„Als Blume bezeichnet man die Hüfte eines Rindes“, weiß Felix Böhmer aus Großziegenfeld. Nicht nur beim Genuss von Fleisch und Wurst geht dem 19-Jährigen das Herz auf, auch bei der Arbeit mit den tierischen Produkten. Die wurde Felix Böhmer quasi in die Wiege gelegt. „Ich bin auf einem Bauernhof mit Direktvermarktung aufgewachsen. Das Schlachten habe ich von klein auf mitbekommen. In unserem Bauernladen verkaufen wir nicht nur Bauernbrot, sondern auch Selbstgeschlachtetes sowie eigne Wurstwaren“, erzählt der frischgebackene Fleischergeselle.
Er ist in die Fußstapfen seines Großvaters Herbert getreten, der ebenfalls gelernter Metzger ist: Bei der Bayreuther Metzgerei Parzen erlernt er den Handwerksberuf. In der Hans-Wilsdorf-Berufsschule wiederum glänzt er mit der Traumnote 1,0. An seinem Handgelenk wird es in Zukunft ebenfalls glänzen: „Rolex“-Vertriebsleiter Joachim Mernyak gratuliert dem „Rolex“-Preisträger Felix Böhmer gestern bei der Abschlussfeier im Foyer der Schule zu seinem hervorragenden Abschluss. Zugleich schenkt er ihm eine Uhr der Schweizer Nobelmarke. Mernjak zeichnet in seiner Laudatio das Bild eines gewissenhaften Schülers, der Tugenden wie Fleiß, Hilfsbereitschaft oder Zielstrebigkeit an den Tag gelegt habe.
Felix Böhmer glänzt auch bei der Handwerkskammerprüfung mit einer Eins vor dem Komma: Im praktischen Teil erzielt er einen Notendurchschnitt von 1,1, im theoretischen von 1,3. „Obgleich mir vieles leicht gefallen ist, musste ich doch auch immer wieder lernen. Insofern ist der Preis eine tolle Anerkennung für die geleistete Arbeit in den vergangenen drei Jahren“, sagt Böhmer.
„Die Arbeit als Fleischer ist sehr vielfältig. Ob Brüh-, Koch- oder Rohwurst – jede Wurst muss anders hergestellt werden.“
Felix Böhmer, Fleischergeselle, Großziegenfeld
Welche Zutaten machen den Beruf des Metzgers spannend für den jungen Großziegenfelder? „Die Arbeit als Fleischer ist sehr vielfältig. Ob Brüh-, Koch- oder Rohwurst – jede Wurst muss anders hergestellt werden“, sagt er. Dass man Kunden mit der Herstellung eines Produktes zufriedenstellen könne, ist für ihn ein weiterer Pluspunkt seines Berufes.
Die erfahrenen Lehrer und die gut ausgestattete Lehrwerkstatt, das sind für ihn die Schokoladenseiten an der Hans-Wilsdorf-Berufsschule.
Konkurrenzkampf und Überalterung, Fleischskandale und neue Kaufgewohnheiten haben die Zahl der Fleischereibetriebe in Deutschland zwischen 2002 und 2016 von 18 819 auf 12 797 sinken lassen. Warum hat sich Böhmer dennoch für diesen Beruf entschieden? „Er hat schon noch Zukunft, denn Essen will schließlich jeder“, meint der Einser-Absolvent.
Es werde auch wieder eine Zeit kommen, in der der Verbraucher mehr Wert auf Qualität lege, ist sich Böhmer sicher. Ob Milchtankstelle oder Hofladen – immer mehr Landwirte setzten auf Direktvermarktung. Ein Trend, der den jungen Mann zuversichtlich stimmt. Seine Zukunft sieht er im elterlichen Betrieb. „Ich werde im Oktober die Meisterschule besuchen und anschließend meinen Vater Georg und meinen Bruder Johann bei der Arbeit auf dem Hof tatkräftig mit unterstützen.“
Insgesamt wurden 374 Schüler verabschiedet. Böhmer, der auch die Schülerrede hält, ist nicht der Einzige, der an der Berufsschule mit der Traumnote 1,0 glänzt.
Neben ihm gelingt noch drei weiteren Schülern das Kunststück. Bei der Entscheidung, wer den Rolex-Preis erhält, zählt nicht nur der Notendurchschnitt, sondern auch Alter, Kammerergebnis, Vorbildung und soziales Engagement. 75 Schüler haben nicht nur ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, sondern zudem auch den Abschluss der Mittleren Reife erworben.
Duale Ausbildung als Plus
„Seien sie flexibel, reagieren Sie auf das Leben, arbeiten Sie an sich, behalten sie sich Ihren inneren Antrieb und finden Sie den Bereich, für den Sie brennen“, wünschte Schulleiter Alexander Battistella den Absolventen. Landrat Klaus Peter Söllner würdigte die duale Ausbildung als einen „Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft“ und ermunterte die jungen Leute: „Sie sind die goldene Generation, die gebraucht wird. Nehmen Sie die Chancen wahr, die Ihnen Ihr Abschluss bietet.“
Religionslehrer Armin Fritz schrieb den jungen Leuten ins Stammbuch, das Arbeit im Leben nicht alles ist: „Finden Sie die richtige Balance zwischen Job und Freizeit.“ Für den festlichen musikalischen Rahmen sorgte das Blechbläserensemble „QuintEssenz“.
Die Preisträger Rolex-Preis: Felix Böhmer (1,0/Großziegenfeld/Fleischer/Metzgerei Parzen Bayreuth). Staatspreis der Regierung von Oberfranken (jeweils 75 Euro): Linda Göppner (1,0/Kulmbach/Floristin/Blumen Büttner Kulmbach), Tim Lindner (1,0/Pegnitz /Fleischer/Metzgerei Dörfler + Fiedler Plech) und Lisa Mönchgesang (1,1/Neuenmarkt/Kauffrau im Einzelhandel/Netto in Marktleugast). Preis des Landkreises Kulmbach (jeweils 50 Euro): Dominik Töpfer (1,0/Thurnau/Industriekaufmann/Kulmbacher Brauerei), Benjamin Land (1,1/Stadtsteinach/Industriekaufmann/Firma Mann Hummel Himmelkron), Christoph Wolf (1,1/Waischenfeld/Maurer/Baugeschäft Lang in Waischenfeld) und Julia Roith (1,1/Roding/Fachkraft für Lebensmitteltechnik/The Lorenz Bahlsen Snack World GmbH in Neuburg vorm Wald). Buchpreis für die Klassenbesten: Katharina Engelhardt (Burgkunstadt/Bauzeichnerin/Mühlherr Bau Küps), Michaela Freiesleben-Ströhlein (Himmelkron/Kauffrau für Büromanagement/AWO Kreisverband Kulmbach), Sven Großgebauer (Pottenstein/Berufskraftfahrer/Schmetterling Reise- und Verkehrslogistik Obertrubach), Vincent Hammond (Pottenstein/Fachkraft für Lebensmitteltechnik/Ireks GmbH Kulmbach), Max Prechtel (Ernreuth/Technischer Systemplaner/Schlagberger GmbH Nürnberg), Andreas Rohr (Gerbrunn/Berufskraftfahrer/Dechant Hoch- und Ingenieurbau Weismain), Tobias Schimmer (Aub Baldersheim/Berufskraftfahrer/Leopold Michel GmbH in Würzburg-Dettelbach), Alexander Schlegel (Goldkronach/Brauer und Mälzer/Schlossbrauerei Friedenfels), Michael Schmelter (Waltershausen/Berufskraftfahrer/Spedition Menninger GmbH in Stadtlauringen), Gatis Upitis (Bad Kissingen/Berufskraftfahrer/Spedition Kohlhepp KG in Bad Kissingen), Linda Wagner (Mainleus/Tischlerin/Firma „Holz + Hobel“ in Mainleus) und Jonathan Winzig (Arnstein/Technischer Systemplaner/Firma REA Beratende Ingenieure GmbH Würzburg). Bester Teilnehmer an der Zertifikatsprüfung Englisch: Alica Kern (Ködnitz/Kauffrau für Büromanagement/Margrafen Getränkevertrieb Kulmbach).