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BAMBERG: Höhere Anforderungen, höhere Kosten

BAMBERG

Höhere Anforderungen, höhere Kosten

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    Eine gleiche Höhe der staatlichen Unterstützung für alle Formen der Beratung und Betreuung im Migrationsbereich fordert die Caritas in der Erzdiözese Bamberg. Es könne nicht sein, dass der Freistaat Bayern bei der „normalen“ Flüchtlings- und Integrationsberatung nur 80 Prozent der Personalkosten und keine Sachkosten fördert, während er in Aufnahmezentren für die gleiche Arbeit 90 Prozent der Personal- und Sachkosten übernimmt, heißt es in der Pressemitteilung.

    Grundsätzlich begrüßt die Caritas in der Erzdiözese, dass der Freistaat die Beratung von Flüchtlingen und anerkannten Asylbewerbern zu einer einheitlichen Flüchtlings- und Integrationsberatung zusammenlegen will. „Das hat die Caritas immer gewollt, denn es entspricht dem tatsächlichen Bild der Beratungsarbeit“, sagt Peter Ehmann. Er ist Geschäftsführer der Caritas in Bamberg und Forchheim und spricht hier für alle 15 Stadt- und Kreis-Caritasverbände in der Erzdiözese Bamberg. Die neue Richtlinie, die Anfang 2018 in Kraft treten soll, lobt er, sei „ein erster Schritt in die richtige Richtung“.

    Befürwortet werde auch, dass der Staat künftig Abschlagszahlungen leisten will. Bisher sei die Förderung meist erst ein Jahr später ausbezahlt worden. Kein Verständnis hat Ehmann dagegen dafür, dass die Träger auch künftig 20 Prozent der – fiktiv berechneten – Personalkosten und alle Sachkosten übernehmen sollen. „Woher soll das Geld kommen?“, fragt der Caritas-Geschäftsführer. Oft habe die Kirche die Lücke geschlossen – das Erzbistum Bamberg etwa mit 750 000 Euro aus einem eigens aufgelegten Flüchtlingsfonds in den vergangenen drei Jahren.

    „Die Mittel aus der Kirchensteuer sind in anderen Verpflichtungen gebunden (...). Die Flüchtlingsberatung aber ist eine dauerhafte Aufgabe.“

    Peter Ehmann, Geschäftsführer der Caritas in Bamberg und Forchheim

    „Ob das aber weiterhin geleistet werden kann, ist fraglich. Denn die Mittel aus der Kirchensteuer sind in anderen Verpflichtungen gebunden, zum Beispiel in der Schwangerschafts-, in der Schuldner- und in der Erziehungsberatung oder in armutsorientierten Diensten“, sorgt sich Ehmann.

    „Die Flüchtlingsberatung aber ist eine dauerhafte Aufgabe.“

    Die Anforderungen seien gestiegen. Die Berater organisierten individuelle Hilfen und begleiteten die Flüchtlinge im Asylverfahren. „Ganz wichtig ist, dass sie das Vertrauen der Geflohenen bekommen. Nur dann können sie ihnen eine ehrliche Einschätzung vermitteln, ob sie eine Chance haben, anerkannt zu werden, oder eben nicht“, betont Ehmann. „Nur so können wir auch Rückkehrbereitschaft unterstützen und dem präventiven Untertauchen vorbeugen.“ Dazu gehöre, dass die Berater Kontakte in die Herkunftsländer knüpfen.

    Eine weitere Aufgabe der Flüchtlings- und Integrationsberatung besteht in der Begleitung, Unterstützung und Vernetzung der Ehrenamtlichen. Bestehende Ehrenamtsstrukturen der Caritas würden aufgrund der Zuwanderung verstärkt in Anspruch genommen. Die Betreuung von Flüchtlingen betreffe nicht nur die auf sie spezialisierte Beratung, sondern noch viele weitere Dienste der Caritas. Im Ökumenischen Sozialladen in Forchheim etwa seien ein Drittel der Kunden Flüchtlinge. Und in der Schwangerschaftsberatungsstelle in Bamberg gehörten im vergangenen Jahr 150 von insgesamt 536 Klienten zu dieser Klientel, rechnet Ehmann vor.

    Essen mit Messer und Gabel

    Den Caritas-Kinderhort in Ebermannstadt besuchen 27 Schüler, sechs davon aus Flüchtlingsfamilien. „Dadurch sind wir bei der Betreuung der Hausaufgaben viel stärker gefordert“, berichtet Hortleiterin Anne Singer. „Das bewältigen wir nur dank einer zusätzlichen Praktikantin.“ Und auch sonst müssten diese Kinder noch viel lernen – angefangen von der deutschen Sprache bis hin zum Essen mit Messer und Gabel. Daher habe die Caritas vielerorts besondere Projekte ins Leben gerufen: Sprachmittler, die in Kindertagesstätten eine Brücke bauen zwischen Erzieherpersonal und den Eltern und Kindern aus Migrationsfamilien, Mietbefähigungsprojekte, die auszugsberechtigte Flüchtlinge bei der Suche nach einer Wohnung unterstützen und Dolmetscherdienste.

    Ehmann weist ferner auf die Beihilfen hin, finanzielle Unterstützung im Einzelfall. 2650 Euro habe allein der Caritasverband für die Stadt Bamberg bereits in der ersten Hälfte 2017 ausgereicht. Darunter sei etwa ein monatlicher Beitrag von 80 Euro für eine Familie, deren Kinder die Mittagsbetreuung der Grundschule besuchen. Oft übernehme die Caritas die Kosten für Tickets von Bus und Bahn, damit die Asylbewerber Behördengänge erledigen oder Ärzte und Therapien besuchen können.

    All diese Leistungen, betont Ehmann, finanziert die Caritas aus Eigenmitteln. Und er vergisst nicht zu erwähnen, dass in Bayern zwei Drittel der Flüchtlingsbetreuung von der Caritas geleistet wird. In der Erzdiözese Bamberg seien zwölf der 15 Stadt- und Kreis-Caritasverbände in der Flüchtlingsberatung aktiv. Alle 15 Verbände seien dadurch vermehrt gefordert, dass Geflüchtete Caritas-Dienste wie Beratungsstellen, Kindertagesstätten, Kleiderkammern, Lebensmittelausgaben sowie finanzielle Hilfen aus Hilfsfonds in Anspruch nehmen.

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