sollte es keine neuen Anschläge geben, dann könnten die Buchungen doch noch etwas anziehen“, sagt Mitarbeiterin Sybille Lieb. Bislang aber würden die Kunden die Türkei meiden, „da sie sich dort unsicher fühlen“. Spanien, Deutschland und Österreich stünden hingegen für ein hohes Maß an (politischer) Sicherheit.
Auch im Geschäft am Marktplatz sind heuer Griechenland und Spanien die großen Renner bei den Urlaubszielen. Viele Kunden hätten sich aber auch für einen Urlaub mit Eigenanreise in Italien, Österreich oder in Deutschland selbst entschieden. Sybille Lieb berichtet von einem „deutlich besseren Geschäft“ für das Reisebüro als im vergangenen Jahr. Kreuzfahrten seien in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. „Mittlerweile gibt es für jeden Kunden das passende Schiff“, so die Reisefachfrau.