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LICHTENFELS: „Kleiner Muck“ und großer Theologe

LICHTENFELS

„Kleiner Muck“ und großer Theologe

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    Ein Bilddokument aus dem Stadtarchiv Lichtenfels: Weihe der Lichtenfelser Mainbrücke 1947 durch Weihbischof Artur Michael Landgraf. FOTO: red
    Ein Bilddokument aus dem Stadtarchiv Lichtenfels: Weihe der Lichtenfelser Mainbrücke 1947 durch Weihbischof Artur Michael Landgraf. FOTO: red

    Einigen Leserinnen und Lesern ist er noch bekannt. Sei es, dass sie von ihm gefirmt wurden, oder er die Kirche ihres Heimatortes und Glocken und die Mainbrücken in Burgkunstadt und Lichtenfels geweiht hat. Beim Vierzehnheiligenfest war er oft Festprediger, ebenso in der Basilika Gößweinstein.

    Als ungemein gescheiten Professor kennt ihn die theologische Wissenschaft. Manchen ist er auch nur unter dem Spitznamen „der kleine Muck“ in Erinnerung geblieben: Der von Gestalt kleine Bamberger Weihbischof, der im Teufelsgraben wohnte: Artur Michael Landgraf (1895-1958). Nach der Festschrift für die Komturei „Franken“ des Deutschen Ordens 2014 hat nun der ehemalige Diözesanarchivdirektor und Herausgeber der heimatgeschichtlichen Zeitschrift „Vom Main zum Jura“, Dr. Josef Urban, einen Sammelband als vielstimmige Dokumentation über diese Persönlichkeit zusammengestellt.

    Gelungene Zusammenarbeit

    In den letzten Jahren ist dieses Buch in Bamberg-Römischer bistumsübergreifender Zusammenarbeit entstanden. Bis zum Erscheinen im Frühjahr 2018 kann es zum Vorzugspreis bestellt werden.

    Unter der Qualifikation „Dokumentationen“ befassen sich 38 kleinere und größere Abhandlungen mit dem Leben und Wirken des Bischofs und mit kunstgeschichtlichen Aspekten und bieten Informationen über seine wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Frühscholastik.

    Als Alumnus des Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom von 1913 bis 1922 hat Landgraf dort nicht nur seine theologische und geistliche Formung erhalten. Von 1920 an hat er sich mit der Erforschung der frühscholastischen Theologie und Dogmengeschichte und einer Vielzahl an Veröffentlichungen dazu schon früh einen Namen gemacht. 1924 wurde er Professor in Bamberg und zweimal fuhr er für längere Lehraufträge über den Ozean an die Katholische Universität für Amerika in Washington.

    Auch als er 1943 zum Weihbischof in Bamberg geweiht wurde und in der Bistumsverwaltung Aufgaben übernahm, hat er die theologische Forschung weiter betrieben. So ist Landgraf heute als „Altmeister der mediävistischen Forschung“ international anerkannt.

    Historiker der Frühscholastik

    Das Buch beginnt zunächst mit einer Einführung des Herausgebers und Darlegungen zum Germanikum und den Germanikern. Dann folgt ein umfangreiches Kapitel über „Artur Michael Landgraf in Wissenschaft und Memoria“. Zwei Studien sind hier wichtig: Einmal die von dem römischen und nun in Paris tätigen Mittelalterforscher Francesco Siri vorgelegte und vom Archivar des Germanikum, Fr. Markus Pillat SJ, übersetzte Studie zu Landgraf als Historiker der Frühscholastik.

    Ihr schließt sich Erzbischof em. Karl Braun, einst wie Landgraf Student des Collegium Germanicum, mit seinen Erinnerungen an den „frater major“ an.

    Der damalige Professor und spätere Erzbischof Josef Schneider bescheinigte dem Freund zum zehnjährigen Bischofsjubiläum unter anderem, dass dieser bei der kriegsbedingten Sicherung des Bamberger Papstgrabes erkannt hatte, dass die Textilien, die die Gebeine Papst Clemens II. umhüllten, nicht ein Ledersack waren, sondern wertvolle byzantinische Stoffe.

    Zuweilen nur mühsam aufzufindende Nachrufe auf den 1958 überraschend verstorbenen Bischof und Wissenschaftler in der Presse und wissenschaftlichen Zeitschriften zeichnen Landgrafs Biographie. Die Texte mit unterschiedlicher Diktion stammen von Professorenkollegen und Zeitgenossen. Erstmals würdigte der mit Landgraf in Briefkontakt gestandene römische Prof. Zoltán Alszeghy Landgrafs Lebenswerk in einem Beitrag von 1964, der auch heute noch grundlegend ist.

    Ein weiteres großes Kapitel mit dem Titel „Archivisches – Dokumentation“ präsentiert eine detaillierte Bibliographie Landgrafs und dessen schriftstellerische Tätigkeit in der Presse, beeindruckende Zeugnisse eines eifrigen Forscherlebens, der sich mit seinen Romanen zudem auch in der Belletristik einen Namen gemacht hat.

    Forschungsgeschichtlich aufschlussreich ist der Umgang mit Landgrafs umfangreichen wissenschaftlichen und bibliothekarischen Nachlass. Auch Einblicke in kunsthistorische Fragen zeigen Landgrafs Bedeutung auf.

    In Stein gemeißelt

    So stellt die Textilrestauratorin Sibylle Ruß die Nadelmalerei des weihbischöflichen Wappens auf Messgewändern im Heiliggrab-Kloster Bamberg vor, während Josef Urban zu Primizkrone, Weihefässchen, Pontifikalien und Wohnhaus bzw. Villa Landgraf schreibt und Landgrafs Nachruhm, in Stein gemeißelt auf der Grabinschrift, lebendig werden lässt. Daten zur Familie, zu Lebensstationen und Amts- und Pontifikalfunktionen und erschließende Register runden das aufwändig gestaltete Buch ab.

    Artur Michael Landgraf (1895-1958) – der gelehrte Bamberger Weihbischof. Dokumentationen. Hg. Josef Urban. Eggolsheim 2018; Bestellung: Forschungsstelle Bamberger Bistumsgeschichte, Dr. Josef Urban, Schillerstraße 15, 91330 Eggolsheim – Email: josef.urban@yahoo.de.

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