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LICHTENFELS: Die Turmbekrönung wird freigegeben

LICHTENFELS

Die Turmbekrönung wird freigegeben

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    Die Hälfte des Kirchenschiffes der evangelischen Kirche ist ebenfalls eingerüstet: Das undichte Dach muss saniert werden.
    Die Hälfte des Kirchenschiffes der evangelischen Kirche ist ebenfalls eingerüstet: Das undichte Dach muss saniert werden. Foto: Roger Martin

    „Wer Rat für eine Dachsanierung braucht, kann sich getrost an mich wenden. Ich kenne mich inzwischen gut aus“: Pfarrerin Anne Salzbrenner weiß ein Lied zu singen, was Bauschäden, Gebäudesanierung, Statik, Architektenbesprechung, Kostenkalkulation und Zuschussanträge angeht. Allerdings baut oder saniert sie nicht ihr Eigenheim. Neben ihrer Arbeit als Seelsorgerin koordiniert sie seit längerem schon die Generalsanierung der evangelischen Martin-Luther-Kirche in Lichtenfels, deren seit Monaten eingerüsteter Turm im Stadtbild weithin sichtbar ist. Diese Baustelle ist eine Mammutaufgabe.

    Wegen ungünstigen Wetters und größerer Schäden als zunächst vermutet, ziehen sich die Arbeiten hin. Die Kirche kann noch immer nicht in neuem Glanz erscheinen. Ihre Glocken läuten seit fünf Jahren nicht mehr. Seit kurzem weiß die Pfarrerin, dass auch das Pfarrhaus, bisheriger Wohnsitz unmittelbar neben der Kirche, um eine grundlegende Sanierung nicht herum kommt. Salzbrenner musste ausziehen und wohnt seit einiger Zeit bei Freunden. Das Gemeindehaus gegenüber ist ebenfalls renovierungsbedürftig. Und dann winkt noch der Neubau der evangelischen Kindertagesstätte in der Reitschgasse, dessen Träger die evangelische Kirche sein wird.

    „Mein Traum ist es, dass wir die Glocken zu Weihnachten wieder hören werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

    Anne Salzbrenner, evangelische Pfarrerin

    Seit 22 Jahren ist Anne Salzbrenner in Lichtenfels, seit 17 Jahren bekleidet sie die erste Pfarrstelle der evangelischen Gemeinde hier. Eigentlich sei sie schon auf dem Sprung in eine andere Pfarrei gewesen, wie sie sagt, getreu den Vorschriften der Landeskirche, die einen Wechsel nach zwölf bis 15 Jahren nahelegt. Dann kam jener 9. April 2012. Bei der jährlichen Inspektion des Glockengeläuts entdeckten die Mitarbeiter einer Bayreuther Fachfirma, dass einige Stahlträger im Glockenstuhl und im Kirchturm durchgerostet waren. „Es tut uns leid, aber wir mussten die Sicherung für das Glockengeläut herausdrehen, weil der Glockenstuhl einsturzgefährdet ist“, habe sie damals vernehmen müssen. Die verrosteten Schweißnähte der Träger hielten die Glocken nicht mehr aus. Und nicht nur das: Auch der Kirchturm sei einsturzbedroht, so das Urteil nach der Prüfung.

    Eine Woche vor Ostern kein Glockengeläut mehr: „Da haut es einem erst einmal alles hin“, meint die Pfarrerin. Anne Salzbrenner wollte ihre Lichtenfelser mit der neuen Baustellensituation aber nicht alleine lassen, wie sie betont. Das Landeskirchenamt habe sie ebenfalls dazu ermuntert. Sie blieb und ist eigenen Worten zufolge mittlerweile nicht nur Seelsorgerin, sondern auch „Baupfarrerin“. Dass irgendwann einmal etwas Größeres auf das 1903 geweihte Gotteshaus an der Kronacher Straße zukommt, war Eingeweihten in der evangelischen Pfarrei seit längerem bekannt. Es gab Wasserschäden in der gesamten Kirche zum Beispiel, teils sichtbar, teils versteckt. Dann wurde klar: Das Dach des Hauptschiffes ist undicht. Inzwischen hat alles eine große Dimension bekommen. Es ist eine Generalsanierung mit Kosten in Höhe von rund 850 000 Euro. „Wir haben es mit einer Glockenstuhlsanierung, einer Kirchturmsanierung und einer Dachsanierung des Hauptschiffes zu tun“, sagt Anne Salzbrenner im Gespräch mit dieser Redaktion.

    Erster Gerüstabschnitt verschwindet

    Alles zusammen dauert wesentlich länger als ursprünglich geplant und gehofft. Salzbrenner nennt unter anderen Zeiten für diverse Gutachten, für die Bewilligung von Zuschüssen, einen kalten Winter mit viermonatigem Baustopp, enge Zeitpläne von Handwerkern, „die nicht auf uns warten, sondern erst dann kommen, wenn sie Zeit haben“. Bei einem „warmen Winter“ und durchgehenden Arbeiten wäre die Generalsanierung heute bereits fertig. So ist es gekommen, dass der Anblick der beinahe vollständig eingerüsteten Kirche neben dem Amtsgericht beinahe schon zur Gewohnheit geworden ist.

    Holz statt Stahl im Glockenstuhl

    Deshalb ist Anne Salzbrenner richtig glücklich, dass ab diesem Freitag der erste Schritt zur Abrüstung der Kirche getan wird: Das Gerüstteil der inzwischen komplett erneuerten Turmbekrönung kommt weg. „Dann kann jeder sehen, dass der Kirchturm wieder neu gekrönt worden ist“, so die Pfarrerin. Dann geht es weiter herunter. Das Gerüst am Glockenstuhl inklusive der Schallluken soll bald verschwinden. Dort, wo die Glocken läuten, hat eine Holzkonstruktion die verrosteten Stahlträger ersetzt. Im Inneren des Glockenstuhls wird noch gearbeitet.

    Wenn der Kirchturm abgeschlossen ist, kommt das undichte Kirchendach dran, das zur Hälfte eingerüstet ist. Hier gibt es Probleme an den Balken. Das haben Bilder von Drohnen ergeben, die in der Kirche unterwegs waren, wie die Pfarrerin berichtet. Schließlich erfolgt auch eine Renovierung der Sandsteinfassade des Gotteshauses. Hier sind neue Verfugungen nötig.

    Bei der Finanzierung der Generalsanierung beteiligt sich die Landeskirche mit 560 000 Euro. „Das ist enorm“, sagt die Pfarrerin. Dafür haben die Lichtenfelser auch gekämpft. Salzbrenner weiß noch nicht, ob des bei den bislang errechneten Gesamtkosten bleibt. Müsste der Blitzschutz erneuert werden, dann würden die Ausgaben steigen. Dann müsste neu geplant werden, um das Budget einzuhalten. „Das, was unbedingt nötig ist, wird auch gemacht“, sagt die Pfarrerin.

    Wann nach der langen Zwangspause erstmals wieder die Kirchenglocken läuten werden, ist noch nicht ganz sicher. Das hängt wieder einmal vom Wetter, aber auch vom Zustand des Blitzschutzes des Kirchturms ab. „Mein Traum ist es, dass wir die Glocken zu Weihnachten hören werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt die Pfarrerin. Ihre Hoffnung verbindet sie mit großer Vorfreude. „Der Glockensachverständige hat mir versichert, dass der Glockenklang um vieles schöner werden wird.“ Trotz einiger Lichtblicke ist sicher, dass die Zeit der Gerüste im Bereich der Martin-Luther-Kirche noch andauern wird. Dafür sorgt das undichte Kirchendach.

    Ungeachtet dessen steht das nächste Bauprojekt an: Seit März dieses Jahres steht fest, dass das Pfarrhaus generalsaniert werden muss. Salzbrenner rechnet damit, dass in diesem Dezember die Landeskirche beim großen Zuschussvergabeausschuss den Antrag dafür genehmigen wird. Im Frühjahr soll es dann losgehen. Dann muss alles raus aus dem Haus und in Lagercontainer auf dem Gelände nahe der Kirche verstaut werden. Das architektonisch auffällige Gebäude muss nämlich komplett entkernt werden. Nach dem Pfarrhaus ist immer noch nicht Schluss mit Sanierung. Auch ins evangelische Gemeindehaus dringt Wasser ein. Hier gibt es bislang nur provisorische Reparaturen.

    „Warum dauert es so lange?“

    Die Mitglieder der evangelischen Gemeinde gehen mit ihrer Gerüstkirche „im Großen und Ganzen fantastisch um“, sagt die Pfarrerin. Die Gemeinde spende für die Sanierung des Gotteshauses auch fleißig. Dennoch tauche immer wieder die Fragen auf: „Warum dauert denn das so lange?“ Sie werde auch gefragt, ob die Pfarrei hier früher etwas versäumt habe. Salzbrenner betont, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder Reparaturen gegeben habe. Das Glockenwerk sei regelmäßig von externen Firmen auf mögliche Schäden hin geprüft worden. Die Pfarrei habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Alle vorgeschriebenen Prüfungen hätten stattgefunden.

    Aber nicht alles wurde entdeckt. „Wir haben aber bis vor kurzem nicht geahnt, dass Wasser so massiv in unsere Kirche eindringt“, sagt Salzbrenner. Architekt Johannes Morhard rechnet indessen damit, dass die Gerüst-Ära am evangelischen Gotteshaus bis Frühjahr 2019 dauern wird. Dann erst soll auch das Kirchendach wieder dicht sein.

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