Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

KRONACH/REDWITZ: Entschuldigung abgelehnt

KRONACH/REDWITZ

Entschuldigung abgelehnt

    • |
    • |
    Im Privatgebäude des Fleisenhändler fand der Überfall statt. FOTO: Roger Martin
    Im Privatgebäude des Fleisenhändler fand der Überfall statt. FOTO: Roger Martin Foto: Roger Martin

    „Dieser Mensch soll keine Chance haben, sich zu entschuldigen“. Eine Entschuldigung lehnte der aus Kronach stammende Fliesenhändler Dietmar Müller am Montag entschieden ab. Einem 23-jährigen Mitangeklagten erging es ebenso. Auch ihm verweigerte Müller die Annahme einer Entschuldigung. Zusätzlich fing sich dieser noch einen „Rüffel“ seines Rechtsanwalts ein. Er hätte einfach nicht mitmachen müssen.

    Es ist der zweite Verhandlungstag vor dem Amtsgericht in Kronach, eines auf drei Verhandlungstage angesetzten Prozesses gegen einen 23-Jährigen und einen 24 Jahre alten Syrer. Den beiden wird gemeinschaftlicher schwerer Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt. Dabei geht es auch um die Rolle, die eine 53-Jährige spielte, die sich ebenfalls vor Gericht verantworten muss.

    In Todesangst

    Am zweiten Verhandlungstag, werden neben dem Fliesenhändler vor allen Polizeibeamte und Ermittlungsbeamte gehört und eine Nachbarin des 24-Jährigen aus Redwitz. Doch zunächst schildert Dietmar Müller den Tathergang. Die Tat hatte sich Anfang Oktober letzten Jahres in Redwitz zugetragen. Gegen 22 Uhr war der Inhaber eines Fliesenhandels vom Erdgeschoss ins im Obergeschoss gelegene Schlafzimmer gegangen.

    „Auf einmal kommt jemand auf mich zu, hat mich niedergerungen und gefesselt“, erinnert sich Müller. Nach einer Zeit wurde er die Treppe hinunter ins Wohnzimmer geschleppt und auf die Couch gelegt. „Ich hab nur Angst gehabt“, erinnert sich Müller. „Ich habe immer damit gerechnet, dass sie mich erschießen oder erschlagen werden“.

    „Auf einmal kommt jemand auf mich zu, hat mich niedergerungen und gefesselt.“

    Nach einigen Stunden konnte er sich schließlich befreien und mit dem Handy die Polizei rufen. Im Nachhinein kam er zum Schluss, dass die Tat offenbar wochenlang geplant war. Das er regelrecht ausspioniert wurde, von einem Asylbewerber, den Dietmar Müller selbst eingestellt hatte. „Er hat sich richtig eingeschmeichelt, gebettelt und gebettelt, bis wir ihn geringfügig eingestellt haben“, berichtet Müller. Im Vorfeld des Überfalls, damals war noch ein Gerüst vor seinem Haus, hatte er durch die auseinander gedrückte Jalousie seines Schlafzimmerfensters das Gesicht des 24-Jährigen gesehen.

    Mehr als verdächtig

    „Ich habe immer gedacht, das entspringt meiner Fantasie“, sagte der Zeuge. Heute müsse er sich eingestehen, dass dem nicht so war. Wurde er von einer Person, oder von zwei Personen die Treppe nach unten geschleppt, lautet die Frage von Richter Christoph Gillot. Es sei eine Person gewesen, da die Treppe relativ schmal ist. Bei dem Überfall erbeuteten die Täter rund 10 000 Euro, sowie kenianische und türkisches Geld und wertvollen Schmuck.

    Sie waren als einer der ersten Streifenwagen vor Ort, sagte ein 41-Jähriger Verkehrspolizist aus. Nachdem sie den Einsatzort wieder verließen, sei ihnen ein Kleinwagen aufgefallen, der Schlangenlinien fuhr. Als sie ihn noch vor der Zettlitzer Kreuzung anhielten, hatte der Beifahrer der 53-Jährigen eine relativ große Plastiktüte auf dem Schoß.

