Bei der Zusammenkunft des Literaturkreises in der zweiten Dezemberwoche erwartete die Besucher im Myconiushaus eine weihnachtlich geschmückte Tafel mit Tellern voll köstlich selbst gebackenen Plätzchen, liebevoll von Frau Borchert arrangiert mit Mandarinen und Fruchtsäften. Stimmungsvolle Gedichte, auf den Wandel in der Natur eingehend, kindliches Gottvertrauen, aber auch besinnliche Texte, die Betroffenheit auslösten, regten zum Nachdenken an.
„Die stille Zeit“ vom Wanderpoeten und Maler Hans Huldreich Büttner (1899 Allenburg - 1978 Nordenham bei Bremerhaven) weist auf Weihnachten in der Natur hin. „Sieh, an dem hohen Himmelshaus hängt Gott den schönsten Stern heraus... Tief ist die Nacht auf Erden. Und wenn's auch draußen stürmt und schneit, das Tor der Liebe öffne weit, denn es will Weihnacht werden.“
„Weihnachtsfriede“
In „Weihnachtsfriede“ von Wilhelm Lobsien werden Erinnerungen an eine glückliche Kindheit wach, wenn er in musikalisch geprägten Zeilen von einem wunderbar weichen Frieden in schneedurchglänzter Einsamkeit schwärmt.
Von Otto Julius Bierbaum (1865 Grünberg - 1910 Dresden) hatte Referent Dr. Hartmut Borchert „Schneelied zu Weihnachten ausgewählt.
Vom politisch sehr engagierten Ernst Moritz Arndt (1765 Rügen - 1860 Bonn) war das „Gebet eines kleinen Knaben“ zu hören, der sich vertrauensvoll an Gott wendet: „O segne mich, ich bin noch klein, o mache mir das Herze rein, o bade mir die Seele hell in deinem reinen Himmelsquell! Dass ich wie Engel Gottes sei, in Demut und in Liebe treu.“
Der Freiheitskämpfer Ernst Moritz Arndt, dessen Vater noch ein Leibeigener war, bekam 1805 eine Professur in Greifswald, wurde Privatsekretär des Freiherrn von Stein und nahm 1848 als Abgeordneter an der Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt teil.
In „Christkinds getreuer Knecht“ erzählt Emil Weber, der 1920 „Neue Märchen für die Jugend“ veröffentlichte, von Knecht Ruprecht.
Dagegen ist vom „Nigolaus“ in herzerfrischendem fränkischen Dialekt die Rede, wenn er von Reinhold Schmitt aus Forchheim bedauert wird. „Wemma bedenggd, wosd früher worsd: A Bischof, a Bersönlichkeid. Heud a Figur aus Schoggolaad. Och Nigolaus, du dusd mer leid.“
„A ganz a dumms Broblem“
In „Ka Blotz“ stösst Reinhold Schmitt auf „a ganz a dumms Broblem“, das man damals in Bethlehem nicht kannte, nämlich „Wie daaf mä'n denn? Kadolisch! Mir wölln doch nix riskiern. Naa, lieber evangelisch, den müß mä reformiern“ und zieht daraus das Fazit: „Bleib doch in Bedlehem, du lieber Goddessohn! Mir homm für dich kan Blotz in unnrer Konfession.“
Auch „Fluchd und Verdreibung“ ist ein Thema für ihn. „Vil Menschn homm des Leid erfohrn, verdriebm und nie zurügg. Doo möchd mär etz fasd song, die Drei homm drotzdem rechd vil Glügg.“
Verständnisvoll schmunzeln die Zuhörer, wenn er sich Gedanken über die „Hetzerei“ macht. „Weihnachdn sölläd zwaa Wochn speeder sei, donn stelläd mär uns besser ei. Die Hetzerei wär aa ned wenger, donn hetzäd mä zwaa Wochn lenger.“
Ein gesellschaftskritisches Gedicht „Mitten im kalten Winter“ steuert Uwe Timm bei, 1940 in Hamburg geboren. Das Christkind steht vor der Tür, wenn alle Wirtschaftszweige aufblühen, wenn die Arbeitsämter Weihnachtsmänner vermitteln, wenn allen Präsidenten der Friede am Herzen liegt, wenn ... wenn ......Als Dreijähriger wurde Uwe Timm nach Coburg evakuiert, in Coburg spielt auch seine Geschichte vom „Mann auf dem Hochrad.“ Nach seinem Studium der Philosophie und Germanistik lehrte er an der Uni in Bamberg.
Das kritische Gedicht mit Tiefgang „Der Weihnachtsbaum spricht“ ist von Klaus Peter Schreiner (1930 Zweibrücken - 2017 Holland), dem Kabarettisten vom Düsseldorfer Kommödchen und der Lach- und Schießgesellschaft zu hören. „Von drauß vom Walde komm' ich nicht“ verkündet der Baum.“
„Bethlehem“ reimlose Verse von Georg Bydlinski, 1956 in Graz geboren , holen die Zuhörer in die Gegenwart zurück, wenn Scharfschützen auf den Dächern Pilger schützen, die kommen, um den Schutzlosen anzubeten.
Mit „Albertchens Wunschzettel“ von A. De Resee klingt die adventliche Abendveranstaltung aus, nachdem Frau Maria Spies ein kleines Präsent und den Dank aller Anwesenden für die interessanten und lehrreichen Vorträge in gereimten Sätzen an Dr. Borchert übermittelt hat.
Die erste Zusammenkunft im neuen Jahr findet am Montag, 15. Januar, 19.30 Uhr, im Myconiushaus statt.