Den Andorn, die „Arzneipflanze des Jahres“ stellte Elke Mahr bei der Jahresversammlung des Kneipp-Vereins Lichtenfels in der Gaststätte „Wallachei“ vor. Der Andorn sei heutzutage wenig bekannt. Für die Wahl zur Arzneipflanze des Jahres sei sicherlich die historische Bedeutung ausschlaggebend gewesen, gehörte doch das Gewächs von der Antike bis weit in die Neuzeit hinein zu den beliebtesten Heilpflanzen Europas. So schätzte Plinius der Ältere (gestorben 79 nach Christus) die Pflanze als eines der vorzüglichsten Kräuter und empfahl sie bei Lungenerkrankungen, hartnäckigem Husten und Krämpfen.
Schleimlösende Wirkung
Hildegard von Bingen stellte ein durch Abkochen der Pflanze mit Fenchel, Dill und Wein erhaltenes Getränk als Mittel gegen starken Husten heraus. Im 19. Jahrhundert habe sich die Anwendung vor allem auf die schleimlösende Wirkung in den Atemwegen sowie auf Verdauungsprobleme konzentriert. Im 9. Jahrhundert habe der damalige Abt des Klosters Reichenau in seinem Buch über Heilpflanzen Andorn nicht nur als wirksames Mittel bei Bronchialkatarrh, sondern auch als schnelles Gegenmittel bei Giftanschlägen von „bösen Stiefmüttern“ gepriesen.
Der Andorn ist eine halbstrauchige krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe bis zu 80 Zentimeter, gehört zu den Lippenblütlern, blüht von Juni bis September in Form von weißen kugeligen Scheinquirlen und ist vor allem im Mittelmeerraum verbreitet.
Neben dem wirksamkeitsbestimmenden Bitterstoff Marrubiin enthalte das Kraut auch noch Gerbstoffe und geringe Mengen an ätherischen Ölen, erläuterte Elke Mahr. Verschiedene Studien belegten die Wirkung des Andornkrauts zur Schleimlösung bei Husten im Rahmen von Erkältungen. Andorn-Bronchialtropfen würden daher bei verschleimten, verkrampften und entzündeten Bronchien angewendet.
Andornwein nach Hildegards Rezept
Elke Mahr hatte einige selbst hergestellte Mixturen mitgebracht, die die Besucher probieren konnten. Beispielsweise einen Andornwein nach einem Rezept von Hildegard von Bingen, der bei Husten eine wohltuende Wirkung entfalten soll.
Zur Herstellung kocht man pulverisierten Anis und Andorn in Wein auf und seiht das Ganze nach dem Abkühlen ab. Außerdem konnte man noch Andorntee, der bei Gallenbeschwerden helfen soll, Andorn-Hustenpillen und eine Andorntinktur testen.