    Wortreich erklärte die 53-Jährige Fahrerin, dass sie ihren 23-jährigen Beifahrer nicht kenne, ihn aber auf Wunsch des 24-Jährigen in Redwitz abholen sollte, um ihn zu seiner Wohnung nach Lichtenfels zu fahren. Spätestens da sei den Verkehrspolizisten klar geworden, dass die beiden mit dem Überfall in Redwitz etwas zu tun haben könnten. „Alkohol war keiner im Spiel“.

    Die Fahrweise erklären sich die Verkehrspolizisten mit hektischen Bewegungen im Fahrzeuginneren. In der Plastiktüte fanden sich unter anderen eine Strumpfmaske mit Sehschlitzen, eine weitere Gesichtsmaske aus Kunststoff und eine Dose mit Reizgas. Die Adresse, wo sie den Syrer zu mitternächtlicher Stunde abgeholt hatte, kannte die Frau zwar nicht, erklärte sich jedoch bereit den Polizisten den Weg zu zeigen.

    In der Wohnung des 24-Jährigen Hauptangeklagten fanden sich neben der Beute auch jene Baupläne von Flugzeugen, die Gegenstand weiterer Ermittlungen wurden. Er sei seit dem Auffinden der Baupläne mit dem Fall betraut, sagte ein weiterer Polizeibeamter aus. Ihm habe der 24-Jährige erklärt, dass es seine Bestimmung sei, die Flugsicherheit zu verbessern. Die Flugzeugpläne beschreibt der Zeuge als „kindlich“ wirkende Zeichnungen, die allerdings an ganz bestimmten Stellen entscheidende Markierungen aufwiesen.

    Diese Markierungen betrachteten die Experten des Luftamtes Südbayern mit großer Sorge, weil sie Schwachpunkte von Flugzeugen aufgezeigt haben.

    Ausgebeutet gefühlt

    „Wie war das Verhältnis zum Arbeitgeber“, lautete die Frage des Richters. Der 24-Jährige sei auf seinen Arbeitgeber nicht gut zu sprechen gewesen, sagte der Zeuge aus. Weiter habe er über herabwürdigende Umgangsformen berichtet und sich ausgebeutet gefühlt. Enttäuscht sei er auch von der Beute gewesen. „Man ging von einem wesentlich höheren Geldbetrag aus“.

    Nach im Umlauf befindenden Gerüchten wurde im Tresor ein Betrag von mindestens 200 000 Euro bis zu einer Million Euro im Tresor vermutet. Auch am zweiten Verhandlungstag konnte die Frage, was man mit der Beute anstellen wollte, nicht geklärt werden. Ob es für einen wohltätigen Zweck bestimmt war, um etwa das Leid der syrischen Flüchtlinge zu lindern, oder ob man es zur Finanzierung von Terror- und Schleusergruppen verwenden wollte.

    150 Euro im Socken

    Relativ einfach war dagegen die Frage zu klären, warum sich in den Socken des 23-jährigen Mitangeklagten 150 Euro befanden. Doch das war nicht das einzige Versteck, das die Verkehrspolizei fand, als der Kleinwagen angehalten wurde. In der hinteren linken Hosentasche befanden sich 100 Euro, in der rechten Hosentasche 50 Euro. In der linken Innentasche der Jacke 45 Euro und in den Socken 150 Euro. Die Erklärung, die sein Rechtsanwalt auf Wunsch seines Mandanten verkündete: „Wenn ich Geld verliere, dann verliere ich nur an einer Stelle Geld.“ Laut dem 23-Jährigen soll es sich bei dem Geld um seine Sozialhilfe handeln. Weiter geht es am 9. Oktober, 9 Uhr vor dem Amtsgericht mit dem Verhör weiterer Zeugen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden