Wenn Männer auf den Kontrabass steigen, im Liegen Gitarre spielen oder sich Namen wie „Kugelsicherer Bruno“ verpassen, dann gehören sie zur Combo „The Wild Bobbin‘ Baboons“. Die infizierte am Samstagabend, Flechtkulturlauf und Weinfest untermalend, Besucher mit Tanzimpulsen und guter Laune.
Noch weit nach 23 Uhr waren die Bassläufe oder Gitarrenphrasierungen des Rock & Roll in der Kernstadt zu hören. Laut und deutlich und in eigenwilligen Interpretationen mit Wortwitz. Frauen in Petticoat und Männer im typischen 1950er Jahre-Outfit belegten die Sitzbankgarnituren des Weinfestes, sprungbereit, die Tanzfläche vor der Bühne einzunehmen. Selbst der Mann vom Käsestand, welcher an die Bühne angrenzte, tanzte sich hinter seiner Theke ein, als die Band aus Koblenz gegen 19 Uhr loslegte.
So auch Macher und Initiator des Weinfestes, Joachim Krohn, der sich vom Takt mitreißen ließ. Die Ansteckungsgefahr war hoch, doch noch sollten die Paviane (deutsch für „Baboons“) ihr Pulver nicht verschießen. Noch hatten sie auch mal für die Siegerehrung des Flechtkulturlaufs auszusetzen. Da diese aber mit leichter Verspätung stattfand, spielte die Band eben länger. Unkomplizierte Musiker.
Schräge Interpretationen
Doch was dann bis zur 24. Stunde des Tages geschah, war das Heraufbeschwören des Rock & Roll, waren gekonnt-schräge Interpretationen von Welthits zwischen Elvis und Roy Orbison. Dass Lichtenfels die aus Koblenz stammenden „Baboons“ bei sich haben würde, hatte sich dank Veranstaltungskalender und Programm herumgesprochen.
„Wir sind wegen der Band hier, wir kommen aus Bamberg“, erklärt eine in Petticoat gekleidete Frau vor der Bühne.
„Devil in disguise“, „Oooby Dooby“, „Return to sender“ – musikalisch hatte das Sextett jede Menge auf der Pfanne. Aber zur Show gehörte nicht nur das Abspielen der Songs, sondern auch die Präsentation, das Spiel mit Klischees aus dem Rock & Roll. Das Gehabe, die Klamotten, die Instrumentierung - alles passte. Selbst die Name, welche die Musiker sich gaben, erinnerten an die Zeit vor 60 Jahren, als Rock-n-Roller viel daran setzten, nicht bürgerlich zu erscheinen.
Ohne Tolle geht es nicht
Wie beispielsweise beim Gitarristen und Sänger „Bullet Proof Bruno“ (Kugelsicherer Bruno), dem Schlagzeuger „Four Hand Shakin Ralle“ oder gar dem Klavierkünstler „Baggi Lee Lewis“, der ob seiner in die Länge gezogenen Haartolle optisch zudem noch an die „Leningrad Cowboys“ erinnerte. Bis in die Nacht hielt die Combo noch hunderte Besucher beim Weinfest beziehungsweise Ausklang des Flechtkulturlaufs.