105 Millionen Euro investiert Concept Laser in Seubelsdorf in einen hochmodernen 3D-Campus, in ein weltweites „Epizentrum des 3D-Metalldrucks“. Doch bei diesem Projekt der Superlative haben nicht nur Architekten das Sagen: Auch die Mitarbeiter bringen ihre Ideen ein. Das ist Firmengründer Frank Herzog genauso wichtig.
Wie sollen die Büros aussehen? Wie sollen sie zugeschnitten sein? Wie die Konferenzräume? Und wie und wo können sich Mitarbeiter zurückziehen, wenn sie in Ruhe telefonieren oder sich unkompliziert austauschen wollen? – Für den Gründer und vorsitzenden Geschäftsführer der Concept Laser GmbH sind das, Millioneninvestition hin oder her, essenzielle Fragen. In Workshops durfte das Team von Concept Laser mitarbeiten an der Vision 3D-Campus im Seubelsdorfer Gewerbegebiet, der Woche um Woche in die Höhe und auch in die Breite wächst. „Ich wollte keine Großraumbüros, bei denen der Mitarbeiter am einen Ende dem Mitarbeiter am anderen Ende zusehen kann“, sagt Frank Herzog. Er spricht vom „Spirit“, dem (Gemeinschafts-)Geist, der sich von der Idee durch die Planung bis zur Umsetzung des neuen Firmensitzes zog und zieht. „Der Mensch steht einfach immer im Mittelpunkt, auch wenn das abgedroschen klingen mag. Die Menschen, die hier viel Zeit verbringen, sollen sich wohlfühlen und gerne hier arbeiten.“ Ende 2016 hatte die im Jahr 2000 gegründete Firma Concept Laser noch rund 200 Mitarbeiter, heute sind es bereits 380. Tendenz: weiter steigend, „denn mit dem 3D-Campus steigt der Personalbedarf erneut“. Hier, in Lichtenfels-Seubelsdorf, werden künftig Forschung, Entwicklung, Materialtests, Service, Logistik und Produktion gebündelt. „Auf mittlere Sicht werden wir bei 500 Mitarbeitern sein“, blickt Frank Herzog in die Zukunft. Der akademische Anteil unter den Mitarbeitern ist hoch. Concept Laser braucht „junge, kreative Köpfe“. Und denen ist die Wohlfühlatmosphäre mindestens genauso wichtig wie die gute Bezahlung. Herzog baut auf seine Mitarbeiter: „Ohne ihr Engagement und ihren festen Glauben würde das hier alles keinen Sinn machen.“
Größer als das Bundeskanzleramt
Die Zahlen, die Architekt Peter Gärtner von „Schmelzle + Partner“ Dornstetten und Thomas Dechant vom gleichnamigen Weismainer Bauunternehmen vorstellen, sind beeindruckend. So ist der 3D-Campus, der zwischen A 73, B 173 und Eisenbahnlinie entsteht, 421 Meter lang und bis zu 22 Meter hoch, was einem Rauminhalt von 330 000 Kubikmeter ergibt. „Das ist größer als das Bundeskanzleramt in Berlin und mehr als achtmal so groß wie das Weiße Haus in Washington“, zieht Gärtner imposante Vergleiche. Derzeit stehen auf der Großbaustelle zwei große Kräne und mehrere kleinere. Doch das ist nichts gegen den Kran, den Thomas Dechant für die nächsten Wochen geordert hat: ein Kraftpaket von 550 Metertonnen, 38 Meter Hakenhöhe, mit einem 70 Meter reichenden Ausleger, der selbst an der Spitze des Kranarms noch 7,5 Tonnen heben kann. „Von diesem Kran sind in Europa gerade einmal zwei verfügbar“, so der Prokurist, Beton- und Stahlbetonbauermeister.
Architektonisch wollte Frank Herzog nicht einfach nur eine sterile Wellblechdachhalle auf die grüne Wiese setzen, sondern, in Sichtweite von Vierzehnheiligen, Kloster Banz und dem Staffelberg, „ein Highlight“ stellen. So wird an Verwaltung, Produktionshalle und den anderen Gebäuden viel Glas verbaut. Von den Konferenzräumen und der Betriebsgastronomie hat der Nutzer das Dreigestirn bestens im Blick. Selbst unten in den Produktionshallen sind der „Berg der Franken“ und die Wallfahrtsbasilika zu sehen.
„Wir wollen den 3D-Metalldruck von Lichtenfels in die Welt hinaustragen.“
Frank Herzog, Concept Laser
Auch von außen gewährt das Unternehmen dann künftig viele Einblicke. „Wir haben überlegt, ob es nicht möglich wäre, dass Besucher quasi direkt von der Autobahn und ohne Anmeldung zu uns kommen und die Fertigung erleben können“, so Herzog. Dafür wird es hoch über der Maschinenproduktion eine Besucherplattform geben. „Wir wollen die Menschen, die hineinkommen, mit dem 3D-Campus begeistern für unsere Technologie und unsere Vision. Wir wollen den 3D-Metalldruck von Lichtenfels in die Welt hinaustragen.“ Zum Erlebnis 3D-Campus wird dann auch eine kleine geschichtliche Ausstellung gehören mit Funden, die Archäologen vor den Bauarbeiten zu Tage förderten. „Wir wollen zeigen, dass hier schon vor 4000 Jahren Menschen arbeiteten“, erklärt Herzog.
Dass das Interesse der Bevölkerung an der Megabaustelle so groß ist, freut Frank Herzog außerordentlich. „Mittlerweile werden gewisse Sonntagspaziergänge nach Seubelsdorf verlegt“, hat er beobachtet. Die Bauarbeiten würden nicht kritisch, sondern wohlwollend verfolgt. Wohlwollend sei ihm darüber hinaus auch die Stadt Lichtenfels gegenübergestanden. Es dauerte gerade einmal drei Monate, bis die eingereichten Pläne genehmigt waren. Auch die früheren Grundstückseigentümer legten Visionär Frank Herzog keine Steine in den Weg. Und so rollten am gleichen Tag, an dem die Baugenehmigung erteilt wurde, noch die Bagger an.
Im Wettbewerb mit Großkonzernen
Die Mitbewerber des stetig wachsenden Mittelständlers Concept Laser beziehungsweise GE Additive, zu dem das Unternehmen seit 2016 gehört, sind Multimilliardenkonzerne wie Hewlett-Packard, Canon oder auch Siemens. Aus eigener Kraft hätte Concept Laser es wohl nicht geschafft, schnell und dynamisch genug zu wachsen, um die so wichtigen Märkte in den Vereinigten Staaten oder China zu bedienen. „Deswegen haben wir uns 2016 einen Partner gesucht“, sagt Firmengründer Frank Herzog. Und dieser Partner, ein gigantischer US-Konzern, setzt voll auf den Tatendrang in Lichtenfels. „Wir schaffen hier ein Exzellenz-Center für Laser Tec: Alles, was bei GE mit Laser zu tun hat, findet in Lichtenfels statt und wird künftig auch weiterhin in Lichtenfels stattfinden.“ Schlüsselübergabe für die Produktionshallen von Concept Laser in Seubelsdorf soll Ende des Jahres sein, drei bis fünf Monate später wird dann vor Ort produziert. Die Bürogebäude, für die bislang „nur“ die Fundamente gelegt wurden, sollen Mitte 2019 bezugsfertig sein.
GE Additive hat, auch dank Concept Laser, die Mitarbeiterzahl von 200 im Jahr 2016 auf heute 1200 erhöht, mittlerweile seine Firmenzentrale nach München verlegt und plant, den Umsatz bis zum Jahr 2020 auf eine Milliarde US-Dollar zu steigern. „Wir spielen eine sehr wichtige Rolle im Konzern“, unterstreicht Frank Herzog voller Überzeugung. Und sollten die Pioniere des 3D-Metalldrucks weiter expandieren müssen, so stünden neben dem 3D-Campus von Concept Laser noch einmal Erweiterungsflächen in gleicher Größe zur Verfügung. Weitere rund 40 000 Quadratmeter.
Zahlen und Daten zum 3D-Campus • Im 3D-Campus werden 3500 Tonnen an Stahl verbaut, weitere 600 Tonnen für den Bürotrakt. Das entspricht mehr als der Häfte des Eiffelturms (Gewicht: 7 000 Tonnen). • Die Dachfläche des 3D-Campus ist so groß wie etwa drei Fußballfelder. • Die Gebäude sind auf 650 Bohrpfähle gegründet. • Für den 3D-Campus werden 60000 Kubikmeter Erde bewegt, was rund 3500 Lasterladungen entspricht. • Zirka 6500 Lasterladungen (rund 150 000 Tonnen) Schüttgüter werden zur Megabaustelle transportiert. • Es werden 23 000 Kubikmeter Beton benötigt, die rund 3300 Laster füllen. • 139 00 Quadratmeter Fassadenglas und 570 Türen werden im 3D-Campus verbaut. • Concept Laser hat am neuen Firmensitz 4000 laufende Meter Kanal und 12000 laufende Meter Kabelleerrohre verlegen hassen.