Als Schlossherr sieht er sich nicht, eher als Verwalter. Otto Schardt hat zusammen mit seinem Freund Armin Fröhlich das Schloss in Redwitz gekauft, mit dem Ziel, es zu sanieren und zumindest in Teilbereichen der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Das ist mittlerweile drei Jahre her. Das Ziel hat sich seitdem nicht geändert. „Das Ensemble Kirche-Schloss-Ökonomiehof ist das Sahnestück der Gemeinde. Die Leute sollten Zugang haben zu 800 Jahre Baugeschichte“, findet Schardt. Aber die drei Jahre haben Spuren hinterlassen. Nicht nur an dem alten Gemäuer. „Man wird müde“, sagt der Besitzer.
Dass er und sein Freund einen langen Atem brauchen würden, war ihnen schon vor drei Jahren klar. Schardt hat ein Faible für alte Häuser; er hat schon einige gekauft und saniert. Auch den Ökonomiehof, in dem sich heute die Wohnung seiner Familie, Ferienwohnungen und der „Gutshof“, ein Gasthaus, befinden. Das heißt, er hat Erfahrung, auch im Umgang mit den Behörden. Trotzdem: Das Redwitzer Schloss ist eine andere Hausnummer. Zwei bis vier Millionen Euro hatten die beiden Eigentümer veranschlagt. Sie haben auf Fördergelder gehofft, um die Sanierung stemmen zu können. Schardt klingt resigniert. „Wir probieren es weiter. Aber die Chancen sind relativ gering.“
„Das Ensemble Kirche-Schloss-Ökonomiehof ist das Sahnestück der Gemeinde. Die Leute sollten Zugang haben zu 800 Jahre Baugeschichte.“
Otto Schardt, Schlossbesitzer
1,8 Millionen Euro will das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zuschießen. Das wurde Schardt mündlich zugesichert. Denn zuerst muss die Gesamtfinanzierung stehen. Die Schlossbesitzer bauten dafür auf eine ebenfalls nur mündliche Zusage über 1,5 Millionen Euro der Städtebauförderung. Von dieser hängen auch 600 000 Euro ab, die die Gemeinde Redwitz beisteuern will – die einzige verbindliche Zusage bisher.
Und nun hat die zuständige Sachbearbeiterin bei der Regierung von Oberfranken gewechselt. Aus den eigentlich schon sicher geglaubten 1,5 Millionen Euro wurden damit 500 000 bis 700 000 Euro. Die Berechnungen der Nachfolgerin sind für den Schlossbesitzer schlüssig. Für Privatleute gebe es einfach nicht so viel wie für öffentliche Einrichtungen. Seine Folgerung: „Über die Städtebauförderung können wir unsere Finanzierungslücke von 800 000 Euro nicht füllen.
“ Nun wurde ihm geraten, bei weiteren Einrichtungen wie der Oberfrankenstiftung anzufragen. Aber der Redwitzer glaubt nicht, dass er über andere Fördertöpfe so viel Geld zusammenbekommt.
„Wenn wir die Summe nicht zusammenkriegen, müssen wir klein weitermachen“, wagt Schardt einen Blick in die Zukunft des Schlosses, die wohl erst im nächsten Jahr beginnen wird. Vorrangig wäre dann die Grundsicherung. Danach würde der Schlossbesitzer einen Flügel nach dem anderen angehen.
Das ist die Vorgehensweise, die er gewählt hätte, hätte er vor drei Jahren gewusst, was auf ihn zukommt. Das Schloss hätte er, der im Außendienst für einen Fahrradhersteller arbeitet, trotzdem gekauft. „Aber ich hätte keine Förderung beantragt. Ich hätte einen Restaurator genommen und einfach losgelegt. Dann wären Ost- und Südflügel jetzt fertig, mit Wohnungen, die denkmalgerecht saniert wären.“ Das hätte funktioniert, da ist sich Schardt sicher, denn so hat er es immer gehalten. „So sind drei Jahre rum, man wird nur rumgeschoben und hat nur Kosten.“ Auf 50 000 Euro beziffert der Redwitzer die bisher.
Druck vom Gebäude nehmen
Es ist nicht so, dass bisher nichts geschehen ist. Architekten und Statiker haben sich mit dem Schloss beschäftigt, Vermessungsarbeiten wurden vorgenommen, die momentan in Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg vervollständigt werden. Wenn Schardt Zeit hat, dann räumt er Schutt raus, fährt Öltanks weg, baut Türen ein, löst Tapeten ab, legt Parkett frei. Ziel ist es, die alten Raumstrukturen wieder herzustellen. Dafür müssen die Zwischenwände, die nach dem Krieg eingezogen wurden, um Wohnungen zu schaffen, eingerissen werden. „Der Rückbau ist nötig, um Druck vom Gebäude zu nehmen. Das entlastet den Bau statisch und ergibt so ganz andere Möglichkeiten“, erklärt der Besitzer, was auch einem Laien klar sein muss, der mit offenen Augen durchs Gebäude geht. Da tritt offen zutage, was für ein Schindluder mit dem alten Schloss in den vergangenen Jahrzehnten getrieben wurde.
Was getan werden müsste, ist also klar. Die Frage ist nur, wann es so weit ist. Schardt hat sich darauf eingestellt, dass es noch dauern wird. Versonnen schaut er hinüber zum Schloss. „Vielleicht könnte man hier die Bestandsgastronomie erweitern und den Ostflügel für Feierlichkeiten nutzen. Ich habe meinen 50. dort gefeiert, das war einfach super.“ Außerdem soll die Gemeinde Räume für Feste, Märkte und Ähnliches zum Selbstkostenpreis mieten, vielleicht auch Büros hier einrichten können. Otto Schardt seufzt. „Ideen hätte ich genug – nur keine Fördermittel.“