Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

SCHNEY: Jedes Granulat ist ein Unikat

SCHNEY

Jedes Granulat ist ein Unikat

    • |
    • |
    Das Hexpol-Firmengelände im Gewerbegebiet an der Zeil in Schney.
    Das Hexpol-Firmengelände im Gewerbegebiet an der Zeil in Schney. Foto: Hexpol

    Wer sich frühmorgens im Bad darüber freut, dass der Griff seiner Zahnbürste so gut in der Hand liegt, wird kaum an ein Unternehmen in Schney denken. Dabei ist es gut möglich, dass Know how aus Lichtenfels am Wohlbefinden bei der täglichen Hygiene großen Anteil hat. Die Firma Hexpol TPE im Gewerbegebiet an der Zeil ist eines der führenden Kunststoff-Unternehmen in Deutschland. Sie zählt 300 bis 400 Kunden in den unterschiedlichsten Branchen, deren Produkte unser tägliches Leben begleiten.

    Mit dem Namen Hexpol TPE können Einheimische noch wenig anfangen. Kein Wunder, die Firma hieß bis Ende 2016 Müller Kunststoffe und dieser Name ist in Lichtenfels und am Obermain bestens bekannt. Firmengründer Horst Müller begann 1965 in einem Gebäude in der Grünewaldstraße mit zehn Mitarbeitern. Inzwischen sichert das Unternehmen an den Standorten in Schney in der Max-Planck-Straße und am Gründungs-Standort Grünewaldstraße insgesamt 135 Menschen Lohn und Brot.

    Das Unternehmen ist erfolgreich. Binnen zehn Jahren – von 2007 bis heute – hat sich der Umsatz des Kunststoffherstellers verdoppelt. In der Führungsetage ist man sich sicher, dass dies nicht das Ende der Fahnenstange ist. „Wir rechnen damit, dass wir in den nächsten Jahren bis zu 20 weitere Mitarbeiter einstellen werden“, sagt Werner Hartmann, kaufmännischer Leiter. Dr. Peter Ryzko, seit 2015 Geschäftsführer, verrät im Gespräch mit dieser Redaktion einen wesentlichen Grund für den geplanten Personalaufbau: „Wir investieren in diesem Jahr rund drei Millionen Euro in unseren Maschinenpark“, sagt er.

    Die Erfolgsgeschichte des traditionsreichen heimischen Unternehmens spielt sich eher im Hintergrund und nüchtern-sachlich ab, obwohl die Entwicklung der Geschäftszahlen durchaus genug Stoff fürs Rampenlicht hergibt. Es ist keine einfache Materie, mit der Hexpol TPE die Kunden an sich bindet. Granulat heißt das Zauberwort. In allen nur denkbaren Variationen und mit allen machbaren Verarbeitungsmöglichkeiten für die Kunststoffindustrie. Es geht um diffizile chemische Vorgänge, um Rohstoffe, mit deren Zusammensetzung und Eigenschaften sich nur Spezialisten auskennen und es geht um Rezepturen in tausendfacher Ausführung.

    Nahe bei den Kunden

    Hexpol TPE beliefert Produzenten mit dem Stoff, aus dem Weichkunststoffträume wahr werden. Das Unternehmen ist ein sehr gefragter Partner. Geschäftsführer Peter Ryzko ist überzeugt, dass dieses Renomee sehr viel mit dem nach wie vor mittelständischen Charakter des Unternehmens zu tun hat. Das schätzen die Kunden, sagt er. „Wir entwickeln hier nicht nur individuelle Lösungen für unsere Auftraggeber, sondern helfen mit unseren Technikern vor Ort, diese Lösungen umzusetzen“, sagt er.

    Ryzko nennt das Beispiel eines Tankstellenpächters, der die Kunststoff-Griffe an den Benzinschläuchen der Zapfsäulen in einer bestimmten Farbe erneuern will. Hexpol-Mitarbeiter prüfen zunächst die technischen Details, bevor im Unternehmen das gewünschte Granulat für die Herstellung oder Einfärbung des Griffs hergestellt wird. Wie in einem Chemielabor werden dazu Rohstoffe in Pulver- oder Stückform zerkleinert und/oder gemischt.

    „Das ist wie in einer Bäckerei, wenn der Bäcker für einen Kuchenboden immer wieder andere Rezepte ausprobiert.“

    Werner Hartmann, Personalchef Hexpol zur TPE-Entwicklung bei Hexpol

    „Das ist wie in einer Bäckerei, wenn der Bäcker für einen Kuchenboden immer wieder andere Rezepte ausprobiert“, sagt Werner Hartmann. In Maschinen entsteht dann genau jenes Granulat, das eine bestimmte Konsistenz und Farbe des gewünschten Kunststoff-Teils garantiert. Das Endprodukt sieht völlig unspektakulär aus. Es sind Kügelchen, so genannte Thermoplastische Elastomere (TPE). TPE ist weich wie Gummi, lässt sich aber durch Wärmezufuhr plastisch verformen, unter anderem mit Extrusion. Firmen wie zum Beispiel Hofmann Impulsgeber in Schney verfügen über solche Herstellungsmöglichkeiten. So kommt dann auch der Tankstellenpächter zu seinen neuen roten Griffen.

