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LICHTENFELS: Der Natur ihren Lauf lassen

LICHTENFELS

Der Natur ihren Lauf lassen

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    Die Kreisvorsitzende Marion Damm bei der Fütterung der fünf Amseljungen.
    Die Kreisvorsitzende Marion Damm bei der Fütterung der fünf Amseljungen. Foto: FOTO: Christa Schröder

    Jedes Jahr zur Brutzeit häufen sich bei der Kreisgruppe Lichtenfels des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) Meldungen über hilflose Jungvögel. Der ersten Vorsitzenden Marion Damm wurde ein ganzes Nest mit fünf jungen Amseln von einem besorgten Ehepaar aus Reundorf vor einigen Tagen gebracht. Die Hobbyvogelschützer hatten beobachtet, dass die Jungvögel in ihrem Garten nicht mehr gefüttert wurden und schon halb verhungert waren. Sie entdeckten dazu auch die toten Vogeleltern.

    Marion erklärte sich aus diesen Gründen bereit, sich der „Nestlinge“ anzunehmen. Sie kümmert sich zurzeit voller Hingabe um die jungen Vögel, die bei der liebevollen Pflege putzmunter geworden sind. Sie haben Damm als Ersatzmutter voll angenommen und fressen ihr förmlich aus der Hand. „Die Kleinen müssen stündlich vom frühen Morgen bis spät am Abend mit einem Spezialfutter unter Mithilfe einer Pinzette fast stündlich gesättigt werden. Dieses bedarf auch einiger Erfahrung und ist mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. Bevor die Amseljungen ausgewildert werden, müssen sie lernen, selber Futter zu finden. Dabei brauchen sie bald von mir eine Anleitung. Von den Vogeleltern werden sie normal dazu noch wochenlang nach dem Verlassen des Nestes betreut.

    So würde dabei langsam das Fliegen erlernt und auch die eigene Futtersuche. Vogeljunge durchzubringen und für das Leben vorzubereiten ist keine leichte Aufgabe, mit der die meisten Hobbynaturschützer überfordert sind“, sagt Marion Damm.

    Altvögel sind meist in der Nähe

    Deshalb rät sie sehr eindringlich dazu, scheinbar hilflose Jungvögel in Ruhe zu lassen oder sie an einem sicheren Ort wie in dichten Sträuchern oder Reisighaufen zu setzen. „Hier kümmern sich mit großer Wahrscheinlichkeit die Altvögel weiter um die Jungen. Die Jungvögel ständen mit ihren Eltern durch Lok und Bettelrufe ständig in Verbindung. Sie werden von diesen noch wochenlang weiter umsorgt und beobachtet. Die Altvögel werden auf jeden Fall ihre Jungen wieder finden“, betont Marion Damm. Man brauche keine Bedenken haben, dass die Jungvögel nach dem Anfassen von ihren Eltern verstoßen würden.

    Die Vögel hätten im Gegensatz zu vielen Säugetieren einen relativ schlechten Geruchssinn. Nach dem Umsetzen solle man sich aber rasch entfernten, damit die Altvögel, die meist recht scheu seien, die Jungvögel wieder füttern. Die Vorsitzende nannte als Faustregel: „Findet man einen im Gefieder schon recht weit entwickelten Jungvogel, so sollte man diesen auf keinen Fall mitnehmen, um ihn aufzuziehen. Die Chance, dass er in Freiheit überlebt ist weit größer, als bei einem eigenen Aufzuchtversuch“ erläutert Damm.

    Die zweite Gruppe der Jungvögel seien Junge, die noch nackt sind und aus irgendwelchen Gründen aus dem Nest gefallen sind. Die Ursachen hierfür könnten recht verschieden sein wie zum Beispiel die Plünderung des Nestes durch eine Katze oder ein Unwetter. „Sind die Jungen noch sehr klein, so ist die Aussicht, dass sie von den Eltern weiter versorgt werden relativ schlecht. Allerdings sind die Überlebenschancen bei einer Aufzucht durch den Menschen meisten nur unwesentlich größer. Zum einen ist sehr viel Sachkenntnis und Mühe nötig, da die Jungvögel regelmäßig besonderes Futter brauchen. Zum anderen haben die Jungvögel durch einen Sturz aus dem Nest oft nicht sichtbar innere Verletzungen, an denen sie dann verenden“, betont Marion Damm.

    So sei in der Mehrzahl aller Fälle die gut gemeinte Arbeit umsonst. Marion Damm empfiehlt deshalb, Jungvögel nur in wirklich begründetet Ausnahmesituation mitzunehmen und einen Aufzuchtversuch zu wagen.

    Reisighaufen als Lebensretter

    Die Kreisvorsitzende bittet darum, eine große Vielfalt in der Landschaft und im Garten zu schaffen oder zu erhalten. Die Gefahren für Jungvögel könnten wesentlich vermindert werden, wenn genügend Versteckmöglichkeiten vorhanden seien wie dichte und stachelige Hecken. Vor allem Reisighaufen seien für die Jungvögel wahre Lebensretter. Hier könnten sie sich zurückziehen und seien sicher vor größeren Fressfeinden. Weiter bittet die engagierte Naturschützerin darum, Wasserfässer nicht unabgedeckt zu lassen. Leider würden in diesen viele Jungvögel ertrinken.

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