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MICHELAU: Jeden Tag ein neues Kleid

MICHELAU

Jeden Tag ein neues Kleid

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    „Barbie-Oma“: Sieglinde Härtel häkelt auch das passende Zubehör wie Umhänge und Taschen.
    „Barbie-Oma“: Sieglinde Härtel häkelt auch das passende Zubehör wie Umhänge und Taschen. Foto: Fotos: Gerda Völk

    Der Anschlag besteht aus 22 Luftmaschen, der Oberweite wegen. Wenige Zentimeter später, sind es nur noch 16 oder 17 Maschen. „Der Taille wegen“, sagt Sieglinde Härtel. Die gebürtige Michelauerin, die jetzt in Sonnefeld lebt, hat für ihre Enkelin Jule wieder einmal zur Häkelnadel gegriffen.

    „Barbies Oberweite und die enge Taille, das lässt sich nicht mit einem Nadelspiel bewältigen“, erklärt die 73-Jährige. Für ihre eigenen Kinder, vier Töchter und einen Sohn, hat Sieglinde Härtel schon früher zur Stricknadel gegriffen. Mit jedem Paar Socken und jedem Schal der fertig wurde, blieb ein Rest Wolle übrig. „Den wirft man nicht einfach weg“, erzählt die 73-Jährige. Daraus wurden die Puppenkleider gefertigt.

    Als Tochter Heike Meier unbedingt neue Kleider für ihre Barbie-Puppe wollte, hat sie zur Häkelnadel gegriffen. Fertige Kleider wären viel zu teuer gewesen. Und weil mit fünf Kindern das Geld knapp war, hat Sieglinde Härtel aus den Wollresten Barbie-Kleider gehäkelt.

    Tochter Heike hatte damals genaue Vorstellungen, wie die Kleider aussehen sollten. Lang sollten sie sein, so wie im Zeichentrickfilm vom Aschenputtel. Ein aus grün melierter Wolle gehäkeltes Kleid, trägt heute noch die Bezeichnung Aschenputtel-Kleid.

    „Meine Schulfreundinnen waren neidisch, weil ich immer die schönsten Kleider für meine Barbies hatte.“

    Heike Meier Tochter von Sieglinde Härtel

    „Meine Schulfreundinnen waren neidisch, weil ich immer die schönsten Kleider für meine Barbies hatte“, erinnert sich Heike Meier. Ganze Nachmittage hat sie gemeinsam mit ihren Freundinnen gespielt. Gemeinsam haben sie ganze Szenen aus dem realen Leben oder aus Filmen nachgespielt. Beispielsweise heiraten. Da hat dann Barbie ihren Boyfriend im weißen Traumkleid zum Traualtar geführt. Ein Puppen-Traumpaar, wie füreinander geschaffen. „Scheidungen gab es damals noch nicht“, sagt Heike Meier. Rund 30 Kleider habe ihre Mutter ihr gehäkelt, mit allerhand Zubehör. Kleider, denen man die Mode aus jener Zeit ansieht. Die 43-Jährige hat sie alle aufgehoben. Genauso wie die dazugehörigen Puppen.

    Inzwischen hat Sieglinde Härtel auch ihre Enkelin mit einer ganzen Sammlung von Puppenkleidern eingedeckt hat. Zwei Faktoren spielten eine Rolle. Die verregneten Pfingstferien und der Umstand, dass wieder einmal ein Rest Wolle von einem Schal übrig war. „Davon hab ich der Jule ein Barbie-Kleid gehäkelt“, erinnert sich die 73-Jährige. Das war zu Beginn der Pfingstferien. Da diese heuer total verregnet waren, konnten Jule, wenn sie bei ihrer Oma in Sonnefeld war, nicht im Freien spielen. Also haben Enkelin und Oma die Barbie-Puppen herausgeholt und sich damit beschäftigt. „Die haben Mode-Designerinnen gespielt“, ergänzt Mutter Heike. Dafür hat Oma Sieglinde auch jeden Tag ein neues Kleid gehäkelt. Die ganzen Ferien lang und nach Anweisung der Enkelin. „Ich hab der Oma gesagt, wie das Kleid werden soll. Ob es lang oder kurz sein soll. Ob es ein Muster haben soll, und welche Farbe ich möchte“, erzählt Jule im Gespräch mit unserer Zeitung. Oma Sieglinde hat diese Wünsche mit jeder Luftmasche und mit Stäbchen auf genaueste erfüllt. Je nach Modell hat sie zwischen zwei und drei Stunden an einem Modell gearbeitet. Sie neben dem Kleid auch noch Umhänge und Taschen angefertigt. Jeden Tag ein neues Outfit. „Jetzt langt es langsam“, sagt die Oma lachend. Alle Barbies haben neue Kleider. Alle Barbies schon, aber Barbies Mann Ken nicht. „Da muss ich erst Maß nehmen“, erklärt Oma Härtel sichtlich überrascht. Und neue Wolle braucht es auch. „Rot“, sagt Enkelin Jule. Ken soll ein rotes Jackett bekommen.

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