    „In der Kette der Verarbeitung für das spätere Endprodukt sind wir das erste Glied“, sagt der Hexpol-Geschäftsführer. Das Schneyer Unternehmen hat eine Produktionskapazität von 37 000 Tonnen, so Ryzko weiter. Hexpol-Know-How ist bei vielen Dingen des täglichen Lebens anzutreffen. Es steckt in Spielzeugrädern, Dichtungen für Fenster und Türrahmen, in Beschichtungen von Kronkorken oder Schraubverschlüssen, in Griffen von Schraubenziehern, es steckt in Fußmatten von Fahrzeugen, in Sohlen und Schäften von Gummistiefeln oder in Schuhsohlen.

    Dass das heutige Unternehmen Mitarbeitern und Pionieren aus der Müller-Kunststoff-Ära sehr viel zu verdanken hat, ist jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin und natürlich auch der jetzigen Führung bewusst. Werner Hartmann ist seit langem dabei und hat zum Beispiel auch mitbekommen, wie Georg Ender mit seiner Art von „do it yourself“ und Unternehmensgeist die Firma nach vorne gebracht hat. Ohne spezielle Chemieausbildung habe der langjährige Geschäftsführer in allen Bereichen des Kunststoffs experimentiert, Maschinen angeschafft und am Ende auf dem Markt durchschlagenden Erfolg gehabt. Mit TPE-Produkten macht die Firma seit den 1980er Jahren ständig steigenden Umsatz.

    Neuer Name seit 1. Januar 2017

    Die Ära des namens Müller Kunststoffe ist seit heuer endgültig Geschichte. Bereits seit 2012 gehört das heimische Unternehmen zum schwedischen Konzern Hexpol. Die Mutter macht im Jahr 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Kürzlich kam sie auf den Gedanken, die Dinge im Konzern zu vereinfachen. Sie beschloss, dass alle Unternehmen, die thermoplastische Elastomere (TPE) verarbeiten, ihren Namen annehmen. Nun steht auf den Lohnzetteln der Belegschaft in Schney und Lichtenfels Hexpol TPE GmbH.

    Die Arbeitsplätze seien am Standort Lichtenfels sehr sicher, sagt Personalchef Hartmann. Trotzdem werde die Suche nach Fachkräften immer schwieriger. Er müsse kämpfen, dass die eigenen guten Leute nicht abgeworben werden. Alles aus der heimischen Region abzudecken, sei nahezu unmöglich. Deshalb investiert die Firma zukünftig noch stärker in ihre Belegschaft.

    Auch Quereinsteiger und Leute aus anderen Berufszweigen haben die Möglichkeit, gerade im Bereich der Produktion, die Verfahren zur Herstellung von Granulaten zu erlernen, wie Hartmann sagt. Die Suche nach neuem Personal geht weiter: Auf der Liste stehen Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich, Betriebselektriker, Anlagen- und Maschinenführer, Mitarbeiter für die Finanz- und Lohnbuchhaltung und für den IT-Bereich.

    Hexpol TPE GmbH Lichtenfels Mit der Gründung einer Firma zur Wiederverwertung von Schokoladenverpackungen begann 1965 die Geschichte von Müller Kunststoffe in Lichtenfels, der heutigen Hexpol TPE GmbH. Mit der Entwicklung von PVC-Verbundstoffen fasste das Unternehmen dann in der Schuhindustrie Fuß, bevor im Jahr 1975 der Einstieg in das Geschäft mit Thermoplastischen Elastomeren (TPE) erfolgte. TPE sind eine Werkstoffgruppe, die struktur- und verhaltenstechnisch zwischen Kunststoff (Thermoplaste) und Gummi (Elastomere) einzuordnen sind und sich mittlerweile als eine eigenständige Werkstoffklasse etabliert haben. Maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung des Unternehmens zeichnete der damalige Geschäftsführer Georg Ender. 2012 wurde Müller Kunststoffe zu einem festen Bestandteil der schwedischen Hexpol TPE-Gruppe. Damals erwirtschaftete das Lichtenfelser Unternehmen mit 90 Mitarbeitern einen Umsatz von 46 Millionen Euro. Seitdem hat es seine Kapazitäten um zwei weitere Fertigungslinien und ein neues Entwicklungszentrum in Lichtenfels-Schney ausgebaut. Der Stammsitz ist in der Grünewaldstraße. 2015 löste Dr. Peter Ryzko Georg Ender als Geschäftsführer des Unternehmens ab. Heute zählt das Unternehmen rund 165 Mitarbeiter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden