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LICHTENFELS: Statt Idylle ein Bild der Verwüstung

LICHTENFELS

Statt Idylle ein Bild der Verwüstung

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    Kurz nach dem Einbruch: Neben dem Stumpf liegt die gefällte Trauerweide. FOTOS: Heinz Scherer
    Kurz nach dem Einbruch: Neben dem Stumpf liegt die gefällte Trauerweide. FOTOS: Heinz Scherer Foto: Heinz Scherer

    Für Lichtenfelser ist „Scherers Garten“ ein Begriff. In den 1950er Jahren erwarb die gleichnamige Lichtenfelser Familie das Grundstück. In den 1970er Jahren bekam das Fleckchen Erde an der Robert-Koch-Straße sein heutiges Aussehen. Bis 2016 war es alljährlich im August Treffpunkt für Freunde der Langohren. Bei Zuchtschauen kürte der Kaninchenzuchtverein Lichtenfels-Burgberg die schönsten Exemplare. Viele Besucher genossen jahrzehntelang stets die Idylle unter Bäumen, die Gastfreundschaft und die Bewirtung.

    Als Heinz Scherer, einer der Eigentümer des Familiengrundstücks, vor einigen Wochen wieder einmal durch das Gartentor ging, um sich umzuschauen, bekam er einen Schock. Es war der 8. November, unmittelbar nach dem Martinsumzug eines Kindergartens. Im Schein der Taschenlampe sah der Lichtenfelser alles andere als eine Idylle. Ihm bot sich ein Bild der Verwüstung.

    Vier Bäume gefällt

    Von drei Fichten und einer großen Trauerweide – ursprünglich etwa zwölf bis 15 Meter hoch – ragten nur noch Stümpfe aus dem Erdreich. Die Bäume waren mit Axt und Beil gefällt worden und lagen auf dem Boden. Die Trauerweide hatte zuvor einen Teich mit Goldfischen überragt. Am Teichrand sah Heinz Scherer Gaskartuschen, die noch geöffnet waren. Ein zerstörter Gartenzwerg lag ebenfalls dort. Am Tag darauf bemerkte er, dass Öl und Diesel in das Wasser geschüttet worden waren. „Die Goldfische waren alle verendet“, sagte er bei einem Gespräch mit dieser Redaktion.

    Als ob dieser Anblick nicht schon schlimm genug gewesen wäre: In der Gartenhütte, seit vielen Jahren Domizil bei Festen, sah es aus, als ob der Blitz eingeschlagen hätte. Mobiliar, Geschirr und Dekoration lagen zertrümmert auf Bänken und Boden. Erinnerungsteller waren von der Wand herabgerissen worden.

    Das aufgebrochene Türschloss des Gebäudes lag im Garten. Der Rahmen auf der Keramikschüssel der offenbar benutzten Toilette war zerbrochen worden. Einige Holzstühle in der Hütte fehlten ganz und gar. Sie wurden später unter anderem im Bereich einer nahen Unterführung entdeckt. Auch ein Werkstattraum der Hütte war betroffen. Werkzeug lag auf dem Boden. Zwei Stromaggregate waren von dort in den Garten geschafft worden, wo sie allerdings nicht gestartet werden konnten.

    Heinz Scherer entdeckte die Zerstörung im Garten seiner Familie erst mit Verzögerung. Ein Zeuge hatte bereits in der Herbst-Schulferienwoche Ende Oktober, Anfang November tagsüber beim Vorbeifahren drei Personen im Garten gesehen und eine „Schreierei“ gehört, wie Heinz Scherer sagt.

    Überwachungskameras installiert

    Der Bekannte habe angerufen, ihn aus technischen Gründen aber nicht persönlich erreicht, sondern nur auf den Anrufbeantworter sprechen können. Scherers Telefonanlage war defekt und wurde gerade repariert. Erst Tage später habe er das Telefon wieder abhören können, so Scherer. Daraufhin sei er am 8. November zur Kontrolle in den Garten gegangen.

    An diesem Abend fotografierte der Lichtenfelser die Zerstörungen. Er informierte die Polizei, die gleich am nächsten Tag kam, um sich ein Bild zu machen. Ermittlungsbeamte der Kripo Coburg begannen mit der Spurensuche.

    Dann kam es noch dicker: Am darauf folgenden Wochenende wurde die Hütte im Garten erneut Ziel blinder Zerstörungswut. „Zwischen dem 10. und 12. November sind fast alle Fenster der Hütte eingeschlagen worden“, sagt Heinz Scherer. Die Kriminalpolizei konnte bei den ersten Untersuchungen keine Hinweise auf die Täter finden. Sie entschloss sich, das Grundstück mit Kameras zu überwachen. Die Geräte liefen 14 Tage lang. Vor einigen Tagen wurden sie abmontiert, so Heinz Scherer. Nun werden die Aufnahmen ausgewertet. „Der Schaden im Garten und in der Hütte liegt bei 12000 bis 15000 Euro“, sagt der Lichtenfelser. Die Suche nach den Tätern läuft weiter. Die Polizei prüft unter anderem, ob bei sicher gestelltem Diebesgut Beute aus dem Einbruch bei Scherers Garten dabei ist.

    Mögliches Szenario

    „Ich war und bin immer noch sehr betroffen über das, was da passiert ist“, sagt Heinz Scherer. Wenn es um das mögliche Szenario geht, das zur Verwüstung passt, hat Heinz Scherer seine eigene Theorie: Im Garten und in der Hütte haben Unbekannte offenbar mehrere Male gefeiert und dies nicht nur bei Dunkelheit. Eventuell wussten die Täter, dass das etwas abgelegene und von der Straße kaum einsehbare Grundstück nach der letzten Kaninchenschau 2016 nicht mehr so regelmäßig gepflegt und kontrolliert worden war. „Vielleicht war Halloween der Ausgang“, sagt der Lichtenfelser. Die Polizei habe einen Kürbis gefunden, der mit dem Terrain sonst nichts zu tun hat.

    Es war ziemlich sicher Alkohol im Spiel. Geleerte Wodkaflaschen zeugen davon. Vielleicht berauschten sich die Täter auch, in dem sie Gas aus den Kartuschen schnüffelten. Möglich zudem, dass die Einbrecher im Garten mit Hilfe der Gaskartuschen gegrillt haben. Im Garten war ein Grillrost platziert worden. Daneben lagen Krüge, zerquetschte Dosen und leere Flaschen.

    Heinz Scherer wollte ursprünglich umgehend die Öffentlichkeit informieren, um Hinweise zu erhalten. Weil die Kriminalpolizei dann Überwachungskameras am Gelände installierte und ihn vorerst um Zurückhaltung bat, um die Ermittlungen nicht zu gefährden, habe er bis heute gewartet. Nun hofft er auf Zeugenhinweise.

    Zeugenhinweis: Wer hat in der Zeit von Ende Oktober bis zum 12. November 2017 verdächtige Beobachtungen auf dem Gelände „Scherers Graten“ an der Robert-Koch-Straße (gegenüber Hotel „Krone“) gemacht? Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Lichtenfels Tel. (09571) 95200.

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